China schickt Shanghai zum Teil in den Lockdown
PEKING / SHANGHAI. Wegen 3500 Corona-Infektionen, die am Sonntag entdeckt wurden, fährt die Metropole mit 26 Millionen Einwohnern runter
Rigorose Maßnahmen nach einem neuerlichen Corona-Ausbruch in China: In der 26 Millionen Einwohner zählenden Metropole Shanghai ist gestern der bisher größte Lockdown der Volksrepublik in Kraft getreten. Im Osten und Süden der Hafenmetropole gelten seit Montagfrüh weiträumige Ausgangssperren. Mit der radikalen Maßnahme soll die Ausbreitung des Coronavirus gestoppt werden.
Am Sonntag wurden in Shanghai 50 lokale Ansteckungen und 3450 asymptomatische Infektionen entdeckt, wie die Behörden berichteten. Landesweit wurden 1219 lokale Infektionen und 5134 asymptomatische Fälle gemeldet. Außer Shanghai ist auch die nordostchinesische Provinz Jilin schwer betroffen.
"Der Ausbruch in Shanghai ist dadurch gekennzeichnet, dass es regionale Anhäufungen gibt und Infektionen über die Stadt verteilt sind", sagte Wu Fan, Mitglied des städtischen Covid-19-Teams. Es seien "energische Maßnahmen" nötig, um die Mobilität der Menschen zu reduzieren, infizierte Personen schnell zu finden und Übertragungen zu beseitigen.
Trotz der Ausgangssperren sollen der größte Hafen der Welt in Shanghai sowie die Flughäfen und der Bahn- und Frachtverkehr nach amtlichen Angaben "normal" weiterlaufen. Der Lockdown erfolgt in zwei Stufen: Bis Freitag müssen Bewohner von Pudong und angrenzenden Stadtteilen wie Fengxian, Jinshan, Chongming und Teilen von Minhang zu Hause bleiben. Danach treten die gleichen Maßnahmen im älteren Teil der Metropole westlich des Huangpu-Flusses in Kraft, wo bis Montag getestet wird.
Schlangen vor Supermärkten
Der Lockdown war eine Überraschung, da am Vortag entsprechende Gerüchte noch dementiert worden waren. Wohngebiete wurden abgeriegelt, doch sollen Nahrungsmittel und andere Waren durch Kurierdienste geliefert werden, wenn sie kontaktlos übergeben werden können. Allerdings gab es Klagen, dass Lieferdienste überfordert seien. Öffentliche Verkehrsmittel und Taxis haben den Verkehr eingestellt. Noch am Sonntagabend kam es zu Hamsterkäufen und langen Schlangen vor Supermärkten.
China verfolgt nach wie vor eine Null-Covid-Strategie, die mit der Ankunft der leichter übertragbaren Omikron-Variante allerdings seit Anfang des Jahres auf eine harte Probe gestellt wird. Bis dahin hatten die Behörden kleinere Ausbrüche noch erfolgreich mit Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung und Quarantäne bekämpft.