Kampf gegen Desinformation - Global Fact startet in Sarajevo
SARAJEVO. Der 11. Global Fact Checking-Gipfel findet dieses Jahr in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo statt.
Drei Tage lang kommen ab Mittwoch Faktenchecker, Journalisten und Experten aus der ganzen Welt sowie Vertreter großer Social Media-Plattformen zusammen, um über Strategien im Kampf gegen Desinformation zu diskutieren. Der Gastgeber, das International Fact-Checking Network (IFCN), warnte in einem Statement unter anderem vor Angriffen auf Faktenchecker und Faktencheckerinnen.
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Über 120 Mitglieder-Organisationen haben das Statement, das zu Beginn der Konferenz am 26. Juni 2024 vom International Fact-Checking Network (IFCN) veröffentlicht wurde, unterzeichnet. Darin wurde auf die Notwendigkeit von unabhängigem Fact Checking, dem Zugang zu Informationen und freier Meinungsäußerung hingewiesen: "Alle Menschen haben das Recht, Informationen und Ideen zu suchen, zu erhalten und weiterzugeben. Fact-Checking ist tief verwurzelt in diesen Prinzipien (...) und ein Teil der freien Presse sowie hochqualitativem Journalismus".
Faktencheck ist keine Zensur
Faktenchecker seien in den vergangenen Jahren allerdings unablässig als "Online-Zensoren" attackiert worden. Sie seien mitunter Opfer verbaler und physischer Gewalt geworden und koordinierten Angriffen sowie politischem Druck ausgesetzt gewesen. Faktencheck dürfe nicht als Zensur betrachtet werden: "Zensur entfernt Informationen. Fact-Checking fügt Informationen hinzu", hieß es.
Vor diesem, aber auch vor dem Hintergrund der Kriege in der Ukraine und in Nahost und der rapiden Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) steht die diesjährige Konferenz. Aus Österreich sind die beiden IFCN-lizenzierten Faktencheck-Organisationen APA-Faktencheck und Medizin transparent von der Universität für Weiterbildung Krems dabei.
So geht es etwa in den zahlreichen Panels um Fact-Checking in Krisen- und Kriegsgebieten wie Gaza, Syrien, Libanon oder dem Sudan, aber auch um wahlbezogene Falschinformationen wie die kursierenden Deepfakes im Zuge der Parlamentswahl in Indien. Diskutiert wird auch über Media Literacy, neue KI-Tools zur Detektion von Fakes, den Umgang mit extremistischen Gruppen, Narrative rund um LGBTQIA+ und Migration sowie über Falschinfos, die von offiziellen Stellen oder Politikern verbreitet werden.
Friedensnobelpreisträgerin als Rednerin
Eine der Hauptrednerinnen ist die philippinische Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa, die im Jahr 2012 das Investigativmedium "Rappler" mitgegründet hatte, das unter anderem über die brutale Anti-Drogen-Kampagne des früheren Präsidenten Rodrigo Duterte berichtete. Immer wieder ist die Journalistin Ziel von Anfeindungen und Drohungen. Aber auch der bekannte Investigativjournalist Craig Silverman, der Autor Steve Levitsky sowie der Direktor der "Wayback Machine", Mark Graham, sind dabei.
Wie auf der letztjährigen Konferenz im südkoreanischen Seoul müssen auch dieses Jahr Vertreter großer Online-Plattformen wie TikTok und Metas' Facebook den Fragen der Faktenchecker Rede und Antwort stehen. Die Online-Netzwerke stehen genauso wie YouTube und Telegram regelmäßig in der Kritik, nicht genug gegen Desinformation und Hass im Netz zu tun.