"Operation Aderlass": Acht Monate bedingt für Mountainbikerin Kollmann
RIED. Im Landesgericht Ried wurden die ehemalige Weltklasse-Mountainbikerin Christina Kollmann und ihr Lebensgefährte zu bedingten Haftstrafen verurteilt.
Im Herbst 2018 jubelte Christina Kollmann über ihren größten Karriereerfolg als Mountainbikerin. Die 31-Jährige wurde bei der Mountainbike-Marathon-Weltmeisterschaft in Italien Zweite. Doch es war ein Erfolg mit großen Schattenseiten. Die Silbermedaille wird Kollmann, wie auch weitere Titel und Medaillen, zurückgeben müssen. Die gebürtige Schladmingerin war bei mehreren Rennen in den Saisonen 2017 und 2018 gedopt, im Landesgericht Ried wurde ihr und ihrem Lebensgefährten am Freitag der Prozess - unter anderem wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges und Blutdopings - gemacht. Sponsoren und ein ehemaliges Radteam wollen Geld von der gebürtigen Schladmingerin zurück. Insgesamt geht es laut Anklage um rund 40.000 Euro.
Sportlich ist die Karriere für Kollmann vorbei, sie wurde von der Anti-Doping-Agentur (NADA) wegen Blutdopings für vier Jahre gesperrt. „Das ist das geringste Problem, mit dem Leistungssport will ich nichts mehr zu tun haben“, so die 31-Jährige. Ein weitaus größeres Problem stellen hingegen die strafrechtlichen Konsequenzen für die WM-Zweite dar.
Bereits im Vorfeld räumte die ehemalige Spitzenathletin im exklusiven OÖN-Gespräch ein, dass sie ein Tatsachengeständnis ablegen werde. Sie war Teil der „Operation Aderlass“ - in die Blutdoping-Affäre sollen zahlreiche nationale und internationale Sportler involviert gewesen sein. Als Drahtzieher wird ein Sportarzt aus Erfurt vermutet.
Kollmann: "Bin eingeknickt"
„Vor ihnen stehen zwei junge, unbescholtene Menschen, die sich aufgrund der Gesamtsituation zu dieser Tat hinreißen ließen. Meine Mandanten sind natürlich in erster Linie Täter, aber auch Opfer“, sagte der Verteidiger Hans-Moritz Pott zu Beginn der Verhandlung.
„Ja“, sie habe gedopt, sagt Kollmann. „Es war der größte Fehler meines Lebens, damit muss ich jetzt zurecht kommen.“ Gedopt war die 31-Jährige in den Saisonen 2017 und 2018. Mehrfach war die Sportlerin, die seit längerer Zeit im Innviertel lebt, bei einem Sportarzt aus Erfurt zu Gast. Daheim habe sie sich drei Mal selber „gestochen“ – also Eigenblut nach Absonderung der roten Blutkörperchen wieder in den eigenen Körper zurückgeführt.
„Ich war eigentlich immer ein strikter Gegner des Dopings.“ Nachdem sie immer wieder gefragt und gedrängt worden sei, es mit verbotenen Substanzen zu versuchen, sei sie in einer sportlich sehr schweren Zeit mit vielen Verletzungen „eingeknickt.“ Sie bereue den Doping-Missbrauch zu tiefst, wiederholt Kollmann mehrfach. „Aus heutiger Sicht frage ich mich, wie man nur so blöd sein kann, so etwas in Erwägung zu ziehen. Leider ist der Sport ein verlogenes, schmutziges Geschäft.“
Tränen und Schweiß
Der Partner der ehemaligen Europameisterin schilderte die schweren Zeiten nach mehreren Verletzungen im Jahr 2016. „Es sind bei ihr wohl mehr Tränen als Schweiß geflossen.“ Tränen flossen auch bei der Verhandlung immer wieder bei den beiden bisher unbescholtenen Angeklagten. „Wir haben dadurch wahrscheinlich unser Leben zerstört“, sagt der Mann zu Richterin Claudia Lechner. „Sofern bei ihrer Partnerin keine gesundheitlichen Folgen auftreten, wird sich das wieder einrenken“, beruhigt ihn die Richterin.
Die Vermittlung zum besagten Sportarzt sei durch eine weitere Person erfolgt, schildern die Beschuldigten. Dieser habe sie immer und immer wieder kontaktiert und sei auch mehrfach bei den Transfusions-Methoden dabei gewesen.
In seinem Schlussplädoyer verweist Verteidiger Hans-Moritz Pott auf die reumütigen Geständnisse seiner Mandanten. „Hier sitzen, ohne Zweifel, zwei Täter die ganz klar gegen das Strafgesetz verstoßen haben, vor ihnen. Es steht aber grundsätzlich auch ein System zur Anklage, denn die großen Täter sitzen leider oft – wie in Suchtmittelverfahren nicht auf der Anklagebank.“ Der Verteidiger ersucht die Richterin, seinen Mandanten noch eine zweite Chance zu geben.“ Beide Angeklagten brechen erneut in Tränen aus.
Bedingte Strafen verhängt
Nach rund einer Stunde gibt Richterin Lechner die Urteile bekannt. Kollmann wird wegen schwerem gewerbsmäßigen Betrugs und Blutdopings zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt, ihr Lebensgefährte als Beitragstäter kommt mit fünf Monaten auf Bewährung davon.
„Es hat hier im Saal jeder gesehen, dass ihre Geständnisse reumütig waren und ich gehe nicht davon aus, dass sich diese Taten wiederholen werden. Daher kann ich ruhigen Gewissens bedingte Strafen aussprechen“, sagt die Richterin bei der Urteilsbegründung.
Die beiden Angeklagten nehmen die Urteile an, die Staatsanwaltschaft Ried gibt keine Erklärung ab, da es sich um ein in Ried verhandeltes Verfahren der Staatsanwaltschaft Innsbruck handelt.
Zivilrechtlich ist der Fall aber mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht abgeschlossen. In der „Operation Aderlass“ dürfte dieser Prozess der erste von vielen gewesen sein.
Eigentlich nicht für Doping, und
uneigentlich?
Im Artikel: „Konsequenzen für die WM-Zweite“ —-
Zwei Sätze davor schreiben sie, dass sie de facto nicht mehr Zweite ist. Was ist da los in der Redaktion?
Die einzige sich stellende Frage bei Sportbetrügern ist jene, ob man ihnen vor die Füße oder ins Gesicht spucken soll!
warum jemanden anspucken?
Vor die Füße, sonst hast du eine Watschen, dass dir drei Stunden lang der Schädel wackelt. Die sind ja gedopt.
Immer dieses Opfergehabe. JEDER Sportler weiß, dass Doping illegal ist, da braucht man danach nicht jammern.
Wenn der Körper nicht mehr will oder keine Höchstleistung mehr hergibt, dann muss man aufhören und nicht betrügen.
Vollkommen richtig. Opfer sind die anderen, die nicht betrügen (solche gibt es schon auch).
Aber andererseits sind sie schon auch Opfer, Opfer ihrer eigenen Dummheit und Gier.
Das Mitleid hält sich sehr in Grenzen. : - (
Außerdem ist das ihr Ehemann, der Ex-Servicetechniker F., und nicht ihr Lebensgefährte.
Ein jeder kommt dran.
Die Zeit bringt die Wahrheit - so lautet ein Sprichwort. Jede Lüge kommt irgendwann auf. Nur dumme Menschen bilden sich ein, nicht erwischt zu werden.