Kreuzritter-Symbolik tätowiert: Künftiger Pentagon-Chef Pete Hegseth in der Kritik
WASHINGTON. Ein quadratisches Kreuz, umgeben von vier kleinen Kreuzen: Seit Jahrhunderten ist das "Jerusalemkreuz" in der Heiligen Stadt omnipräsent.
Als Symbol anti-islamischer Kreuzzugsromantik erfreut es sich inzwischen auch zunehmender Beliebtheit bei Anhängern einer Ideologie der weißen Vorherrschaft unter der neuen Rechten. In diese Traditionen stellen Kritiker nun das überdimensionale Jerusalemkreuz-Tattoo auf der Brust des designierten US-Verteidigungsministers Pete Hegseth.
Das Jerusalemkreuz ist das Emblem der Franziskaner im Heiligen Land, die seit 1342 im päpstlichen Auftrag die christlichen Stätten hüten. Es ist das Wappen des "Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem" (Grabesritter), hat im Wappen des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem seinen Platz - und als Tattoomotiv unter der Haut so mancher Pilger.
"Gott will es"
Doch das Jerusalemkreuz ist nur eines der religiös inspirierten Motive, die Hegseth - ein evangelischer Christ - auf seinem Körper zur Schau trägt. Der Schriftzug "Deus vult", Gott will (es), ziert etwa seinen imponierenden rechten Bizeps. Die Parole "Deus lo vult" ist wie das Jerusalemkreuz ein Erkennungszeichen und der Wahlspruch des Ritterordens vom Heiligen Grab. Auch sie steht unverkennbar für die Ära der Kreuzzüge, die wohl militanteste Epoche in der Geschichte der katholischen Kirche.
Alles Hollywood, sagt der frühere israelische Botschafter im Vatikan, Mordechay Lewy, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Historiker hat sich wie kaum ein zweiter mit der Geschichte der Pilgertätowierungen und des Jerusalemkreuzes befasst. Im Gegensatz zur populären Bilderwelt sei für die gesamte Kreuzzugszeit bis 1291 nicht ein einziges Jerusalemkreuz bekannt. Das vom "Königreich Jerusalem" verwendete Kreuz habe die klassische Form gehabt - ein Langbalken mit Querbalken. Für Lewy ist der designierte US-Verteidigungsminister "einer Folklore auf den Leim gegangen, wenn auch einer, die sehr weit verbreitet ist".
Abgesehen von frühchristlicher Kunst ohne Bezug zu Jerusalem, taucht das Jerusalemkreuz laut Lewy Anfang des 14. Jahrhundert auf - und wird schnell zum Markenzeichen der Franziskanerkustodie und der Heiliglandpilger. Seine Bedeutung erhalte es unterdessen nicht von seiner Form, sondern von der Anzahl der Kreuze. Diese stehe für die Anzahl der Wunden Christi, die ab dem 12. Jahrhundert in der Liturgie auftauche und das Bedürfnis der bildlichen Darstellung befördere.
Gegen "muslimische Horden"
Dass Hegseth seine Körperkunst in der Kreuzfahrertradition sieht, darf man aber annehmen: Unter einem Foto seines tätowierten Oberarms setzte er auf Instagram den Hashtag #AmericanCrusade - "Amerikanischer Kreuzzug" - der Titel seines 2020 erschienenen Buches über den amerikanischen Freiheitskampf gegen Linke und den Islam. Unter dem Schlachtruf "Deus vult" seien christliche Ritter vor tausend Jahren auf päpstliche Anordnung gegen "muslimische Horden" angetreten, um "Europa zu retten", heißt es dort. Und dass Amerika heute "denselben Mut gegen Islamisten aufbringen" müsse.
Für den in Jerusalem lebenden deutschen Franziskaner Gregor Geiger sind solche Ideen wie auch die politische Indienstnahme von religiösen Symbolen ein Skandal - und für die Christen im Heiligen Land potenziell ein Schaden. Die arabische Welt unterscheide kaum zwischen einheimischen Christen und dem Westen. Für viele Juden wiederum sei jedes Kreuz eine Provokation, so der Ordensmann.
Karl Lengheimer, früherer Statthalter der Grabesritter für Österreich, sieht Bestrebungen rechtsstehender Kreise, das "Deus lo vult" ideologisch zu missbrauchen. Der Wahlspruch erinnere an den Ruf, mit dem das Volk den von Papst Urban II. 1095 angeordneten ersten Kreuzzug zur Befreiung des Heiligen Landes bejubelt haben soll. "Was solche Phänomene der Massenpsychologie anrichten können, haben wir nicht nur am Beginn des zweiten Jahrtausends unserer Zeitrechnung erlebt, sondern viel schrecklicher an dessen Ende", so Lengheimer.
Orden ist betont unpolitisch
Eine kriegerische Interpretation lehnen Grabesritter ab, sagt auch der Abt der deutschsprachigen Benediktiner im Heiligen Land, Nikodemus Schnabel, selbst Ritter des Ordens. Der karitative Laienorden sei explizit unpolitisch und wolle keine Kreuzzugsidee wiederbeleben. Als Grabesritter eine besondere Beziehung zu den Orten Jesu zu unterhalten und die Christen im Heiligen Land zu unterstützen, habe nichts mit romantisierenden Kreuzfahrerideen zu tun, "die alle 'Ungläubigen' rauswerfen will, also gleichermaßen antimuslimisch und antisemitisch ist und das als angeblichen Willen Gottes verkauft".
Wenn Menschen sich zuhause ein Tattoo mit der Bedeutung stechen ließen, "ich bin hier der Christ und biete allen anderen die Stirn als Kreuzfahrer 2.0", dann sei das "schwierig", so Schnabel. Ansonsten sei er ein "großer Fan von Pilgertattoos" und habe Respekt vor dieser Tradition. Mit dem uralten Brauch verewigten Menschen seit Jahrhunderten, wie die Pilgerfahrt ihr Leben geprägt habe - und zwar vorzugsweise im Heiligen Land selbst.
Tja, der Präsi mit der toten Katze am Kopf kürt halt verhaltensoriginelle als Minister