Bluttest-Schwindlerin Elizabeth Holmes zu elf Jahren Haft verurteilt
SAN JOSE. Die frühere US-Bluttest-Unternehmerin Elizabeth Holmes ("Theranos") ist wegen Betrugs zu mehr als elf Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Bundesrichter Edward Davila verkündete in der kalifornischen Stadt San José am Freitag (Ortszeit) das Strafmaß von 135 Monaten gegen die einst gefeierte Gründerin des Biotech-Start-up-Unternehmens Theranos. Die schwangere 38-Jährige muss ihre Haftstrafe nicht vor dem 27. April kommenden Jahres antreten.
Holmes wollte mit ihrer Bluttest-Firma die Pharma- und Gesundheitsbranche revolutionieren - doch das Versprechen entpuppte sich als Bluff. Die einstige US-Vorzeigeunternehmerin war im Jänner von einer Jury wegen Betrugs schuldig gesprochen worden. Sie habe Investoren mit vorsätzlichen Falschbehauptungen über die Theranos-Technologie dazu verlockt, Geld in ihr Unternehmen zu stecken, urteilten die Geschworenen.
Das Strafmaß ist ein harter Schlag für Holmes. Ihre Anwälte hatten sich für maximal 18 Monate Haft ausgesprochen und ansonsten auf Hausarrest und Sozialstunden als Strafe plädiert. Die Anklage hatte mindestens 15 Jahre Gefängnis gefordert. Holmes hätte laut Gesetzbuch sogar zu 20 Jahren Haft verurteilt werden können. Laut US-Medien kündigte sie bereits an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.
Silicon-Valley-Star
Der Prozess gegen Holmes, die es einst als große Innovationshoffnung der Tech-Hochburg Silicon Valley auf die Titelseiten der US-Wirtschaftsblätter geschafft hatte, sorgte in den USA für viel Aufsehen. Aufstieg und Absturz der Ex-Starunternehmerin wurden in Podcasts erörtert und in der TV-Serie "The Dropout" verfilmt. Holmes wies die Betrugsvorwürfe stets zurück und versicherte, dass sie aufrichtig an die Technologie von Theranos geglaubt habe.
Sie machte außerdem ihren Ex-Freund und früheren Geschäftspartner Ramesh "Sunny" Balwani für den Skandal verantwortlich. Dieser wurde im Juli ebenfalls des Betrugs schuldig gesprochen. Das Strafmaß steht noch aus. Dass sie kein Schuldgeständnis abgegeben habe, sei bei der Bestimmung des Strafmaßes ein Nachteil für sie gewesen, erklärte Richter Davila.
Holmes hatte Theranos 2003 im Alter von nur 19 Jahren gegründet. Die Firma warb mit einer vermeintlich revolutionären Technologie für besonders schnelle, effektive und kostengünstige Bluttests. Holmes wurde durch Theranos zur Milliardärin, zeitweise wurde das Unternehmen mit rund neun Milliarden Dollar bewertet. Jahrelang wurde die charismatische Jungunternehmerin als Tech-Pionierin gefeiert. Sie gewann finanzkräftige Investoren und prominente Unterstützer wie Ex-Außenminister Henry Kissinger und den Medienmogul Rupert Murdoch.
2015 kam durch Recherchen der Zeitung "Wall Street Journal" heraus, dass ihre Bluttest-Geräte gar nicht funktionierten. Auch wenn Holmes zunächst alle Vorwürfe hartnäckig abstritt, geriet ihr Kartenhaus immer weiter ins Wanken. Eine Serie weiterer Enthüllungsartikel entlarvten die vermeintliche Erfolgsgeschichte endgültig als Schwindel. Tatsächlich funktionierten die angeblichen Innovationen von Theranos nicht, stattdessen nutzte die Firma offenbar heimlich herkömmliche Testverfahren. 2018 folgte die Anklage wegen Betrugs.
Verdient! Aber eigentlich schon unglaublich, wie sich all die finanzkräftigen Investoren durch ihre Gier verarschen haben lassen.
Bravo!