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Luigi Mangione: Warum ein mutmaßlicher Mörder wie ein Held gefeiert wird

Von nachrichten.at/apa, 12. Dezember 2024, 10:27 Uhr
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Luigi Mangione Bild: JEFF SWENSEN (APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/JEFF SWENSEN)

NEW YORK. Noch vor einer Festnahme wegen der Tötung des Chefs des milliardenschweren US-Versicherers United Healthcare in New York ist ein zunächst Unbekannter im Internet als Robin Hood des 21. Jahrhunderts gefeiert worden.

Denn zum öffentlichen Entsetzen über die Tat gesellte sich sogleich die geballte Wut vieler Menschen in den USA auf das Gesundheitssystem und die Versicherungsbranche. Der Verdächtige, nun des Mordes angeklagt, wurde teilweise sogar als eine Art Held stilisiert.

T-Shirts, Hoodies, Kaffeetassen und Schnapsgläser mit dem markanten Gesicht des Beschuldigten gibt es mittlerweile im Internet zu kaufen. Die Polizei äußerte die Befürchtung, dass der verdächtigte Luigi Mangione als "Märtyrer und Vorbild" gefeiert werden und Nachahmer inspirieren könnte. Der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, warnte davor, den Täter zu glorifizieren und bezeichnete die Aufmerksamkeit für den Fall, vor allem im Internet, als "zutiefst beunruhigend, da einige den Mörder feiern wollen, anstatt ihn zu verurteilen".

Das Netz folgt eigenen Gesetzmäßigkeiten, wenn es darum geht, was zu einem Hype wird. Schnell werden Ereignisse, Personen und Narrative in kürzester Zeit populär, entwickeln eine Eigendynamik - unabhängig davon, wie sie in der analogen Welt wahrgenommen werden. Dennoch hat die Tötung des Versicherungschefs Brian Thompson die USA nicht nur aufgewühlt, sondern auch die Verzweiflung über das Gesundheitssystem offengelegt. Eine Debatte ist entbrannt.

Enorme Kosten für Behandlungen

Das US-Gesundheitssystem ist stark privatwirtschaftlich organisiert. Krankenhäuser und Versicherungen in den USA sind größtenteils in privater Hand. Angebot und Nachfrage spielen eine zentrale Rolle. Es gibt keine allgemeine, staatlich organisierte Krankenversicherung wie in vielen europäischen Ländern. Stattdessen basiert das System auf einem Mix aus privaten Versicherungen und öffentlichen Programmen für bestimmte Bevölkerungsgruppen.

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Die USA haben dem Gesundheitsdaten-Tracker Peterson-KFF zufolge die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit weltweit. Dies liegt an hohen Medikamentenpreisen, Arzthonoraren und Verwaltungskosten. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist stark abhängig von der Versicherung. Rund acht Prozent der Bevölkerung sind offiziellen Angaben zufolge trotz Fortschritten nicht versichert. Es gibt eine große Ungleichheit: Einkommensschwächere Gruppen haben oft schlechteren Zugang zu guten Gesundheitsleistungen.

Die medizinische Versorgung in den USA gilt als technisch fortschrittlich, mit Spitzenforschung und -technologie. Gleichzeitig gibt es deutliche Qualitätsunterschiede je nach Region, Krankenhaus und Versicherungsstatus - viele Menschen fallen durchs Raster und bekommen nicht die Hilfe, die sie brauchen.

Was bedeutet das im Alltag?

Knüpfung an Arbeitgeber: In den USA erhalten Angestellte ihre Krankenversicherung häufig über ihren Arbeitgeber, der einen Teil der Kosten übernimmt. Die Leistungen variieren, da die Unternehmen mit unterschiedlichen Versicherungsfirmen kooperieren. Bei Jobwechsel oder Arbeitslosigkeit fällt die Krankenversicherung entsprechend weg.

Hohe Zuzahlungen: Der Eigenanteil der Versicherten für Behandlungen oder Medikamente ist in den USA häufig sehr hoch. Auch die Selbstbeteiligung, die Versicherte pro Jahr aus eigener Tasche zahlen müssen, bevor die Versicherung übernimmt, beträgt in der Regel mehrere Tausend Dollar.

Keine freie Arztwahl: Viele Versicherungen arbeiten mit einem Netzwerk von Ärztinnen und Ärzten zusammen. Für Behandlungen in anderen Praxen übernimmt die Versicherung nur einen geringen Teil der Kosten - oder deckt diese gar nicht ab.

Vorab-Genehmigungen für bestimmte Behandlungen: Besonders teure Behandlungen wie Operationen oder MRT-Scans, aber auch Hilfsmittel wie Prothesen müssen im Voraus von der Krankenkasse genehmigt werden. Dieser Prozess kann sich hinziehen - wichtige Behandlungen werden somit verzögert. Zahlreiche Versicherungen setzen bei der Beantwortung dieser Anträge Künstliche Intelligenz ein.

