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Weltweite Antibiotika-Krise droht schlimmer zu werden

Von nachrichten.at/apa, 17. September 2024, 07:54 Uhr
Pile of pills
(Symbolbild) Bild: Colourbox

SEATTLE. Bis zum Jahr 2050 könnten weltweit mehr als 39 Millionen Menschen an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen sterben, bei weiteren 169 Millionen Todesfällen könnten solche Erreger zumindest eine Rolle spielen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Studie zu antimikrobiellen Wirkstoffen. Eine entscheidende Ursache für die Zunahme von Resistenzen ist der übermäßige und unsachgemäße Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin. Jede Anwendung kann zur Vermehrung resistenter Bakterien führen, da diese dann einen Überlebensvorteil haben. Die künftige Entwicklung abschätzen zu können, sei entscheidend für lebensrettende gegensteuernde Maßnahmen, sagte Mohsen Naghavi von der University of Washington, einer der Erstautoren der Studie.

Das Forschungsteam um Christopher Murray von der University of Washington in Seattle nutzte 520 Millionen Datensätze, um die Entwicklung der Antibiotikaresistenzen im Zeitraum von 1990 bis 2021 in einem Computermodell darzustellen. Auf dieser Basis entstand dann eine Prognose für die kommenden Jahre, die im Fachmagazin "The Lancet" vorgestellt wird.

Das Modell der Forscher zeigte auch eine mögliche positive Entwicklung: Durch eine bessere Behandlung schwerer Infektionen und einen verbesserten Zugang zu Antibiotika könnten 92 Millionen Todesfälle zwischen 2025 und 2050 vermieden werden.

Wie groß das Problem mit Resistenzen ist, lässt sich nicht so einfach ermitteln: Wenn beispielsweise bei der Behandlung einer Krebserkrankung Komplikationen durch multiresistente Keime auftreten, wird die Todesursache eines Patienten dennoch in der Regel dem Krebs zugeschrieben. Die Studienautoren nutzten Krankenhaus-Entlassungsdaten, Daten zu Todesursachen, Resistenzprofile einzelner Arzneimittel, Umfragen zum Antibiotikagebrauch und zahlreiche andere Quellen, um das Ausmaß der Resistenzen zu erfassen und das weltweite Modell zu entwickeln.

Eine Million Tote pro Jahr

Von 1990 bis 2021 sind demnach jedes Jahr weltweit mehr als eine Million Menschen aufgrund antimikrobieller Resistenzen gestorben. Die Gesamtzahl stieg leicht, von 1,06 Millionen im Jahr 1990 auf 1,14 Millionen im Jahr 2021. Berücksichtigt man das Bevölkerungswachstum, sank die Todesrate pro 100.000 Menschen von 19,8 (1990) auf 14,5 (2021).

Allerdings ist die Entwicklung nach Altersgruppen sehr unterschiedlich: Während die Anzahl der resistenzbedingten Sterbefälle bei Kindern unter fünf Jahren um 50 Prozent gesenkt werden konnte, ist die Anzahl bei Menschen im Alter von 70 oder mehr Jahren um 80 Prozent gestiegen.

Mit Blick auf die Kleinkinder schreiben die Forschenden: "Ein Großteil dieser Reduzierung ist auf einen Rückgang medikamentenresistenter Streptococcus pneumoniae und von Krankheitserregern zurückzuführen, die üblicherweise durch fäkal-orale Übertragung verbreitet werden". Dazu hätten vor allem Impfkampagnen und verbesserte hygienische Bedingungen beigetragen.

Den Anstieg der Fälle bei älteren Menschen führen die Forscher auf eine oft geringere Wirksamkeit oder Unverträglichkeit von Impfstoffen und Arzneimitteln bei Älteren sowie mehr Grunderkrankungen zurück.

Weil die Bevölkerungsgruppe der Über-64-Jährigen in den kommenden Jahren am stärksten wachsen wird, könnten sich auch die resistenzbedingten Todesfälle dem Modell zufolge bis 2050 insgesamt erhöhen: von 1,14 Millionen (2021) auf 1,91 Millionen (2050) pro Jahr. Die Zahl der Todesfälle, bei denen multiresistente Keime eine Rolle spielen, könnte der Modellrechnung zufolge von 4,71 Millionen auf 8,22 Millionen steigen.

