NASA kehrt mit "Artemis 1" zum Mond zurück
WASHINGTON. Die US-Raumfahrtbehörde will mit dem für heute in Florida angesetzten Start ihrer neuesten Trägerraketengeneration, des Space Launch System (SLS), und der Orion-Raumkapsel auf deren Spitze einen großen Schritt zur Verwirklichung ihrer neuen Mondambitionen machen.
Der lang erwartete Versuch der NASA, Astronauten auf den Mond zurückzubringen, lässt aber ein halbes Jahrhundert nach Ende der Apollo-Ära noch drei Jahre auf sich warten. Das kombinierte SLS-Orion-Raumschiff soll vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral starten und die unbemannte Kapsel auf einem sechswöchigen Testflug namens "Artemis I" um den Mond und zurück zur Erde schicken.
Die Reise dient dazu, die komplexeste und leistungsstärkste Rakete der Welt unter realen Bedingungen einem strengen Stresstest zu unterziehen, bevor SLS für den Transport von Astronauten zugelassen wird. SLS ist die größte Rakete, die die NASA seit Saturn-V gebaut hat, die während des Apollo-Mondprogramms in den 1960er und 70er-Jahren benutzt wurde.
Nach mehr als einem Jahrzehnt Entwicklungszeit hat das SLS-Orion-Raumschiff die NASA bisher mindestens 37 Milliarden Dollar (37,27 Milliarden Euro) gekostet.
ESA an der Mission beteiligt
Auch die ESA ist an der Mission beteiligt und liefert mit dem europäischen Servicemodul (ESM) eine wichtige Komponente des Orion-Raumschiffs. Das knapp 13 Tonnen schwere, von Airbus gebaute ESM ist das Herzstück der Orion-Raumkapsel. Es ist für dessen Antrieb, die Energieversorgung und die Wärmeregulierung verantwortlich und wird die Astronauten bei künftigen Missionen mit Wasser und Sauerstoff versorgen.
Das Artemis-Programm der NASA – die griechische Göttin Artemis war in der Mythologie die Zwillingsschwester von Apollo – zielt darauf ab, im Jahr 2025 Astronauten zum Mond zurückzubringen und eine langfristige Mondkolonie als Sprungbrett für zukünftige Reisen zum Mars zu errichten.
Zwölf Astronauten waren während der sechs Apollo-Missionen von 1969 bis 1972 auf dem Mond. Es waren die bisher einzigen Raumflüge, bei denen Menschen die Mondoberfläche betraten.
13 potenzielle Landezonen
Insgesamt 13 potenzielle Landezonen rund um den Südpol des Mondes hat die NASA bekannt gegeben. Dorthin will sie ihre neue Generation von Astronauten schicken, darunter die erste Frau und der erste farbige Mensch, die den Mond betreten werden.
Wenn keine technischen Pannen in letzter Minute oder ungünstige Wetterbedingungen auftreten, werden die vier SLS-Haupttriebwerke und die Feststoffraketen-Booster um 14.33 Uhr (MESZ) gezündet und das Raumschiff in den Himmel geschossen. Sollte sich der Countdown über das für den Start vorgesehene Zeitfenster von zwei Stunden hinaus verzögern, hat die NASA den 2. und 5. September als alternative Starttermine festgelegt.
Orion ist unbemannt, wird aber eine simulierte dreiköpfige Besatzung an Bord haben – einen männlichen und zwei weibliche Dummys. Mittels Sensoren wird die Belastung gemessen, der eine reale Besatzung ausgesetzt wäre, etwa die Strahlungswerte.