Aufregung um Wahlkampfkonzept des Sora-Instituts für die SPÖ
WIEN. ORF kündigt Vertrag mit Wahlanalysten nach Bekanntwerden des „Geheimpapiers“
Den Auftakt des „Waldviertler-Festes“ am Wiener Rathausplatz mit Schmankerln und Handwerkskunst aus der Region hat sich Andreas Babler gestern als Etappe seiner „Comeback-Tour“ ausgesucht. Doch aus dem Bad in der Menge wurde aus der Sicht des SP-Vorsitzenden eine unangenehme Konfrontation mit Aktuellem.
Was akut an dem unabsichtlich vom Meinungsforschungsinstitut Sora veröffentlichten „SPÖ-Strategiepapier“ lag. Darin hatte Sora-Sozialforscher Günther Ogris nach eigenen Angaben eine „persönliche Hypothesensammlung“ angelegt, um sich ohne Auftrag von der SPÖ bei Babler für eine „eventuelle Beratungstätigkeit“ vor der Nationalratswahl 2024 zu bewerben. Diese sei nicht zur Veröffentlichung bestimmt gewesen, wie Ogris erklärte.
Was dennoch geschah, weil die Unterlagen an einen falschen Verteiler mit rund 800 Empfängern versandt wurden.
Das führte gestern zu schwerwiegenden Folgen für das Institut. Zunächst teilte Sora-Mitbegründer Christoph Hofinger mit, dass sein Co-Geschäftsführer Ogris „einvernehmlich“ und „mit sofortiger Wirkung“ aus dem seit Jahren für den ORF tätigen Wahlanalyse-Team ausscheiden werde.
Doch zu diesem Zeitpunkt hatte man beim ORF bereits die Reißleine gezogen: Weil „insbesondere bei Wahlen Glaubwürdigkeit und Objektivität von essentieller Bedeutung sind, muss jeglicher Anschein von Einseitigkeit unterbunden werden“, begründete man beim ORF die fristlose Kündigung der Zusammenarbeit mit Sora. Welches Institut Hochrechnungen und Analysen an Wahlsonntagen übernehmen soll, ließ man offen.
Ogris erklärte, dass er sich „seit Jahrzehnten“ neben der Wahlforschung auch dem Erstellen strategischer Modelle widme. In dem „Geheimentwurf“, der den OÖNachrichten vorliegt (Details siehe unten), werden drei Ziele definiert: Die SPÖ wird Wahlsiegerin, sie wird stärkste Kraft links der Mitte und erreicht eine Ampel-Mehrheit, um eine schwarz-blaue Koalition zu verhindern. Außerdem schlägt Ogris ein rotes Schattenkabinett vor und gibt Tipps für die Konfrontation mit dem Hauptkonkurrenten, FP-Chef Herbert Kickl.
Letzterer sprach von einem „Aufmarschplan für eine links-linke Bundesregierung“. Das seien „Silberstein-Methoden“, verwies Kickl auf den ehemaligen SP-Berater Tal Silberstein.
VP-Generalsekretär Christian Stocker forderte von der SPÖ in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz „vollständige Transparenz“ ein. An sich seien für Stocker Kooperationen mit Meinungsforschungsinstituten nichts Verwerfliches, bei einem Kooperationspartner mit dem ORF sei das aber anders gelagert.
Ärger im Kleingarten
Zurück zu Bablers nicht nur wegen der Temperaturen schweißtreibendem Auftritt am Rathausplatz: Der SP-Chef betonte, dass er zwar Ogris’ Überlegungen in Grundzügen kenne, diese aber „ohne Auftrag durch die SPÖ“ entstanden seien. Ihm tue Sora wegen der „Panne, die klar bei ihnen liegt, leid“.
Ärger hat die SPÖ in Wien auch wegen mehrerer Kleingartengrundstücke, die viel zu günstig an Genossen verkauft worden sein sollen. Mittlerweile sind zwei rote Bezirksvorsteher involviert. Babler forderte von den Wiener Parteifreunden „Aufarbeitung und dann natürlich Konsequenzen“.
