Innviertler Ebner griff im Bundesliga-Spitzenspiel hart durch
GRAZ. Referee aus Ranshofen zeigte bei Salzburgs 1:0 gegen Sturm in der 95. Minute drei Mal Rot.
Es ist eines jener Spiele der Fußball-Bundesliga, die dem Innviertler Schiedsrichter Stefan Ebner noch länger in Erinnerung bleiben werden. Und es hatte – um es vorwegzunehmen – für dessen Entscheidungen mit drei Roten Karten binnen weniger Sekunden beim 1:0-Sieg von Red Bull Salzburg gegen Sturm Graz zumindest von nicht beteiligten Experten durchwegs Zustimmung gegeben. Einziger Streitpunkt: Mit Salzburgs Oumar Solet hätte wohl ein vierter Spieler Rot sehen müssen.
Der 32-jährige Ranshofner, im Hauptberuf als selbstständiger Versicherungsmakler tätig, ist seit dem Vorjahr auch unter den Spielern offiziell Österreichs Nummer eins. Bei der Wahl zum "Schiedsrichter des Jahres", die von der Vereinigung der Fußballer (VdF) durchgeführt wird, hatte er die meisten Stimmen erhalten – und löste damit den Wiener Harald Lechner ab, der davor neun Mal in Serie gewonnen hatte.
Am Sonntag kippte das Spiel in Graz im Finish nach einer sogenannten Rudelbildung von einer Sekunde auf die andere. Mit Jon Gorenc Stankovic und Dimitri Lavalee sahen zwei Sturm-Spieler, mit Lucas Gourna-Douath ein Salzburger jeweils wegen Tätlichkeit Rot. Alle drei werden sich vor dem Senat 1 der Fußball-Bundesliga verantworten müssen. Die Klubverantwortlichen versuchten nach dem Spiel, die Situation herunterzuspielen. Aus Sicht der Klubs auch verständlich, weil Tätlichkeiten beim Strafsenat normalerweise streng geahndet werden und man das Ausmaß des Schadens so gering wie möglich halten möchte. Besonders pikant: Am Donnerstag treffen die Teams im ÖFB-Cup-Halbfinale erneut aufeinander – auch deshalb kritisierte Sturms Sportchef Andreas Schicker das Verhalten von Salzburgs Abwehrchef Oumar Solet so scharf. Folgende Fragen drängen sich auf:
Könnte Salzburgs Oumar Solet im Nachhinein gesperrt werden – und damit im Cup-Halbfinale fehlen? Ja, das ist aber nur möglich, wenn Ebner in seinem Bericht festhält, dass er Solets Vergehen nicht wahrgenommen und damit nicht bewertet hat. In diesem Fall wäre eine nachträgliche Anzeige durch den Senat 3 der Bundesliga aufgrund der TV-Bilder möglich, die wie eine Rote Karte auf dem Spielfeld behandelt werden würde.
Der LASK spielt am Sonntag gegen Sturm Graz. Ist es fix, dass Stankovic und Lavalee jetzt auch gegen den LASK gesperrt sind? Theoretisch nein. Laut Regulativ beträgt die Mindestsperre für eine Tätlichkeit zwar zwei Spiele – und jenes gegen den LASK ist für Sturm Graz das zweite Pflichtspiel, weil davor ja noch das Cup-Halbfinale steigt. Allerdings könnte der Strafsenat auch zwei Spiele Sperre geben, eines davon jedoch bedingt nachsehen und damit erst im Wiederholungsfall geltend machen. Es wäre peinlich, weil man dann die gleiche unbedingte Sperre wie für einen Spieler geben würde, der einen Gegner am Leiberl zupft und damit eine klare Torchance verhindert. Allerdings hat der Strafsenat bei der Verhältnismäßigkeit zuletzt wiederholt eigenartige Maßstäbe angelegt.