Entführung in Syrien: Kommt Austin Tice nach zwölf Jahren zurück nach Hause?
DAMASKUS. Nach dem Sturz des Machthabers Bashar al-Assad in Syrien soll der vor mehr als zehn Jahren verschleppte US-Journalist Austin Tice angeblich lebend gefunden worden sein.
Örtliche Journalisten veröffentlichten Fotos und Videos eines erschöpft und abwesend wirkenden Mannes mit Bart und Kapuzenpullover, der Tice sein soll. US-Journalisten äußerten dagegen umgehend Zweifel.
Ein örtlicher Schutzwächter habe Tice in einem Dorf nahe Damaskus entdeckt, schrieb der syrische Journalist Mohammed Rashid bei X. Nach zwölf Jahren in den Gefängnissen der Assad-Regierung habe ein Anrainer ihn aufgenommen.
US-Journalisten: "Das ist nicht Austin"
Ein Journalist des US-Fernsehsender MSNBC schrieb bei X, der Mann habe ihm gesagt, sein Name sei Travis. Einen Nachnamen habe er nicht genannt. Er sei als "Pilger" über die Grenze gekommen und in den sieben Monaten, die er im Gefängnis verbracht habe, gut behandelt worden. Eine Journalistin des US-Fernsehsenders CNN schrieb bei X: "Das ist zu 100 Prozent nicht Austin Tice. Ich habe keine Ahnung, wer es ist, aber es ist nicht Austin."
Der Nachrichtenkanal Al-Arabiya berichtete, es handle sich um einen zuvor Vermissten namens Travis Pete Timmerman. Die Polizei in Ungarn hatte diesen im August als vermisst gemeldet, aber keine Angaben zur Staatsbürgerschaft gemacht. Zuletzt sei der 29-Jährige in Budapest gesehen worden. Einigen Medienberichten zufolge soll Timmerman ebenfalls US-Staatsbürger sein.
Tice wurde 2012 in Damaskus verschleppt
Die US-Regierung oder Tices Familie kommentierten die Meldungen zunächst nicht. Die Familie hatte aber vor etwa einer Woche erklärt, sie wisse aus guter Quelle, dass der 43-Jährige am Leben sei. "Wir glauben, dass er am Leben ist", sagte auch US-Präsident Joe Biden und sagte, eine Rückkehr in die USA sei möglich.
Tice war als freier Journalist in Syrien, als ihn Unbekannte im August 2012 an einem Checkpoint in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus verschleppten. Wenige Wochen später tauchte nach Angaben seiner Familie ein Video auf, das Austin mit einer Gruppe Bewaffneter zeigte. 2022 teilte die US-Regierung mit, sie wisse mit Sicherheit, "dass er vom syrischen Regime festgehalten worden ist". Die syrische Regierung wies das damals zurück.
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