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Trump will nach Gerichtsentscheid Urteil in New York aufheben lassen

Von nachrichten.at/apa, 02. Juli 2024, 08:23 Uhr
Ex-US-Präsident Donald Trump Bild: AFP

NEW YORK. Ex-US-Präsident Donald Trump bemüht sich Berichten zufolge nach der jüngsten Entscheidung des höchsten Gerichts zur Immunitätsfrage um die Aufhebung seiner Verurteilung in New York.

Nur wenige Stunden nach dem Beschluss des Supreme Courts hätten die Anwälte des Republikaners erste Schritte unternommen und sich mit einem Brief an den zuständigen Richter in New York gewandt, berichteten der Sender CNN und die "New York Times" unter Verweis auf nicht namentlich genannte Quellen.#

Demnach sollen die Anwälte den Richter auch gebeten haben, die für den 11. Juli angesetzte Strafmaßverkündung zu verschieben. Trumps Team beruft sich dabei auf die jüngste Entscheidung des Obersten US-Gerichts, wonach US-Präsidenten weitgehenden Schutz vor Strafverfolgung für offizielle Handlungen im Amt genießen - ein "gefährlicher Präzedenzfall", wie US-Präsident Joe Biden nach dem Richterspruch warnte.

Der Schritt von Trumps Anwälten war erwartbar und dürfte wohl aussichtslos sein, könnte wegen der folgenden juristischen Schritte aber zumindest die Verkündung des Strafmaßes hinauszögern.

Trump hatte am Montag einen bedeutsamen Erfolg vor dem höchsten US-Gericht verbucht: Der Supreme Court urteilte, dass er zwar keine vollständige Immunität für die Handlungen während seiner Zeit als Präsident genießt, aber der Schutz vor Strafverfolgung sehr weitgehend ist.

Mit ihrer Entscheidung verzögern die Richterinnen und Richter den Beginn des Wahlbetrugsprozesses gegen den 78-Jährigen in der US-Hauptstadt Washington weiter. Nun muss eine untere Instanz herausfinden, für welche Handlungen Trumps Immunität gilt. Es gilt als sehr unwahrscheinlich, dass der Prozess in Washington noch vor der Präsidentenwahl im November beginnen wird.

In einem anderen Strafverfahren in New York wurde Trump vor wenigen Wochen verurteilt. In dem Prozess um die Verschleierung von Schweigegeld-Zahlungen an eine Pornodarstellerin wurde er von den Geschworenen in allen 34 Anklagepunkten für schuldig befunden. Es war das erste Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten, dass ein ehemaliger Präsident wegen einer Straftat verurteilt wurde. Trump könnte im ärgsten Fall eine mehrjährige Haftstrafe drohen.

Der New Yorker Fall ist anders gelagert als etwa das Wahlbetrugsverfahren in Washington, bei dem es um Trumps Versuche geht, das Ergebnis der Präsidentenwahl 2020 zu kippen. Damals hatte Trump gegen den Demokraten Biden verloren, wollte seine Niederlage aber nicht akzeptieren. Diese Anklage betrifft seine Zeit als Präsident im Amt.

Das Verfahren in New York drehte sich in erster Linie um Trumps Handlungen als Präsidentschaftskandidat vor der Wahl 2016. Trump war mit der Argumentation, dass der Fall seine Präsidentschaft betreffe, bereits in der Vergangenheit gescheitert.

Allerdings könnten Trumps Anwälte argumentieren, dass die Anklage sich in dem Fall auch auf Beweise gestützt hat, die aus Trumps Zeit im Weißen Haus stammen. Denn der Supreme Court hat nun entschieden, dass Amtshandlungen von US-Präsidenten nicht nur vor Strafverfolgung geschützt sind. Sie dürfen auch nicht als Beweise in Strafverfahren angeführt werden. Spätestens in einem Berufungsverfahren dürfte das Thema werden. Trump hatte bereits angekündigt, nach der Strafmaßverkündung gegen das Urteil vorzugehen.

Kritik von Biden

US-Präsident Biden kritisierte das Immunitätsurteil des Supreme Court und warnte vor schwerwiegenden Folgen. "Die heutige Entscheidung bedeutet mit ziemlicher Sicherheit, dass es praktisch keine Grenzen für das Handeln eines Präsidenten gibt", sagte der Demokrat bei einer kurzfristig anberaumten Ansprache im Weißen Haus. Jeder Präsident, einschließlich Trump, werde nun die Freiheit haben, das Gesetz zu ignorieren, warnte der 81-Jährige. Er will bei der Präsidentenwahl im November gegen Trump antreten.

Der Supreme Court habe mit seiner Entscheidung ein "grundlegend neues Prinzip" geschaffen: Die Macht des Präsidentenamtes werde künftig nicht mehr durch Gesetze eingeschränkt, auch nicht durch das Oberste Gericht, warnte Biden. "Die einzigen Grenzen werden vom Präsidenten selbst gesetzt." Die Menschen in den USA hätten ein Recht darauf, vor den nahenden Präsidentenwahlen im November eine Antwort der Gerichte zur Rolle Trumps beim Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol am 6. Jänner 2021, um die Ratifizierung von Trumps Wahlniederlage zu stören bzw. zu verhindern, zu erhalten. Diese Antwort werde es nach dem Urteil wohl aber nicht mehr geben.

Biden, der sich nach einem desaströsen Auftritt bei der TV-Debatte in der vergangenen Woche in einer kritischen Phase seines Wahlkampfs befindet, nutzte die Gelegenheit und rief die Menschen zum Wählen auf. Fragen zu seiner Kandidatur beantwortete er nicht.