Sora-Strategiepapier: Babler-Liebe statt Kickl-Hass
„Das Wahljahr 2024 – Strategische Überlegungen“ steht auf dem Deckblatt der 42-seitigen Powerpoint-Präsentation, die Sora-Geschäftsführer Günther Ogris erarbeitet hat. Darin enthalten sind Vorschläge für die SPÖ, wie sie sich in einem Wahlkampf erfolgreich behaupten kann. Offeriert wird eine Kooperation zwischen SPÖ und Sora bei der Hochrechnung und der Wahltagsbefragung.
Gleich zu Beginn weist Ogris im Strategiepapier auf die Dichte an Wahlen im Jahr 2024 hin. „Jedes Ergebnis einer Wahl beeinflusst die Stimmung für die folgenden Wahlen“, schreibt er.
Ziel der SPÖ müsse es sein, die stärkste Partei zu werden und eine Mehrheit von ÖVP und FPÖ zu verhindern. Gelingen solle dies, indem die SPÖ von der FPÖ Arbeitnehmer ohne Matura und von der ÖVP ältere Frauen im ländlichen Raum als Wähler zurückholt. Zudem müsse die SPÖ Nichtwähler ansprechen und im urbanen Raum eine Mehrheit erzielen. Die Neos sollten wiederum im urbanen Gebiet und die Grünen im ländlichen Raum der ÖVP Stimmen wegnehmen.
Babler müsse ein Image als Kanzler aufbauen und verstärkt Themen setzen, schlägt Ogris vor. Die ÖVP solle als Partei, die blockiert und (in Anlehnung an die Chats von Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid) als „Hure der Reichen“ dargestellt werden. Die SPÖ sei die Partei, die die Blockade löse, die Teuerung stoppe, Mieten senke und die Kinderarmut bekämpfe.
In dem Ogris-Papier wird Babler empfohlen, seine Stärken mehr auszuspielen. Die Erzählung müsse sein: Babler liebt die Menschen und fühlt sich ihnen verbunden. „Liebe statt Hass = Babler statt Kickl.“ Die FPÖ sei jene Partei, die Jugendliche, die arbeiten wollten, kriminalisiere und den Hass gegen Menschen, die gendern oder nicht mit einem eindeutigen Geschlecht geboren seien, schüre.
Ogris hat in dem Konzept auch gleich ein Schattenkabinett zusammengestellt: Medienmanager Gerhard Zeiler als Finanzminister, ÖBB-Vorstandsmitglied Silvia Angelo für die Infrastruktur, der Vorstand der steirischen Stadtwerke Manfred Wehr für die Wirtschaft, Volkshilfe-Chef Erich Fenninger als Sozialminister, SP-Klubvize Eva-Maria Holzleitner als Frauenministerin und die Wiener SP-Frauenchefin Marina Hanke für die Bildung.
Ogris war im Juni beim SP-Parteitag in Linz. Der 63-Jährige zeigte im Gespräch mit den OÖN in der Vorsitzfrage gewisse Sympathien für den Kurs Bablers.
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Ohne Auftrag erstellt? Wer glaubt wird selig. Eine Firma die etwas ohne Auftrag und nur aus reiner Gefälligkeit macht, wäre in diesen Fall ein Fall für das Finanzamt. Wieso erinnert mich dieser Fall Anden Fall Beinschab?
Wieso steht in den OÖN noch nichts vom Nehammer Video, wo er sagt dass es Kinderarmut nicht geben kann, weil die Eltern eh einen mäci Bürger um 1,40 kaufen können.
hat er das wirklich von sich gegeben?
Er hat nur gesagt, dass sich jede Familie für ihr Kind eine warme Mahlzeit leisten kann, wenn sie dafür die Verantwortung übernimmt (und selber etwas kocht). Und dazu hat er noch den Preis vom Burger genannt - wenn jemand nicht selber Zeit zum Kochen…. Weil die Erziehungsberechtigten beide arbeiten gehen.
Schauen Sie einmal in die Einkaufswagen der jungen Familien: jede Menge Halb- und Fertigprodukte. Die sind natürlich teurer,als wenn man selber frisch kochen würde. Ich finds auch okay, dass jeder selber entscheidet in welcher Form jemand zu sein Essen einnimmt bzw. zubereitet. Aber wer sich für eine teurere Variante entscheidet sollte nicht jammern.
Karl, bist du es?
