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Hamas: Bereit zur Geisel-Freilassung bei Waffenruhe

Von nachrichten.at/apa, 14. November 2023, 06:46 Uhr
ISRAEL-PALESTINIAN-CONFLICT
Die Hamas ist nach eigenen Angaben bereit, für eine fünftägige Waffenruhe bis zu 70 im Gazastreifen festgehaltene Frauen und Kinder freizulassen. Bild: Apa

GAZA. Der bewaffnete Flügel der radikal-islamischen Hamas ist nach eigenen Angaben bereit, im Gegenzug für eine fünftägige Waffenruhe bis zu 70 im Gazastreifen festgehaltene Frauen und Kinder freizulassen.

"Der Waffenstillstand sollte eine vollständige Feuerpause und die Zulassung von Hilfsgütern und humanitärer Hilfe im gesamten Gazastreifen beinhalten", so Abu Ubaida, der Sprecher der Kassam-Brigaden in einer Audioaufnahme, die auf dem Gruppen-Telegram-Kanal veröffentlicht wurde. Er beschuldigte zudem Israel, den Preis für das Abkommen "hinauszuzögern und sich zu drücken". Nach Medienberichten nahmen israelische Truppen unterdessen das Parlamentsgebäude in der Stadt Gaza ein.

In sozialen Medien kursierte Montagabend ein Foto, das Soldaten der Infanterieeinheit Golani mit israelischen Flaggen in dem Sitzungssaal des Legislativrats im Viertel Rimal zeigte. Die islamistische Hamas hatte 2006 bei Parlamentswahlen gegen die gemäßigtere Fatah von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas gesiegt.

Ein Jahr später übernahm die Hamas gewaltsam die alleinige Kontrolle des Gazastreifens. Seit der Machtübernahme der Hamas gab es de facto zwei getrennte Regierungen - eine in Gaza und eine in Ramallah. Seit Beginn des Bruderkriegs zwischen den beiden rivalisierenden Palästinenserorganisationen gab es auch keine neuen Parlaments- oder Präsidentenwahlen mehr. Der Legislativrat tagte seit Machtübernahme der Hamas in Gaza im Juni 2007 nicht mehr. Ende 2018 hat Abbas ihn für aufgelöst erklärt. Das Parlamentsgebäude in Gaza wurde nur noch von Hamas-Abgeordneten genutzt.

Zuvor hatte bereits der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant mitgeteilt, dass die islamistische Palästinenserorganisation Hamas "die Kontrolle" im Gazastreifen verloren hat. Die Hamas-Kämpfer seien dabei, in den Süden des Palästinensergebiets zu flüchten, Zivilisten plünderten Hamas-Stützpunkte, sagte Gallant am Montag in einem von israelischen Fernsehsendern ausgestrahlten Video. Die Zivilbevölkerung habe "kein Vertrauen mehr in die Regierung" der Hamas im Gazastreifen.

Waffenfund in Krankenhaus

Nach Darstellung der Armee fanden israelische Soldaten zahlreiche Waffen im Keller eines Krankenhauses in der Stadt Gaza gefunden. Es gebe auch Anzeichen dafür, dass im Keller des Rantisi-Krankenhauses Geiseln festgehalten worden sein könnten, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari Montagabend. Er sei selbst vor Ort gewesen und dabei von ausländischen Journalisten begleitet worden, so der Militärsprecher. Das Rantisi-Krankenhaus, das am Sonntag evakuiert worden sei, ist spezialisiert auf die Behandlung krebskranker Kinder.

Hamas-Führer Chalil al-Haja sagte dem Sender Al-Jazeera, es handle sich um falsche Vorwürfe Israels. Hagari zeigte Videoaufnahmen von Waffen in einem Keller und sagte, man habe dort unter anderem Sprengstoffgürtel, Handgranaten, Gewehre und Sprengsätze, aber auch Computer und Geld gefunden. Man wolle "der Welt beweisen, wie die Hamas die Krankenhäuser in seine Terror-Maschinerie verwandelt hat", erklärte Hagari weiter.

Zu Hinweisen auf einen möglichen Aufenthalt von Geiseln in dem Keller sagte Hagari, es seien eine improvisierte Toilette, eine kleine Küche, ein Seil sowie eine Babyflasche gefunden worden. An der Wand sei ein handschriftlicher Kalender entdeckt worden, der die Tage seit dem 7. Oktober gezählt habe. Die Bilder zeigten auch eine Sitzecke.

Auch ein Motorrad mit einem Einschussloch sei gefunden worden, daran ein Haarband, sagte Hagari. Es ähnele den Motorrädern, die bei den Massakern am 7. Oktober in Israel von Terroristen benutzt worden seien. Man gehe davon aus, dass Terroristen sich nach dem Angriff in dem Keller unter dem Krankenhaus versteckt hätten. Es gebe aber auch Geheimdienstinformationen, die den möglichen Aufenthalt von Geiseln vor Ort bestätigten.

In unmittelbarer Nähe des Krankenhauses habe man außerdem einen mehr als 20 Meter tiefen Tunneleingang gefunden. Man gehe davon aus, dass der Tunnel für militärische Zwecke genutzt wurde.

Bereits 4300 Angriffe ausgeführt

Bei Kämpfen beim Al-Kuds-Krankenhaus wurden nach israelischen Armeeangaben 21 Terroristen getötet. Israelische Soldaten seien von Terroristen mit zwei Panzerfäusten und kleineren Waffen aus dem Eingangsbereich des Krankenhauses in Gaza beschossen worden, teilte die Armee am Montag mit. Die Angreifer hätten sich unter eine Gruppe von Zivilisten gemischt. Die Soldaten hätten zurückgeschossen und seien auch durch die Luftwaffe unterstützt worden.

Nach Hamas-Angaben wurden bei israelischen Angriffen auf das Flüchtlingslager Jabalia im Gazastreifen mindestens 30 Palästinenser getötet. Zahlreiche weitere Menschen seien verletzt worden, hieß es.

Seit Beginn der Bodeneinsätze im Gazastreifen vor rund zwei Wochen führte das israelische Militär eigenen Angaben zufolge insgesamt 4.300 Angriffe aus. Daran seien die Luftwaffe und Bodentruppen beteiligt gewesen, teilte die Armee mit. Dabei seien unter anderem Hunderte Abschussstellungen für Panzerabwehrraketen getroffen worden sowie rund 300 Tunnelschächte. Bei rund 3.000 Zielen habe es sich um "terroristische Infrastruktur" gehandelt. Wie das Medienbüro der radikal-islamischen Hamas mitteilte, sind bei israelischen Luftangriffen mindestens 11.240 Palästinenser ums Leben gekommen. Davon seien 4.630 Kinder, hieß es.

Israel stellt sich nach Worten des Außenministers Eli Cohen darauf ein, dass binnen zwei bis drei Wochen der internationale Druck auf sein Land wegen des Gazakriegs deutlich steigen wird. Cohen sagte dies nach Medienberichten bei einem Gespräch mit Journalisten in Jerusalem. Anschließend stellte Cohen klar, es gebe aus seiner Sicht "keine laufende Sanduhr". Israel werde weiterkämpfen, "bis wir die Hamas zerstört und die Geiseln zurückgebracht haben", twitterte er auf X.

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