ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick gesteht: "Hatte gestern eine fast schlaflose Nacht"
Österreichs Fußball-Nationalteam ist nach dem überraschenden EM-Gruppensieg im siebenten Himmel. Das sagten die Akteure nach dem 3:2 über die Niederlande:
Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): "Wir wollten das Spiel gewinnen, so haben wir uns auch vorbereitet. Ich hatte gestern noch einmal eine fast schlaflose Nacht wegen der Aufstellung. Wenn das späte Tor für Italien nicht gefallen wäre, hätte ich vielleicht anders aufgestellt, im Nachhinein war es schon richtig so. Das zweite Tor war super vorbereitet von Grillitsch, noch dazu mit dem schwachen Fuß, das kann er nicht viel besser spielen. Über Romano Schmid brauchen wir fast gar nicht mehr sprechen, was der für eine Entwicklung gemacht hat letztes Jahr ist unfassbar. Es freut mich, dass er sich auch noch mit dem Kopfballtor belohnt hat."
Ralf Rangnick weiter: "Grillo war mit dem Ball unser Ankerpunkt im Spiel nach vorne, es ist ärgerlich, dass wir in der Situation den Ball verlieren. Vor dem dritten Tor war es ein super Schnittstellenpass von Baumgartner und Sabi vollendet mit dem linken Fuß. Man darf nicht vergessen, wer in der Abwehr trotzdem heute noch gefehlt hat, mit David Alaba und Gernot Trauner, der war in Topform. Wir haben gute Alternativen, ich bin froh Wöber wieder gebracht zu haben und er hat ein wirklich gutes Spiel gemacht. Was mir besonders gefallen hat, waren die vielen Ballbesitzphasen. In den ersten 20 Minuten hatten wir gefühlt 80 Prozent Ballbesitz gegen Holland, das musst du erst einmal schaffen. Das dritte Tor war ein Lehrbuch-Beispiel, für das was wir spielen wollen. Tiefe Läufe, perfektes Timing. Die Atmosphäre war schon im Polen-Spiel ähnlich, die Fans sollen weiter euphorisiert und begeistert sein. Die Jungs können das gut einordnen. Jetzt geht es erst richtig los, so sehen wir das. Wir wissen aber auch, dass wir jedes Spiel am obersten Limit spielen müssen. Wir spielen erst in einer Woche, ich bin froh, dass wir jetzt einmal eine normale Trainingswoche haben, um den ein oder angeschlagenen Spieler wieder fit zu bekommen."
Marcel Sabitzer (ÖFB-Torschütze/Spieler des Spiels): "Im Fußball geht es oft schnell, da hast du Ups und Downs. Das ist normal, denke ich. Die Frage ist, wie du damit umgehst. Ich habe in den letzten Tagen sehr gut gearbeitet, die Mannschaft unterstützt mich sehr gut. Wenn du so einen Sieg machst, Gruppensieger wirst, das Siegestor geschossen, besser geht es ja nicht. Man of the match ist eine schöne Nebensache. Ich gebe alles für das Team, will immer helfen mit Assists und Toren, wenn das nebenbei rausspringt, ist das sehr schön. Man sieht, wir wechseln durch und es wird nichts vermisst, jeder weiß um seine Position, was er machen muss. Die Intensität ist das Entscheidende, das haben wir sehr lange hingekriegt. Wenn du die Niederlande schlägst, in der Gruppe Gruppensieger wirst, dann kannst du nicht so schlecht sein. Für uns stand an oberster Stelle weiterzukommen, das haben wir einmal geschafft. Jetzt gilt es wieder runterfahren, Kopf freibekommen von der Sache und dann greifen wir weiter an."
Romano Schmid (ÖFB-Torschütze): "Es ist was ganz Besonderes bei einem EM-Spiel das erste Länderspieltor zu machen, noch dazu in einem so wichtigen Spiel. Es war mein 2. Saisontor mit dem Kopf, vielleicht sollte ich jetzt immer in die Box gehen, bei Eckbällen auch. Charakter 100 Prozent, man merkt egal wer am Platz steht, die Prinzipien greifen. Ich glaube, es war ein verdienter Sieg, auch wenn die Holländer genauso ein starkes Spiel gemacht haben. Wir haben einfach eine geile Mannschaft. Egal, wer kommt, wir gehen ins Spiel um es zu gewinnen. Ich glaube, dass wir sehr gut vorbereitet sein werden."
Die Highlights der Partie:
Maximilian Wöber (ÖFB-Verteidiger): "Es war natürlich eine Feierstimmung, Kanzler und Vizekanzler haben uns gratuliert, es gab eine kurze Ansprache des Trainer. Er hat uns gesagt, dass wir es uns verdient haben, dass wir heute ein bisschen feiern dürfen und dass es jetzt erst so richtig losgeht. Ich wollte zeigen, dass ich zurecht auch gegen Frankreich aufgelaufen bin, ich glaube das habe ich heute gezeigt, dass ich absolut mit den Besten der Welt mithalten kann und in das Team gehöre. Ich muss mich bei meinen Teamkollegen und der Mannschaft bedanken, wie sie mich aufgefangen haben, das war in dem Moment nicht einfach, weil viele Dinge zusammengekommen sind. Die Leistung tut mir gut, dass wir auch noch den Gruppensieg holen, ist unfassbar. Wir sind individuell, jeder Einzelne von uns, und jeder macht es überragend. Dieser Teamgeist macht es einfach aus, wir kämpfen füreinander, haben unheimlich viel Spaß neben dem Platz, die Chemie bringt solche unglaublichen Leistungen raus. Wir sind Gruppenerster und hoffentlich noch einen langen Weg vor uns."
Bildergalerie: NED - AUT: Die OÖN-Spielerbenotung
Galerie ansehenRonald Koeman (Niederlande-Trainer): "Ich bin letztendlich verantwortlich. Ich habe dieses Team zusammengestellt, weil ich dachte, es sei das beste. Aber das war nicht der Fall. Ich bin auch von mir selbst enttäuscht, dass wir (die Spiele) so beginnen. Ich fand, dass der Anfang eine schlechte Leistung war, aber nicht das ganze Spiel. Wir wussten, dass sie mit einem hohen Rückraum spielen, also haben wir gesagt: Macht die Passlinie zu. Dann muss der Rückraum halten. Aber wenn das eine oder das andere nicht passiert, dann kommt das dabei heraus. Während des Spiels habe ich auch versucht zu sagen, dass die Innenverteidiger die aufrückenden Außenverteidiger auffangen sollten. Die Kommunikation war auch eines der schlechten Dinge, besonders zu Beginn des Spiels."
Virgil van Dijk (Niederlande-Kapitän): "Wir haben das Spiel schwach begonnen, in Ballbesitz und in den Zweikämpfen. Dann liegt man im Spiel zurück. Uns fehlte die Energie. Wir haben in der Halbzeit darüber gesprochen. Das ist unverständlich, bei einem Endrundenturnier. Ich habe im Moment keine Erklärung dafür. Wenn wir bei dieser Europameisterschaft etwas erreichen wollen, muss sich sehr schnell etwas ändern. Dafür sind wir alle verantwortlich."
Cody Gakpo (Niederlande-Torschütze): "Wir sind nicht glücklich. Harte Worte vom Trainer und den Spielern. Vielleicht lag es an der Schärfe, wir müssen es erst analysieren. Wir sind dazu gekommen Fußball zu spielen. In der zweiten Hälfte lief es besser, aber es hat nicht gereicht."