SORA weiß, was der SPÖ gefällt und hat sich bei der Strategie klar an Silberstein orientiert.
Die Causa Silberstein ist in der Nachbetrachtung lächerlich im Vergleich zum Projekt Ballhausplatz.
Der Traum von einer Dreierkoalition unter BK Babler sollte damit offensichtlich fiktiv dargestellt werden. Den Hrn BP vdB weiß man ja bereits auf seiner Seite.
Es gilt nur noch den Wähler soweit zu beeinflussen um dieses Ziel möglich werden zu lassen. Hoffentlich fallen die Bürger nicht auf diesen miesen Trick herein.
Wir sehen ja was im unseren Nachbarland abgeht - wollen wir das wirklich?
tja, tarnen und täuschen anstatt wiedermal ehrlicher Politik ... alle gleich ....
Man sieht in Italien, dass Rechtspopulistische Parteien auch nichts zusammen bringen.
keiner kann aus ... Hauptmotiv ist mittlerweile bei allen Connects sammeln und Geld scheffeln, da sind alle gleich!
Beinschab und Karmasin scharren schon in den Löchern, es gilt die Unabhängigkeit des ORF zu bewahren!
Zeigt mir ein Unternehmen, welches ein über 40seitiges Papier kostenlos erstellt?? Wie dumm will uns die SPÖ noch verkaufen??
Besonders muss man ja sagen ohne irgendwelchen Auftrag oder ein klares Ziel. Dazu sind ja sehr detailierte Themen drinnen, die weit ab von "was können wir für Sie tun" .
Mit dem Papier wollte Sora einen Auftrag bekommen, es war Teil eines Angebots.
höchste Ziel - die F zu verhindern ...
kennen wir doch schon (-;
... gleichzeitig das einzige Ziel der SPÖ.
Ein gutes Ziel!
Klar….die F :-D Weil bei denen alles korrekt abläuft…
Frag mal den Wirt, der wegen der FÜÖ Spesenaffäre jetzt 8.000€ zahlen darf!
Wer jetzt die FPÖ wählt, ist extrem rechts und/oder hat vieles echt nicht verstanden…
Radikal, Identitär und Nazi hast du vergessen....
eh klar ... die anderen sind alle Lämmchen ...
wie lange lässt sich die Bevölkerung noch verarschen?
... wobei nicht gesagt ist, dass es mit einer anderen Regierung besser wird ...
Aber dass ein FPÖVP-Regierung im Desaster enden wird, weiß man im Vorhinein.
klar ... die anderen machen immer alles richtig ...
und später ein Sitz in der Energiekonzern-Etage mit fetten Boni ... die Bevölkerung zahlts eh brav ....
Oder in der Nationalbank , Gouverneur Robert Holzmann, FPÖ. Verdienst mehr als € 300.000 im Jahr. 😉
der könnte auch was abgeben, ja ...
Die Rot-Blaue Koalition hat sich auch nicht gerade mit einem Ruhm bedeckt.
rot/blau ... wo?
neu aufgesetzt - so einfach kann man unangenehme Kommentare verschwinden lassen ...
Hatte Babler bessere Kontakte zu SORA als etwa Pamela Rendi Wagner oder Doskozil?
vielleicht hat er sich vom Kurzen was abgeschaut (-;
Betterthan…..
Sie sollten schon dazu fähig sein, sinnerfassend zu lesen und dann das Gelesene RICHTIG zu verstehen.
Es gab NIE einen Auftrag von der SPÖ an das Sora Institut.
Ergo kann man der SPÖ daraus keinen Strick drehen. Es stimmt leider nicht.
alchimist
wird wohl so sein.
Nach Silberstein die nächste Eigeninitiative ... .
"Es gab NIE einen Auftrag von der SPÖ an das Sora Institut."
Die SPÖ beauftragt das SORA-Institut fast regelmäßig.
Es gab also ein kontinuierliches Geschäftsverhältnis ebenso wie Beauftragungen.
Alchi, glaubst du das wirklich? (-;
"Es gab NIE einen Auftrag von der SPÖ an das Sora Institut"
Sorry, aber das kann nur jemand glauben der eine rosaroooooooooote Brille (wahrscheinlich selbst nachts) trägt.