Das Urteil des Supreme Courts war mit sechs zu drei Stimmen ausgefallen. Die drei als liberal geltenden Richterinnen hatten sich nicht der rechtskonservativen Mehrheit des Supreme Courts angeschlossen, die Trump durch Personalentscheidungen während seiner Zeit als Präsident zementiert hatte. In der von Richterin Sonia Sotomayor verfassten abweichenden Meinung äußerten die Juristinnen ihre "Angst um unsere Demokratie".

Sotomayor skizzierte denkbare Situationen, in denen der Schutz des Präsidenten vor Strafverfolgung künftig Anwendung finden könnte - als Beispiel nannte sie einen von ihm in Auftrag gegeben Mordanschlag auf einen Rivalen, einen Militärputsch des abgewählten Präsidenten oder den Nachweis von Bestechlichkeit.

"Selbst, wenn diese Albtraumszenarien nie eintreten sollten, und ich bete, dass sie es nie tun, ist der Schaden bereits angerichtet", schrieb Sotomayor. "Bei jeder Ausübung seiner Amtsgewalt ist der Präsident jetzt ein König, der über dem Gesetz steht." Die langfristigen Folgen der Entscheidung seien erheblich. Das Gericht schaffe damit "effektiv eine rechtsfreie Zone um den Präsidenten und rüttelt am Status quo, der seit der Gründung der Nation existiert".

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12  Kommentare
12  Kommentare
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MarcusDoneus (129 Kommentare)
vor 23 Stunden

Gebrauchsanweisung für Despoten: Kauf dir ein Höchstgericht und du hast Narrenfreiheit - von außerehelichen Affären über Schweigegeld, Korruption bis hin zum Sturm auf den Regierungssitz.
Brave New World🤮

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Peter2012 (6.436 Kommentare)
am 02.07.2024 17:59

Damit ist das US-Präsidentenamt nichts mehr wert wenn man sich nicht an den Amtseid mehr halten braucht!!!

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Linz2013 (3.621 Kommentare)
am 02.07.2024 11:48

Lesenswert, besonders für Ö, wo die FPÖ die Ungarn als Vorbild sieht:

"Philosoph Jason Stanley: "Die richtige Bezeichnung ist Faschismus

Der Yale-Professor und Buchautor sieht von Orbán bis Trump eine Rückkehr autoritärer Ideologien. Dagegen wirke nur die Stärkung der Demokratie"

https://www.derstandard.at/story/3000000226036/philosoph-jason-stanley-die-richtige-bezeichnung-ist-faschismus

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soistes (546 Kommentare)
am 02.07.2024 10:06

Amiland, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

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Mondseelandler (349 Kommentare)
am 02.07.2024 09:56

Trump hat mit Ernennungen vor seiner Abwahl für eine Mehrheit seiner Parteifreunde im Höchstgericht gesorgt.

Diese haben sich nun damit bei ihm dafür bedankt.

Es sind dies offensichtlich fachlich ungeeignete Höchstrichter die eine Gefahr für Recht und Ordnung bilden.

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LASimon (12.205 Kommentare)
am 02.07.2024 11:52

Diese Richter sind nicht als fachlich ungeeignet anzusehen, andernfalls könnten sie ihre Entscheidungen ja nicht juristisch begründen. Es gibt aber ein oder zwei, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht den ethischen Anforderungen an so ein Amt gerecht werden: Clarence Thomas und Samuel Alito.

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tradiwaberl (15.742 Kommentare)
am 02.07.2024 09:31

ist Schweigegeld zahlen an Pornodarsteller eine "offizielle Handlung im Amt" ??

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LASimon (12.205 Kommentare)
am 02.07.2024 11:48

Nein, denn die Zahlung erfolgte vor dem Amtsantritt. Aber - und das steht so im Artikel - es stammen anscheinend einige Beweise der Staatsanwaltschaft aus der Zeit von Trumps Präsidentschaft. Hier wird das Gericht - nach dem Willen des Supreme Court - zu entscheiden haben, ob diese Beweise der Amtstätigkeit oder der Privatsphäre zuzuordnen sind. Insofern mache ich mir hier keine so grossen Sorgen.
Kritischer sehe ich die in der "dissenting opinion" angeführten Szenarien: Wenn ein Präsident im Amt einen Putsch unternähme, indem er etwa die gesetzgebenden Körperschaften auflöst unter Hinweis auf eine äussere oder innere Gefahr, wäre dies eine offizielle Handlung im Amt.

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MarcusDoneus (129 Kommentare)
vor 22 Stunden

Der Mann hat öffentlich mit einem Blutbad gedroht, falls er nicht wieder Präsident wird. Allein das würde in einem zivilisierten Land schon für lebenslanges Amtsverbot reichen. Dass er es ernst meint, hat er ja bereits mit dem Sturm aufs Kapitol vorexerziert.
GET HIM TO JAIL!!!

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Paul44 (1.045 Kommentare)
am 02.07.2024 09:25

Ein paar karrieregeile Abgeordneten des Repräsentantenhauses haben vor einigen Jahren ein Amtsenthebungsverfahren und ein Berufsverbot für Trump verhindert.

Jetzt können nur mehr die Wähler Trump verhindern. Ich fürchte aber, es ist zu spät.

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Linz2013 (3.621 Kommentare)
am 02.07.2024 08:58

Der Supreme Court hat verkündet, dass er immun bei Amtstätigkeiten und nicht bei Privattätigkeiten ist.

Bin gespannt, wie die weiteren Gerichte eine Umsturzversuch kategorisieren.

Für Trump wäre es ein Freibrief für weitere Verbrechen. Dieser Typ gehört ins Gefängnis und nicht in die mächtigste Position der Welt.

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Peter2012 (6.436 Kommentare)
am 02.07.2024 08:42

Einen Freibrief über das Recht darf kein Mensch haben!!!

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