Nach Lawinenabgang mit Toten in Südtirol: Fünf Überlebende verurteilt
BOZEN. Nach dem Tod einer 45-jährigen Frau aus Deutschland und ihrer elfjährigen Tochter bei einem Lawinenabgang auf der Haider Alm im Südtiroler Vinschgau im Jänner 2018 gibt es beinahe sieben Jahre danach nun rechtliche Konsequenzen.
Am Bozner Landesgericht wurden fünf Überlebende des Unglücks, darunter der Ehemann und Vater der Opfer, zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt, berichteten Südtiroler Medien.
Die Mitglieder der Skitourengruppe aus Baden-Württemberg waren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung sowie des Auslösens einer Lawine angeklagt gewesen. Drei Männer und eine Frau wurden den Berichten zufolge zu je eineinhalb Jahren Haft verurteilt, der Familienvater zu einem Jahr und zwei Monaten. Die Urteile waren vorerst nicht rechtskräftig.
Piste trotz erheblicher Lawinengefahr verlassen
Um zu prüfen, ob und inwieweit eines oder mehrere Mitglieder der Skitourengruppe eine Mitverantwortung für den Lawinenabgang tragen könnten, war ein Beweissicherungsverfahren eingeleitet worden. Dabei kam der Amtssachverständige, ein Glaziologe, zu dem Schluss, dass es sich nicht genau klären lasse, ob sich das Schneebrett spontan gelöst hatte oder durch andere Skifahrer ausgelöst worden war. Jedoch befand der Experte, dass es angesichts der Gegebenheiten - es herrschte offenbar erhebliche Lawinengefahr - am Unglückstag unvorsichtig gewesen sei, die Tour zu unternehmen. Die Wintersportler sollen laut den Berichten eine Piste verlassen und ins offene Gelände gefahren sein. Zudem seien nicht alle Gruppenmitglieder sicherheitstechnisch entsprechend ausgerüstet gewesen. Schließlich erhob die Staatsanwaltschaft jedenfalls Anklage.
Die Gruppe war am 3. Jänner 2018 im Grenzbereich zwischen St. Valentin und Burgeis auf 2.000 Metern Höhe von dem Schneebrett überrascht worden. Mutter und Tochter konnten den Schneemassen nicht entkommen, sie wurden rund einen Meter tief verschüttet. Die Elfjährige starb noch am Unfallort, ihre Mutter erlag im Spital ihren schweren Verletzungen.