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Der Kitzbühel-Versteher im Interview: "Wir brauchen nicht tausend Millionäre, zehn reichen auch"

Von Christoph Zöpfl, 18. Jänner 2025, 11:55 Uhr
Kitzbühel-Interview
Manfred Hagsteiner Bild: chz

KITUZBÜHEL. Wer wissen will, wie Kitzbühel tickt, ist beim Immobilienmakler Manfred Hagsteiner an der richtigen Adresse.

Klein und sehr fein ist das Immobilienbüro von Manfred Hagsteiner in der Kitzbüheler Malinggasse 2, gleich beim Eingang in die Vorderstadt. Der Familienbetrieb hat eine interessante Geschichte. Hagsteiners Vater war als Promifriseur, der einmal eine übel gelaunte Romy Schneider aus seinem Salon hinauskomplimentiert hat, eine Legende in der Gamsstadt. Sein Umstieg vom Friseurgewerbe in das Immobiliengeschäft hat dazu geführt, dass sein Sohn Manfred genauso den beruflichen Kompass neu kalibriert hat. Auch er legte Schere und Kamm zur Seite, um gut geschnittene Immobilien an den gut situierten Mann (und die Frau) zu bringen. Der "Hagi" ist mit vielen Promis auf Du und Du und in Kitzbühel exzellent vernetzt. Rund um das Hahnenkammwochenende ist der stets elegant gestylte und freundliche Herr regelmäßig ein gefragter Mann bei diversen Medien, weil er ein so smarter und authentischer Kitzbühel-Erklärer ist. Auch die OÖNachrichten machten vor dem 85. Stelldichein der High Snowciety am Hahnenkamm einen "Friseurbesuch" im Maklerbüro.

OÖN: Kitzbühel wird "Monte Carlo der Alpen" oder "die verkaufte Stadt" genannt. Was passt besser?

M. Hagsteiner: Ich würde mich für "Monte Carlo der Alpen" entscheiden. Die Stadt ist nicht verkauft, und sie wird auch nie verkauft werden. Kitzbühel ist nach wie vor ein Dorf. Es gibt Einheimische, die die Verantwortung tragen und die schauen, dass das so bleibt. Der Ort hat eine Seele, die ist nicht verloren gegangen, die ist unverkäuflich.

Da steht Ihre Meinung jetzt im Widerspruch zu nicht wenigen Reportagen, in denen genau das Gegenteil behauptet wird.

Solche Geschichten werden sich vielleicht eher verkaufen lassen, darum sind sie in Mode gekommen. Kitzbühel hat sicher in den vergangenen Jahren seine Qualität als touristische Destination gesteigert, keine Frage. Es wurden Grundstücke und Häuser verkauft, ja, aber seine Seele hat Kitzbühel behalten. Wenn es heißt, Kitzbühel ist zum Disneyland für Reich und Schön geworden, ärgere ich mich, weil das nicht stimmt.

Wenn man sich die Preise in den Auslagen der Immobilienmakler anschaut, kann einem leicht schwindlig werden. Ist da der Plafond erreicht – und wie viel kostet aktuell Ihre teuerste Immobilie?

Kitzbühel hat nie eine Flaute gehabt, was den Immobiliensektor betrifft. Der deutsche Markt ist unser Glück. Da gibt es Leute mit Geld. Es wird immer eine Handvoll davon geben. Und eine Handvoll Leute mit Geld reicht für Kitzbühel. Wir brauchen nicht tausend Millionäre, zehn reichen auch. Und die finden wir, egal ob da eine Flaute ist oder nicht.

Darf ich noch einmal nach Ihrem teuersten Objekt fragen?

Aktuell haben wir in Aurach ein sehr schönes Haus um zwölf Millionen. Es gibt im Umfeld Objekte um 30 Millionen und mehr. Unser höchster Verkauf war 25 Millionen, das ist jetzt vier Jahre her.

