Die Chance auf das dritte Olympia-Gold
YANQING. Matthias Mayer gewann 2014 die Abfahrt und 2018 den Super-G. Was passiert morgen?
Matthias Mayer muss niemandem mehr etwas beweisen. Der 31-jährige Kärntner hat schon zwei Olympia-Goldmedaillen – 2014 in der Abfahrt von Sotschi und 2018 im Super-G von Pyeongchang – in der Tasche, in der Nacht auf Sonntag (4 Uhr, ORF 1) schickt er sich auf "The Rock" in Yanqing an, seine Sammlung zu erweitern. Vorausgesetzt, der unberechenbare Wind, der gestern das zweite Abfahrtstraining um eine Stunde nach hinten wirbelte, spielt den Alpin-Assen keinen Streich.
"Ich kann zwar unter Anführungszeichen locker drauflos fahren, aber wenn ich schon hier bin, dann will ich auch eine Medaille", sagte der Routinier, der im Erfolgsfall Ski-Geschichte schreiben würde. Es gibt noch keinen Abfahrts-Doppel-Olympiasieger und mit Kjetil Andre Aamodt nur einen Rennläufer, der drei Speed-Titel im Zeichen der fünf Ringe erobert hat. Der Norweger triumphierte 1992, 2002 und 2006 im Super-G.
Auf Rekordjagd
Sollte Mayer morgen gewinnen, würde er zu Österreichs Rekordhaltern, den drei Dreifach-Olympiasiegern Felix Gottwald (Nordische Kombination), Thomas Morgenstern (Skispringen) und Toni Sailer (Ski alpin), aufschließen.
Logisch, dass Fragen nach möglichen Bestmarken Hochkonjunktur haben. Mayer ist ein lässiger Kerl und antwortet höflich, viel Freude scheint er mit der Sehnsucht nach Superlativen aber nicht zu haben. "Die Erwartungshaltung an mich ist aufgrund meiner Erfolge entsprechend höher. Ja, ich habe Erfahrung, aber ich bin definitiv nicht der Einzige am Start, der schon Olympiamedaillengewinner ist", sagte er zu den OÖN.
Der Norweger Kjetil Jansrud holte 2014 und 2018 Gold, Silber und zweimal Bronze, der Schweizer Beat Feuz 2018 Silber und Bronze, der Südtiroler Christof Innerhofer 2014 Silber.
Damals, vor acht Jahren in Russland, war Mayer zehn Kilo leichter, noch ohne Weltcupsieg (jetzt hat er elf), relativ unroutiniert und selbst nach der goldenen Abfahrt nicht die Ruhe in Person. Eine Woche später stand der Super-G auf dem Programm. "Das Rennen hat mich maßlos überfordert. Ich war auf einmal so nervös am Start, dass ich beim Antauchen fast ausgerutscht bin", erinnert sich der Champion an seinen Ausfall.
Was er damit andeuten will, ist klar: Selbst wenn man noch so viel gewonnen hat, kann man sich am "Tag X" von der glorreichen Vergangenheit nichts kaufen. Ungeachtet dessen glaubt Mayer an seine Qualitäten. "Ich würde schon sagen, dass mir die Strecke hier in Yanqing taugt."
Nicht nur die Serviceleute sind gefordert bei Temperaturen von minus 23,7 Grad Celsius. Dieser Wert wurde gestern am Abfahrtsstart in 2179 Metern Höhe gemessen. "Es ist extrem kalt. In der Früh beim Einfahren habe ich gemerkt, dass ich an der Nase Erfrierungen kriege", berichtet Mayer. Am Sonntag soll ihm nach getaner Arbeit warm ums Herz werden.