Nach Dammbruch in Brasilien: Bewohner verklagen TÜV Süd
BELO HORIZINTE/MÜNCHEN. Neun Monate nach einem verheerenden Dammbruch in einem brasilianischen Bergwerk haben rund 900 Bewohner des Katastrophengebiets sowie die Gemeinde Brumadinho den TÜV Süd auf Schadenersatz verklagt.
Wie der "Spiegel" am Freitag in seiner neuen Ausgabe unter Berufung auf den Anwalt berichtete, wurde die Zivilklage am Montag beim Landgericht München II eingereicht.
Die Höhe der Klagesumme werde von den beauftragten Anwaltskanzleien SPG Law und Grohmann noch ermittelt, berichtete das Magazin. Sie dürfte im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich liegen.
Im Jänner hatten sich nach einem Dammbruch in einem Bergwerk des Minenriesen Vale nahe der Stadt Brumadinho 13 Millionen Kubikmeter Schlamm mit Bergbauabwässern in die Umgebung ergossen. Mehr als 270 Menschen starben oder gelten seitdem als vermisst. In den Monaten vor dem Unglück hatten dem Bericht zufolge brasilianische TÜV-Mitarbeiter den Katastrophendamm begutachtet und ihn als stabil zertifiziert. Demnach sollen sie zuvor intern Zweifel an der Sicherheit des Damms geäußert haben.
"Der TÜV Süd und Vale sind direkt verantwortlich für den Tod hunderter Menschen", sagte die Schwester einer getöteten Frau, Angelica Amanda Andrade, dem "Spiegel". Andrade und vier weitere Hinterbliebene hatten bereits in der vergangenen Woche bei der Staatsanwaltschaft München Strafanzeigen gegen einen für Brasilien zuständigen TÜV-Süd-Manager und gegen die Prüforganisation eingereicht.
Im Zivilprozess der 900 Anrainer geht es laut "Spiegel" nun um Geld. Der TÜV Süd - ein international tätiges deutsches Dienstleistungsunternehmen für Prüfung und Zertifizierung mit Sitz in München - sagte dem Magazin, ihm sei keine Klage bekannt. Der Konzern bildete laut Bericht allein für Rechtsverteidigungs- und Beratungskosten Rückstellungen in Höhe von 33 Millionen Euro.