Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Das Attentat, das Donald Trump zum Märtyrer machte

Von Heidi Riepl, 15. Juli 2024, 00:04 Uhr
Das Attentat, das Donald Trump zum Märtyrer machte
Mit sicherem Instinkt für die Macht der Bilder streckte der blutverschmierte Trump grimmig die Faust in den Himmel. (AFP/Droke) Bild: APA/AFP/SAMUEL CORUM

WASHINGTON. Das Attentat auf den republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump während einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania hat weltweites Entsetzen ausgelöst. Es hat auch weitreichende Folgen auf die US-Präsidentenwahl am 5. November.

Die Tat: Der Vorfall ereignete sich direkt zu Beginn der Wahlkampfveranstaltung in der Kleinstadt Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania. Trump begann gerade mit seiner Rede, als um 18.08 Uhr Ortszeit plötzlich Schüsse fielen. Trumps Rede wurde unterbrochen. Der Ex-Präsident ging daraufhin zunächst hinter dem Rednerpult in Deckung, während Sicherheitsbeamte zu ihm eilten und ihn abschirmten. Sekunden später stand Trump wieder auf, fasste sich an sein rechtes Ohr und reckte kämpferisch seine Faust in Richtung der Menge, die mit Jubel reagierte. Als der Ex-Präsident von der Bühne geleitet wurde, skandierten die Zuschauer "USA!". Mitarbeiter des Secret Service reagierten sofort und "neutralisierten den Schützen, der daraufhin verstorben ist", hieß es in der Stellungnahme des Secret Service. Eine Person im Publikum kam ums Leben und zwei weitere wurden schwer verletzt.

Trumps Verletzung: Hätte der republikanische Präsidentschaftsbewerber im Eifer seiner wütenden Wahlrede nicht genau in diesem Moment den Kopf bewegt, hätte ihn der Schuss wahrscheinlich direkt in den Kopf getroffen und getötet. So zerfetzte seine Kugel nur Trumps rechtes Ohr. Er wurde sofort in einer lokalen Gesundheitseinrichtung medizinisch versorgt. "Ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse, und spürte sofort, wie sich die Kugel durch die Haut bohrte", äußerte sich Trump wenige Stunden später auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social. Es sei viel Blut geflossen. Er verließ noch am Abend das Krankenhaus und flog nach New Jersey. Von dort meldete er sich erneut und rief zur Einigkeit auf: "Allein Gott hat das Undenkbare verhindert. Wir müssen stark und entschlossen bleiben, um zu verhindern, dass das Böse obsiegt." Trump will wie geplant seinen Wahlkampf fortsetzen und von Montag an in Wisconsin am Nominierungsparteitag der Republikaner teilnehmen.

Der Attentäter: Warum er auf Donald Trump geschossen hat, wird der Attentäter keinem mehr sagen: Der 20 Jahre alte Thomas Matthew Crooks wurde von den US-Sicherheitskräften mit einem Kopfschuss getötet. Da er keine Ausweispapiere bei sich trug, wurde er erst anhand von Fotos und abschließend noch mittels DNA-Abgleiches identifiziert. Er soll in Bethel Park in der Nähe von Pittsburgh gelebt haben. Aus dem Wählerverzeichnis geht hervor, dass Crooks dort als Republikaner eingetragen ist. Diese Einträge beruhen auf einer Selbstauskunft. Allerdings hat Crooks nach Angaben der "New York Times" auch 15 Dollar an das "Progressive Turnout Project" gespendet. Das ist eine Organisation, die versucht, den Demokraten bei Wahlen zu Siegen zu verhelfen. Frühere Straftaten sind nicht bekannt. Der Zeitung "Pittsburgh Tribune-Review" zufolge machte er 2022 seinen Abschluss an der Bethel Park High School. Offenbar war der junge Mann naturwissenschaftlich oder mathematisch begabt. Er erhielt jedenfalls einen "Star Award", eine Auszeichnung von der "National Math and Science Initiative", die Begabte fördert. Dazu gab es eine 500-Dollar-Prämie.

