Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Fast 50 Tote bei Zugunglück in Griechenland: Verkehrsminister trat zurück

Von nachrichten.at/apa, 01. März 2023, 15:58 Uhr
Rettungskräfte suchen weiterhin in den Trümmern nach Opfern.  Bild: (APA/AFP/Eurokinissi/ZEKAS LEONIDAS)

ATHEN. Nach dem schweren Zugsunglück mit dutzenden Toten in der Nacht zum Mittwoch ist der griechische Verkehrsminister Kostas Karamanlis zurückgetreten.

Die aktuelle Regierung habe die griechische Eisenbahn vor dreieinhalb Jahren in einem Zustand übernommen, der nicht ins 21. Jahrhundert passe, teilte Karamanlis am Nachmittag mit. Man habe seither alles getan, um diesen Zustand zu verbessern.

"Leider reichten diese Bemühungen nicht aus, um einen solchen Unfall zu verhindern. Das ist sehr schwer für uns alle und für mich persönlich." Wenn so etwas Tragisches passiere, sei es nicht möglich, so weiterzumachen, als sei nichts geschehen. Er halte es für unabdingbar, dass die Bürger dem politischen System vertrauen könnten. "Aus diesem Grund trete ich vom Amt des Ministers für Infrastruktur und Verkehr zurück." Er fühle sich verpflichtet, die Verantwortung für die Fehler des griechischen Staates zu übernehmen, sagte Karamanlis und drückte den Familien der Opfer nochmals sein Mitleid aus.

Suche nach Opfern dauert an

Auch Stunden nach dem Unfall suchten Rettungskräfte am Mittwoch in den Trümmern der Züge weiter nach Opfern. Immer wieder rückten Sanitäter mit Bahren an, doch Hoffnung gab es kaum noch. Aus den zerquetschten, zum Teil verbrannten und verkohlten Resten der Züge werden nur noch Leichen geborgen.

Bei Tagesanbruch wurde das Ausmaß der Katastrophe sichtbar Bild: (APA/AFP/Eurokinissi/VASILIS VERVERIDIS)

Offiziell lag die Zahl der Toten nach dem Frontalzusammenstoß zweier Züge am Mittwochmittag bei 36, doch sie dürfte steigen. Weil die ersten Waggons der Züge ausbrannten, ist die Identifikation vieler Opfer nur durch eine DNA-Analyse möglich, berichtete der Staatssender ERT. 72 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt und in umliegende Krankenhäuser gebracht. Insgesamt sollen 354 Menschen von dem Unfall betroffen gewesen sein: 342 Passagiere und zehn Bahnmitarbeiter im Personenzug von Athen nach Thessaloniki sowie zwei Lokführer im Güterzug.

"Unaussprechliche Tragödie"

Sichtlich getroffen versprach Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Mittag an der Unfallstelle die vollständige Aufklärung der Ursache des Unglücks. Es sei eine "unaussprechliche Tragödie", sagte er. Zunächst sei nun die Hauptaufgabe, die Verwundeten zu behandeln und die Leichen zu identifizieren. Man werde alles tun, damit so etwas nie wieder passiere. Verkehrsminister Kostas Karamanlis versicherte unter Tränen, es werde nichts unter den Teppich gekehrt. "Wir kennen die genaue Zahl der Opfer noch nicht", sagte der Verkehrsminister.

Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou unterbrach eine Reise in die Republik Moldau, um nach Griechenland zurückzukehren. Die Regierung ordnete Staatstrauer von Mittwoch bis Freitag an, Fahnen wehten zu Ehren der Opfer auf Halbmast.

Schwerstes Unglück der Geschichte

Für Griechenland, das nur ein kleines Schienennetz hat, ist es das schwerste Eisenbahnunglück der Geschichte. Die Unfallstelle nahe der mittelgriechischen Stadt Larisa gleicht einem Trümmerfeld, die vorderen Waggons beider Züge wurden durch den Aufprall geradezu zusammengefaltet, wie Drohnenaufnahmen zeigten.

Bildergalerie: Zugunglück in Griechenland: Bilder der Unfallstelle

Zugunglück in Griechenland: Bilder der Unfallstelle
(Foto: AFP/STRINGER) Bild 1/20
Galerie ansehen

Erste Berichte über die mögliche Ursache deuten darauf hin, dass technische Probleme und in der Folge menschliches Versagen eine Rolle gespielt haben könnten. So soll das elektronische Leitsystem auf der Strecke schon länger nicht richtig funktioniert haben, weshalb die jeweiligen Bahnhofsvorsteher für die korrekte Weiterleitung der Züge verantwortlich waren. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben den für die Signalgebung zuständigen Bahnhofswärter vorübergehend fest und verhörte mindestens drei Personen, darunter einen Vertreter des Bahnunternehmens.

Auf falscher Spur unterwegs

Der Personenzug könnte dieser Theorie zufolge schon vom Bahnhof der Stadt Larisa aus auf die falsche Spur geschickt worden sein, auf der ihm dann später der Güterzug entgegenkam. Mangels Leitsystem war zunächst auch der genaue Unfallort nicht auszumachen, berichtete der Sender ERT - die Rettungskräfte hätten die Stelle erst suchen müssen.

GREECE-TRANSPORT-ACCIDENT
Bild: SAKIS MITROLIDIS (APA/AFP/SAKIS MITROLIDIS)

Österreicher dürften nicht unter den Opfern sein. "Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand sind keine österreichischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger vom Zugsunglück in Griechenland betroffen", informierte das Außenministerium auf Anfrage.

Große Empörung im Land

Die Empörung der Menschen im Land ist jetzt schon groß: Wie ist es möglich, dass der Intercity auf demselben Schienenstrang wie der entgegenkommende Güterzug unterwegs war, obwohl die Strecke zweispurig ausgebaut ist, fragt man sich. In Larisa machten sich nach einem Aufruf des griechischen Roten Kreuzes und der umliegenden Krankenhäuser viele Menschen zur Blutspende auf, um ihre Unterstützung für die Verletzten zu zeigen.

Am Zielbahnhof in der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki versammelten sich schon in der Nacht verzweifelte Angehörige, Telefon-Hotlines wurden eingerichtet. Rund 200 Passagiere, die nicht oder nur leicht verletzt wurden, wurden vom Unglücksort mit Bussen ins 150 Kilometer weit entfernte Thessaloniki gebracht. Manche Angehörige aber warteten dort vergebens. Bei vielen der Passagiere soll es sich um junge Leute gehandelt haben, Studierende, die nach einem verlängerten Wochenende wegen eines Feiertags nun auf dem Weg zur Universität von Thessaloniki waren.

"Ich dachte, ich würde sterben", sagte ein Passagier der Tageszeitung "Kathimerini". Der junge Mann saß nach eigenen Angaben in einem der hinteren Waggons. Er habe am Boden Schutz gesucht, Menschen hätten geschrien und geweint. Andere Passagiere berichteten, sie hätten die Fenster eingedrückt und sich im Dunkeln aus dem halb umgekippten Waggon retten können.

mehr aus Weltspiegel

Wohl ältester Mann der Welt starb mit 112 Jahren

Neue Volksbefragung über Bären im Trentino

Nach 1500 Jahren: Auslosung für Gladiatoren-Kämpfe im Kolosseum beginnt heute

Begleitet von Enkel (4): Jill Biden nahm Christbaum für Weißes Haus in Empfang

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen