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Israel: Schlimmste Anschlagswelle seit Jahren

Von nachrichten.at/apa, 30. März 2022, 15:20 Uhr
Nach der Serie von Anschlägen hat Israel seine Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, hier in der Altstadt von Jerusalem.  Bild: (APA/AFP/HAZEM BADER)

TEL AVIV. Blutige Terrorwelle in Israel: Bei drei Anschlägen binnen einer Woche sind am Dienstag elf Menschen getötet worden.

Es war die blutigste Woche in Israel seit 16 Jahren. Elf Menschen sind bei insgesamt drei Anschlägen getötet worden - so viele waren zuletzt bei einem Selbstmordanschlag in Tel Aviv im April 2006 ums Leben gekommen. Nach dem jüngsten Anschlag in Bnei Brak bei Tel Aviv mit fünf Todesopfern drang Israels Armee in der Nacht zum Mittwoch in den Wohnort des mutmaßlichen palästinensischen Täters ein.

In dem Ort Yabed nahe der Palästinenserstadt Jenin seien sechs junge Männer festgenommen worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Am Dienstagabend hatte ein 27-jähriger Palästinenser in Bnei Brak mit einem Sturmgewehr des Typs M16 das Feuer auf Passanten eröffnet. Er wurde daraufhin von Polizisten erschossen. Unter den Todesopfern waren ein Polizist - ein christlicher Araber - sowie zwei Ukrainer. Die beiden anderen Opfer waren Einwohner der mehrheitlich strengreligiösen Stadt Bnei Brak - einer davon hatte den Berichten zufolge seinen zweijährigen Sohn auf dem Arm, der unverletzt blieb.

In einer Videobotschaft lobten Mitglieder der palästinensischen Al-Aksa-Brigaden in Jenin den Anschlag. Einer von drei Vermummten kündigte darin auf Hebräisch einen "Krieg im ganzen Staat Israel" an. Die Al-Aksa-Brigaden sind der militärische Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas. Es handelt sich jedoch um ein lockeres Netzwerk ohne klare Hierarchie, örtliche Gruppierungen agieren oft auf eigene Faust.

Präsident Abbas verurteilte den Anschlag in Bnei Brak nach Angaben von Wafa. Die Tötung von Palästinensern und Israelis werde "nur zu einer weiteren Verschlechterung der Lage beitragen", insbesondere angesichts der anstehenden Feiertage von Muslimen, Christen und Juden. Während des muslimischen Fastenmonats Ramadan, der Anfang April beginnt, wird eine weitere Eskalation der Gewalt befürchtet. Unklar ist, ob Israel geplante Erleichterungen für die Palästinenser zum Ramadan nun wieder streicht.

Bei einem Anschlag in der Wüstenstadt Be'er Sheva (Beerscheva) waren vor einer Woche bereits vier Israelis getötet worden, in der Küstenstadt Hadera wurden am Sonntag zwei Polizisten erschossen. Beide Anschläge wurden von Arabern mit israelischer Staatsangehörigkeit verübt. Alle drei waren Unterstützer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS).

Mit dem Anschlag eines Palästinensers nahe Tel Aviv habe sich nun die Sorge bewahrheitet, die Bluttaten könnten Nachahmer aus dem besetzten Westjordanland finden, schrieb die israelische Zeitung "Haaretz" am Mittwoch.

Im Westjordanland und Gazastreifen sowie im Libanon kam es nach dem Anschlag in Bnei Brak zu spontanen Freudenfeiern. Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas nannte den Anschlag auch eine "rasche Reaktion auf den Gipfel der Schande in der Negev-Wüste". Am Montag waren Außenminister vier arabischer Staaten, Israels und der USA in dem Wüstenort Sde Boker zusammengekommen. Sie demonstrierten damit den Willen zu einer stärkeren Zusammenarbeit und setzten ein Zeichen gegen den Iran. Die Palästinenser waren an dem Gipfel nicht beteiligt gewesen.

Der palästinensische Politikwissenschaftler Jihad Harb sieht die fortwährenden israelischen Beschränkungen in den besetzten Palästinensergebieten und die politische Hoffnungslosigkeit als Nährboden für Anschläge. Harb rechnet nicht mit einem schnellen Ende der Gewaltwelle: "Wir könnten angesichts der Umstände weitere dieser Attacken sehen."

Um genau dies zu verhindern, ist die israelische Polizei in höchster Alarmbereitschaft. Die Präsenz an belebten Orten soll deutlich verstärkt werden. Die Polizei soll auch durch 1000 Soldaten verstärkt werden, wie Verteidigungsminister Benny Gantz entschied.

Die Gewaltwelle erhöht auch den Druck auf die ohnehin fragile Acht-Parteien-Koalition in Israel. Sie umfasst Parteien aller Couleur - rechte, linke und der Mitte - sowie eine arabische Partei. Diese hat sich von den Anschlägen klar distanziert.

Regierungschef Naftali Bennett sagte nach Sicherheitsberatungen, Israel stehe vor einer "herausfordernden Periode". In der Geschichte des Landes habe es immer wieder solche Terrorwellen gegeben. "Sie haben uns damals nicht gebrochen, und sie werden uns auch jetzt nicht brechen."

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zeigte sich "zutiefst entsetzt von einem weiteren verabscheuungswürdigen Anschlag" in Israel innerhalb weniger Tage. "Wir stehen an der Seite von Israel in diesen dunklen Stunden der Verteidigung seiner Sicherheit, die für uns nicht verhandelbar ist", schrieb Nehammer auf "Twitter". Fast wortgleich äußerte sich auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP).

Auch der EU-Außenbeauftragte, Josep Borrell, verurteilte die Tat im Namen der Europäischen Union. "Wir stehen an der Seite Israels in dieser schwierigen Zeit", hieß es in seiner Stellungnahme.

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