"Brauchen neue Strategien"

"Um zu verhindern, dass dies zu einer tödlichen Realität wird, brauchen wir dringend neue Strategien, um das Risiko schwerer Infektionen zu senken, durch Impfstoffe, neue Medikamente, verbesserte Gesundheitsversorgung, besseren Zugang zu vorhandenen Antibiotika und Anleitungen zu deren effektivster Anwendung", sagte Studienautor Stein Emil Vollset vom Norwegian Institute of Public Health.

Die Antibiotika-Krise betrifft nicht nur Staaten mit einem niedrigen oder mittleren Durchschnittseinkommen. So gehörten die USA und Kanada zu den fünf Weltregionen, in denen die resistenzbedingten Todesfälle zwischen 1990 und 2021 am stärksten gestiegen sind. Die weiteren Regionen sind das tropische Lateinamerika, Westafrika sowie Südasien und Südostasien.

Bis 2050 werden die höchsten Steigerungsraten in Südasien (darunter Indien), Lateinamerika und Karibik erwartet. "Diese Daten sollten Investitionen und gezielte Maßnahmen zur Bewältigung der wachsenden Herausforderung der antimikrobiellen Resistenzen in allen Regionen vorantreiben", betonte Samuel Kariuki vom Kenya Medical Research Institute, der selbst nicht an der Studie beteiligt war.

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9  Kommentare
9  Kommentare
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Cheru (74 Kommentare)
vor 7 Stunden

Der Arzt handelt grob fahrlässig. Ein Schnupfen / Verkühlung / grippaler Infekt ist eine virale Erkrankung. Antibiotika sind nur gegen bakterielle Infektionen wirksam, nicht gegen Viren. Sie helfen bei viralen Infekten nicht.

Die Androhung einer Hirnhautentzündung bei einem einfachen Schnupfen erscheint übertrieben, auch wenn virale Infektionen zu bakteriellen Sekundärinfektionen führen können.

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Cheru (74 Kommentare)
vor 7 Stunden

sorry, sollte eine Antwort auf das Kommentar von LiBerta1 sein.

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LiBerta1 (3.619 Kommentare)
vor 10 Stunden

Ich habe schon mehrmals Antibiotika entsorgt. Wenn mein Kind Schnupfen hat, bekommt es von mir kein Antibiotika, auch wenn der Arzt mir die Folgen einer Verweigerung in den grausligsten Tönen schildert, wie z.B. es bestünde die Gefahr einer Hirnhautentzündung wenn es kein Antibiotika bekommt. (Ich habe nach dieser Erfahrung den Arzt gewechselt, der neue war aber auch nicht besser.)
Die Krankenkassen sollten genau kontrollieren, welcher Arzt bei welcher Diagnose welches Antibiotikum verschreibt.

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Augustin65 (2.016 Kommentare)
vor 9 Stunden

Völlig richtig gehandelt!

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Orlando2312 (22.643 Kommentare)
vor 10 Stunden

Vor etwa 100 Jahren entdeckte Sir Alexander Fleming das Penicillin. Damit und anderen Stoffen dieser Art wurden hunderten Mio Menschen das Leben gerettet. Aber der Mensch hat auch auf diesem Gebiet nicht Mass gehalten. Die Krankheitskeime haben eine Überlebensstrategie entwickelt. Und daher geht der Kampf Mensch gegen Infektionskrankheit von Neuem an der Startlinie los.

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petzibaer12345 (65 Kommentare)
vor 10 Stunden

Das wär ein Thema für die Grünen. Aber Straßenkleben ist ja Medien wirksamer.

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Orlando2312 (22.643 Kommentare)
vor 10 Stunden

Und wieder mal am Thema vorbei. Glückwunsch.

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StevieRayVaughan (4.122 Kommentare)
vor 10 Stunden

Cooler Nick - aber Kasperl hätte es noch besser getroffen...

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il-capone (199 Kommentare)
vor 7 Stunden

Zu was brauchts da die Grünen wenn der VoKaKi Pferdehustenmittel gratis anordnet.
Und die Intensiv dann ohnehin für die ärgsten Schleimer reserviert ist.

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