Würden Sie gerne mit einem Kunden tauschen, der sich, sagen wir einmal, um drei Millionen Euro eine Immobilie in Kitzbühel leisten kann, die er vielleicht nur zwei Monate im Jahr nützt?

Nein, da würde ich niemals tauschen wollen. Jeder ist seines Glückes Schmied, und ich bin mit meinem Leben restlos zufrieden. Ich bin niemandem etwas neidig. Die Leute, die sich so einen Luxus leisten können, haben es meistens eh nicht leicht. Die müssen diesen Standard erhalten, meistens sind sie dann eh schon fünfmal geschieden. Ich hab immer noch die erste Frau – seit 37 Jahren. Damals hab ich ihr im Friseurgeschäft die Hand gegeben und gewusst, die werde ich heiraten. Nach zwei Tagen hab ich ihr einen Heiratsantrag gemacht, da waren wir noch per Sie. Sie hat gemeint, ich wäre ein Irrer. Nach zehn Tagen haben wir geheiratet.

Das war ja fast ein Überfall …

Ja, ich habe sie annektiert (lacht). Das Bauch- und das Herzgefühl haben einfach gepasst – auf beiden Seiten.

Wenn ich an Kitzbühel und die Deutschen denke, spielt sich in meinem Kopfkino die Piefke-Saga ab. In Ihrem auch?

Bei manchen Leuten kann das schon sein. Aber wenn man es objektiv betrachtet, muss man sich fragen: Wo wäre Kitzbühel jetzt, wenn die Deutschen nicht gewesen wären? Die Deutschen haben uns das Geld gebracht, sie haben die schönsten Häuser gebaut. Da muss man eher dankbar sein.

Was fällt Ihnen zu "Kitzbühel und die Russen" ein?

Das war einmal ein großes Thema. Wir haben auch versucht, da ein Geschäft zu machen. Unser Kunde war der Herr Luschkow, der ehemalige Bürgermeister von Moskau. Da haben wir leider schlechte Erfahrungen gemacht. Er hat ein Haus über uns gekauft, so um die 20 Millionen. Provision haben wir bis jetzt keine bekommen.

Die Dynastie Reisch hat das Hahnenkammrennen und die Entwicklung der Stadt zum Nobel-Skiort nachhaltig geprägt. Wer hat heute das Sagen in Kitzbühel?

Meiner Meinung gibt es da nur einen, das ist Christian Harisch (Anm.: Der Rechtsanwalt und Kitzbühel-Tourismus-Obmann besitzt u. a. die Lanserhof-Gruppe, Schwarzer Adler, Weisses Roessl, Goldener Greif, Schlosshotel Lebenberg …). Der hat aufgrund seiner Intelligenz und seines Geschicks die ganze Gastronomie in der Hand und eigentlich überall seine Finger im Spiel.

Party-Piste oder weg vom Streif-Schuss – wie werden Sie das Hahnenkamm-Wochenende anlegen?

Früher waren wir im Zielgelände und auf der Tribüne, aber jetzt ist es mir einfach zu viel. Im Fernsehen sieht man es eh besser. Und die Weißwurst-Party ist auch nicht meines, da kann ich ja gleich aufs Oktoberfest gehen. Du kannst dich dort ja nicht einmal unterhalten, weil es so laut ist. Das ist etwas für die Jüngeren, da muss man den Platz frei machen.

Wie diskret muss man als Makler in Kitzbühel sein?

Man sollte sehr diskret sein, wobei ich eher mittelmäßig diskret bin. Im Herzen bin ich Friseur geblieben und ein Friseur weiß halt alles. Man muss nur aufpassen, dass man nie jemanden beleidigt, brüskiert oder etwas Persönliches preisgibt, das jemandem an die Seele geht.

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Autor
Christoph Zöpfl
Redakteur
Christoph Zöpfl
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1  Kommentar
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espresso.perdue (848 Kommentare)
vor einer Stunde

Bitte auch einen Artikel schreiben über junge Familien die wegziehen müssen, weil sie sich in Kitz keine Wohnung mehr leisten können.

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