Die Waffe, die der Attentäter benutzt hat, ist ein AR-15-Sturmgewehr. Das halbautomatische AR-15 wird wegen seiner Treffgenauigkeit und schnellen Schussfolge vor allem auch von Jägern geschätzt. Es ist in den USA frei verkäuflich. Auf die Distanz von etwa 150 Metern ist die Trefferwahrscheinlichkeit eines geübten Schützen ziemlich hoch.

Die Sicherheitsvorkehrungen: Nach dem Attentat kursierten in den sozialen Medien sofort Spekulationen über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen. Auch ein Besucher der Wahlkampfveranstaltung erzählte der BBC später, er habe einen Mann mit einem Gewehr auf dem Dach gesehen und die Personenschützer und Polizisten laut und vernehmlich darauf hingewiesen – jedoch erfolglos. Das FBI zeigte sich ebenfalls überrascht darüber, wie viel Freiraum der Schütze offenbar gehabt habe. Es sei "erstaunlich", dass der Schütze so viele Schüsse habe abgeben können, räumte der Spezialagent Kevin Rojek vom FBI-Büro in Pittsburgh vor Reportern ein. Alle Einzelheiten zum Tathergang würden jedoch genau untersucht. Vor dem Zwischenfall habe es aber keine konkreten Hinweise auf eine Bedrohung gegeben.

Die Reaktionen: Das Attentat löste großes Empören im gesamten Land aus. Politiker aus beiden Parteien verurteilten jegliche Form der politischen Gewalt auf das Schärfste. Präsident Joe Biden, der den Tag in seinem Privathaus in Delaware verbracht hatte, hielt eine kurze Ansprache, in der er dies deutlich machte: "Für diese Art von Gewalt ist kein Platz in Amerika. Sie ist krank. Das ist einer der Gründe, warum wir dieses Land vereinen müssen", sagte Biden. Andere Demokraten wie Senatsführer Chuck Schumer oder Ex-Präsident Barack Obama trafen ähnliche Töne in ihren jeweiligen Aussagen. Die Republikaner zeigten sich entsetzt. Der republikanische Senator J. D. Vance, der als Trumps möglicher Vizepräsidentschaftskandidat gehandelt wird, ging bereits einen Schritt weiter und verurteilte den Anschlag nicht nur, sondern er gab den Demokraten und Präsident Biden eine Mitschuld. "Die zentrale Prämisse der Biden-Kampagne ist, dass Präsident Donald Trump ein autoritärer Faschist ist, der um jeden Preis gestoppt werden muss. Diese Rhetorik führte direkt zum Attentat auf Präsident Trump", sagte Vance.

Der Wahlkampf: Eines ist bereits sicher: Die Bilder des blutverschmierten Donald Trump mit der emporgereckten Faust werden in die Geschichtsbücher eingehen. Und womöglich werden sie dafür sorgen, dass Trump sich seinen Traum erfüllt und wieder ins Weiße Haus einzieht. In jedem Fall ist Trumps Reaktion aber ein Meisterwerk der politischen Kommunikation. Man kann vieles an ihm kritisieren, aber er versteht es wie kein Zweiter, schwierige Situationen für sich zu nutzen. US-Präsident Joe Biden wirkt daneben einmal mehr wie ein schwacher, alter Mann.

mehr aus Außenpolitik

G20 sichern "Zusammenarbeit" bei Besteuerung von Superreichen zu

Philippinen und Taiwan: Schwere Schäden durch Taifun

Obama unterstützt Harris als Präsidentschaftskandidatin

Netanyahu dankt US-Präsident Biden für Unterstützung für Israel

Autorin
Heidi Riepl
Redakteurin Außenpolitik, Weltspiegel
Heidi Riepl

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen