Grüner Jubel und leichte Enttäuschung bei der FPÖ
LINZ. Zufrieden zeigten sich gestern auch Landeshauptmann Stelzer und SP-Chef Lindner – die FPÖ hätte sich dagegen mehr erhofft.
Man versuchte, es sich gemütlich zu machen, doch die FPÖ saß auf Nadeln. Noch bevor gestern Abend im Oberösterreichischen Presseclub die erste Hochrechnung über den Bildschirm flimmerte, waren die Blicke wie gebannt auf den Fernseher gerichtet.
Einige Minuten später die ersten Ergebnisse: Van der Bellen lag klar über 50 Prozent, der FP-Kandidat Walter Rosenkranz kam auf knapp 19 Prozent. Der Prozentsatz sollte im Laufe des Abends noch weiter fallen.
Die Mundwinkel festgefroren, nickte FP-Klubobmann Herwig Mahr dem Bildschirm zu. Rosenkranz hatte gleich zwei seiner Ziele verpasst: das Übertreffen der 20-Prozent-Marke und das Erreichen der Stichwahl. Von einem Misserfolg wollte Mahr aber nichts wissen, Rosenkranz habe einen "Achtungserfolg" erzielt.
- Reaktion von Manfred Haimbuchner, FPÖ:
- Reaktion von Harald Mahr, FPÖ
Er habe ein "respektables Ergebnis" eingefahren, vor allem, "weil so viele rechte Kandidaten im Rennen waren", sagte FP-Chef und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner. "Ich hätte mir aber schon eine Stichwahl gewünscht." Er gratulierte Van der Bellen, stellte aber fest, dass "ihn fast jeder zweite Österreicher nicht gewählt hat. Auf dieses Ergebnis braucht er sich also nichts einzubilden." Van der Bellen müsste jetzt zeigen, dass er ein Präsident für ganz Österreich sei.
"Rückenwind" für Grüne
Ganz anders die Stimmung bei den Grünen. "Das ist wirklich ein sehr gutes Ergebnis. Die Wähler haben nicht Populismus und Abschottung gewählt, sondern Verantwortung und Kompetenz", gab sich Grünen-Chef Stefan Kaineder erfreut. Dass Van der Bellen gleich im ersten Durchgang siegen würde, sei "nicht absehbar" gewesen. Mit ihm hätten die "grünen Werte" gewonnen. Seine Wiederwahl gebe den Grünen, sowohl im Bund als auch im Land, "ordentlich Rückenwind".
- Reaktion von Stefan Kaineder, Grüne:
In Krisenzeiten brauche es Stabilität, "Fingerspitzengefühl und gute Übersicht", alle drei Voraussetzungen bringe Van der Bellen mit, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) und zeigte sich zufrieden. Oberösterreich habe bisher gut mit dem Präsidenten zusammengearbeitet, "und ich bin sehr zuversichtlich, dass das auch weiter der Fall sein wird".
- Reaktion von Thomas Stelzer, ÖVP:
"Sehr zufrieden" über den Ausgang der Wahl war SP-Chef Michael Lindner. Das Ergebnis sei aber "ein Auftrag für eine entschlossenere Amtsführung gegenüber der Bundesregierung". Diese habe nach wie vor zu wenig getan, um die Teuerung zu bekämpfen. "Er ist der richtige Kandidat für das Amt" sagte Neos-Chef Felix Eypeltauer. Die Unterstützung der Neos sei aber an "einen klaren Auftrag" geknüpft gewesen: Der Präsident solle mehr im Kampf gegen Korruption unternehmen.
- Reaktion von Michael Lindner, SPÖ:
Verloren wirkte gestern die MFG. Ihr Kandidat Michael Brunner schaffte es nur knapp über die Zwei-Prozent-Hürde. "Wir haben unsere Wähler nicht ansprechen können" resümierte Parteichef Joachim Aigner. Das nächste Mal werde man anders agieren. Und sich wahrscheinlich auch realistischere Ziele setzen: "Ich hätte mir schon eine Stichwahl mit Brunner gewünscht", sagte Aigner.
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Völlig unbedeutend, wie viele oder wenige Stimmen die Wahlverlierer bekommen haben. Schade nur, dass unnötige Millionen an Steuergeldern damit verpulvert worden sind.
"Leichte" Enttäuschung? Was für eine realitätslose Untertreibung! Interessant, dass jetzt das große Feld rechter Kandidaten als Ausrede verkauft wird. Vor der Wahl wurde es noch als Stärke gepriesen. Was es natürlich nie war. Dass Teilen durch 4 weniger Stimmen bringt als mehr, weiß man, wenn man in der Volksschule die Grundrechnungsarten gelernt hat. Außer natürlich man ist im rechten Lager. Da zählen Fakten, Zahlen und Bildung generell bekanntlich nicht. Sondern nur Einbildung.
Wer will schon einen Präsidenten, der die Regierung entlässt, nur weil sie nicht in sein politisches Konzept passt? Wir, das Volk wählen den Nationalrat, der dann die Regierung stellt. Der Präsident hat unsere Wahl gefälligst zu respiektieren. Wenn er das nicht kann, wählen wir ihn nicht zum Präsidenten. Nicht einmal alle FPÖler wollen ihn.