Verwirrung in Nahost um ein Ahmadinejad-Interview
TEHERAN. In einem Interview räumte Irans Präsident Mahmud Ahmadinejad die Möglichkeit einer „Zwei-Staaten-Lösung“ im Nahost-Konflikt ein. Später ruderte Teheran zurück.
Sollten die palästinensischen Brüder eine Zwei-Staaten-Lösung mit Israel anstreben, werde sich seine Regierung diesem Wunsch nicht entgegenstellen, sagte Ahmadinejad laut der Fernsehanstalt ABC: „Welche Entscheidung sie auch immer treffen, sie wäre für uns in Ordnung.“
Nach der Ausstrahlung des Interviews läuteten die Teheran die Alarmglocken. In einer Sondermeldung warf die staatliche Nachrichtenagentur dem Westen eine verzerrte Interpretation des Gespräches vor. Diese sei meilenweit von dem tatsächlich Gesagten entfernt. Ahmadinejad habe gesagt: „Was immer die Palästinenser entscheiden, werden wir unterstützen. Wir wollen nichts bestimmen, denn es ist das Recht der Palästinenser, über ihr Schicksal (selbst) zu bestimmen.“
Über ihr Schicksal – und dies verschwieg Ahmadinejad – müssen nach Vorgabe von Revolutionsführer Ali Khamenei alle Palästinenser in einem Referendum entscheiden. Der Vorschlag hat einen Haken: „Alle Palästinenser“, vor allem die seit 1947 Vertriebenen, würden eine Zwei-Staaten-Lösung vermutlich ablehnen und die Israelis nur als Minderheit in Palästina akzeptieren.
Dennoch werten EU-Diplomaten Ahmadinejads Erkärungen als Signal an die neue US-Regierung. Der iranische Präsident bemühe sich um eine Imagekorrektur. Auch Hamas-Führer Khaled Meschal scheint den neuen Wind aus Washington zu spüren. In einem Interview sprach er sich zumindest indirekt für die Zwei-Staaten-Lösung aus. (wrase)