Linz öffnet sich für seine Bürger: Datenportal soll erster Schritt sein
LINZ. Die Stadt Linz öffnet sich. Seit dieser Woche ist das neue Datenportal der Stadt im Internet, in dem eine Vielzahl von Statistiken und Daten für jeden Bürger frei verfügbar ist. Damit geht Linz den Schritt in seinem umfangreichen Open-Commons-Projekt.
David und Anna sind die beliebtesten Vornamen, die in Linz vergeben werden. Am Bindermichl gibt es 1455 Wohnungen mit einer Nutzfläche zwischen 41 und 60 Quadratmetern. Das sind nur zwei von unzähligen Beispielen, welche Daten die Stadt Linz für jedermann zugänglich gemacht hat. Daneben sind Geodaten wichtiger Einrichtungen, Luftbilder, Stadtpläne oder Gemeinderatsprotokolle unter der Adresse www.data.linz.gv.at online. „Personenbezogene Daten werden natürlich nicht veröffentlicht“, erklärt Gerald Kempinger, Geschäftsführer des stadteigenen EDV-Unternehmens IKT.
Apps für die Stadt Linz
Die Datenplattform ist der erste Schritt im sogenannten „Open Commons“-Projekt der Stadt, die sich dem Bürger damit öffnen und ihn darin auch aktiv einbeziehen will. „Mit diesen Daten ist es Entwicklern möglich, beispielsweise Apps für mobile Geräte zu entwickeln“, sagt Projektleiter Stefan Pawel. Allein in Linz gebe es mindestens 200 Menschen, die sich bereits jetzt aktiv für das Thema interessieren und sich in die Entwicklung einbringen.
Die erste App, die entwickelt wurde, ist der „Hotspot-Finder“, der die kostenlosen Internet-Zugangspunkte auf dem Handy visualisiert. „Das ist natürlich erst der Anfang, wir erwarten uns, dass in nächster Zeit viele weitere Anwendungen folgen werden“, sagt Kempinger.
Zwei konkrete Projekte werden schon in den kommenden Wochen starten. „Wir werden die Echtzeitdaten der Linz Linien mit einer Schnittstelle für Programmierer zur Verfügung stellen“, sagt Kempinger. Damit ist es recht einfach möglich, Anwendungen zu erstellen, mit denen beispielsweise aktuelle Abfahrtszeiten von Straßenbahnen und Bussen abgefragt werden können. Daneben soll auch die „Linz Termine“-Plattform für Entwickler zugänglich gemacht werden, um auch in diesem Bereich neue Angebote schaffen zu können. „Wir werden Schritt für Schritt weitere Bereiche öffnen, um die Anfangsdynamik zu erhalten“, sagt Pawel.
Die Daten können auch von Unternehmen verwendet werden, die diese kommerziell verwerten wollen. „Wenn neue Unternehmen dadurch entstehen oder Unternehmen neue Produkte entwickeln, kann das nur im Interesse der Stadt sein – dann haben wir einen tollen Job gemacht“, sagt Kempinger.
Politisch unumstritten
Die Öffnung der Datenbestände der Stadt war von einem breiten politischen Konsens getragen – mit einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss. „In diesem Bereich hat eindeutig ein Umdenken stattgefunden“, sagt Kempinger. Ziel der IKT sei es nun, andere öffentliche Institutionen und auch Unternehmen zu animieren, Daten zur Verfügung zu stellen. „Dann wird das Projekt erst so richtig interessant. Derzeit herrscht beim Land Oberösterreich beispielsweise noch Stillstand, aber wir haben jetzt etwas geschaffen, das wir herzeigen können – hoffentlich springen damit auch andere auf“, sagt Pawel.
Open Government: Großbritannien gilt als Vorreiter
In Europa ist Großbritannien Pionier im Bereich des Open Government, das dem Bürger über das Internet Kontakt zur Verwaltung ermöglicht. Österreich befindet sich hier noch im Anfangsstadium. Linz ist nach Wien die zweite Stadt, die ihre Daten online zur Verfügung stellt, Salzburg soll demnächst folgen, und auch in Graz gibt es bereits derartige Überlegungen. Um die Daten auch miteinander vernetzen zu können, einigten sich die Städte auf gemeinsame Standards.