Komplizierte Verträge: Dadurch, dass es so viele unterschiedliche Versicherungsanbieter mit diversen Angeboten gibt, kann es schwer sein, den Überblick über die versicherten Leistungen zu behalten. Außerdem decken Standardversicherungen häufig keine Zahnbehandlungen ab, auch Hilfsmittel wie Hörgeräte oder Brillen werden oftmals nicht gezahlt.

Schuldenberg in Milliardenhöhe

Auf Patronenhülsen, die am Tatort sichergestellt worden waren, standen die Wörter: "deny" (ablehnen), "defend" (verteidigen) und "depose" (abwickeln). Ermittler gehen davon aus, dass dies in Anlehnung an einen Spruch sei, mit dem Versicherungskritiker die Strategie der Firmen beschrieben: "Delay (verzögern), deny, defend". In einem sogenannten Manifest schreibt der Festgenommene von Versicherungsunternehmen, die nur auf Profit ausgerichtet seien und "Parasiten" - United Healthcare nennt er beim Namen. Die Tat ereignete sich mitten in Manhattan - für viele ein Symbol für den Kapitalismus schlechthin.

Auch wenn die Ermittlungen andauern: Es deutet sich an, dass der mutmaßliche Schütze - ein Absolvent einer Eliteuni und Sohn einer wohlhabenden Familie - es mit seiner Tat gezielt auf die Versicherungsbranche abgesehen hat. Bei einigen hat er damit offenbar einen Nerv getroffen. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup zufolge sind 81 Prozent der Befragten unzufrieden mit den Kosten für die medizinische Versorgung in den USA.

Dort ist im Zusammenhang mit medizinischen Behandlungen ein Schuldenberg in Milliardenhöhe angewachsen. Peterson-KFF zufolge haben sechs Prozent aller Erwachsenen medizinische Schulden von mehr als 1.000 Dollar, rund ein Prozent der Erwachsenen jeweils mehr als 10.000 Dollar. Wegen der hohen Kosten gehen etliche Menschen erst gar nicht zum Arzt, Krankheiten bleiben unbehandelt. Viele Menschen sind frustriert, verzweifelt - und wütend.

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11  Kommentare
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linz2050 (7.344 Kommentare)
vor 52 Minuten

Putin, der möchtegern Freund vom möchtegern Volkskanzler Kickl wird ja auch als Held von den Rechten gefeiert weil er Assad aufgenommen hat.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.420 Kommentare)
vor einer Stunde

"deny" (ablehnen), "defend" (verteidigen) und "depose" (abwickeln)

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tulipa (3.760 Kommentare)
vor einer Stunde

Irgendwie kann ich verstehen, dass viele kein Mitleid haben, wenn man die Geschichten liest oder hört, wie sich die Versicherungen in Amerika abputzen an den Versicherten und diese entweder in hohe Schulden stürzen oder überhaupt vorzeitig schwerst krank machen und sterben lassen. Kaum eine amerikanische Mittelschichtfamilie, die diese Erfahrung nicht schon machen musste in ihrem näheren Umfeld.
Wie hat es jemand auf X so treffend formuliert: Sorry, but my empathy is out of network.

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hannerl (386 Kommentare)
vor einer Stunde

Wo sind denn die Forums-Gscheiterln, die über die "hohen" Sozialversicherungsbeiträge und die medizinische Versorgung in Österreich sudern. Baff?

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kech61 (422 Kommentare)
vor einer Stunde

Warte mal bis Du Dir eine chronische Krankheit einfängst.

Dann wenn Du Wahlärzte bracuhst, auf OP-Termine wartest, wirkungslose Generika bekommst und die Originalmedikamente selber zahlen musst.

Dann reden wir weiter.

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il-capone (437 Kommentare)
vor 47 Minuten

Pauschalisieren kann man auch ...

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kech61 (422 Kommentare)
vor 31 Minuten

Gehen wir gerade wieder alle verfügbare, möglichst hohle Phrasen durch?

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waldi1168 (200 Kommentare)
vor einer Stunde

Schauen wir mal, wann es in Ö so weit ist....

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il-capone (437 Kommentare)
vor 49 Minuten

Paradiesische Zustände für die Rattenfänger.
Unter der alleinigen Herrschaft der Effen schon fast ein Pflichtprogramm.
Bloss, die Labilen denken nicht mit ...

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Gugelbua (33.135 Kommentare)
vor einer Stunde

weil eben einer das tut was tausende denken

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transalp (11.411 Kommentare)
vor einer Stunde

Was? Morden?
Wie ticken SIE denn???

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