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Finden wir ein Rezept gegen die Wettkampfschwäche?

Von Alexander Pointner, 05. Februar 2022, 00:04 Uhr

Meine Vorfreude auf die ersten olympischen Skisprungbewerbe ist groß und die Hoffnungen – zumindest bei den Herren – auch. Während die Damen um Daniela Iraschko-Stolz nach all dem Pech nur überraschen können, stehen im Team von Andreas Widhölzl für mich gleich vier Medaillenanwärter. Im Gegensatz zum Weltcup haben sich Kraft und Co. bestens und sehr rasch auf den neuen Bakken in Peking eingestellt. Ausgerechnet der Tiroler Edelroutinier Manuel Fettner sorgte im ersten Trainingsdurchgang auf der Normalschanze mit dem besten Sprung für den nötigen Schwung, der nach und nach alle Mannschaftskollegen erfasste. So schaffte es jeder der vier ÖSV-Athleten, sich im Training einmal unter den besten drei zu platzieren. Wenn jetzt auch noch ein Rezept gegen die bisherige Wettkampfschwäche gefunden wurde, dann muss vor allem für Jan Hörl und Stefan Kraft die Goldmedaille das Ziel sein.

Die weiteren Favoriten wie Karl Geiger, Marius Lindvik und Ryoyu Kobayashi konnten bis jetzt noch nicht überzeugen oder hielten sich bedeckt. Es ist schwer zu sagen, inwieweit strategische Überlegungen hinter gewissen Trainingsleistungen stecken oder nicht. Vor olympischen Bewerben gibt es mehr Trainingsdurchgänge als im Weltcup und der Erwartungsdruck ist ungleich höher – daher packen viele wirklich erst ganz zum Schluss ihr bestes Material aus.

Stoch ist brandgefährlich

Einer, der gestern gleich nach dem ersten Trainingssprung mit Bestweite wieder zurück ins Quartier gefahren ist, war Kamil Stoch. Der Pole kommt – nach der bisher verpatzten Saison für viele überraschend – bestens mit der Schanze zurecht. Ich hatte Stoch stets auf der Rechnung, denn der dreifache Olympiasieger weiß, wie man Medaillen gewinnt, und ist bei Großveranstaltungen immer brandgefährlich.

Halvor Egner Granerud verzichtete gestern überhaupt auf das Training, das zu einer völlig anderen Tageszeit stattfand als der morgige Bewerb. Das zeugt von absoluter Sicherheit und ist eine psychologische Machtdemonstration in Richtung seiner Konkurrenten. Man darf also wirklich gespannt sein auf diesen ersten Wettkampf auf der Normalschanze: Der Kreis der Sieg- und Medaillenanwärter ist so groß wie selten zuvor.

Bei den Damen kann es heute nur "all in" heißen. Nachdem die Favoritin auf Gold, Sara Marita Kramer, nicht dabei ist, gilt es, befreit aufzuspringen und alles zu riskieren. Es wird schwierig, eine Medaille zu holen, denn die starken Sloweninnen um Ema Klinec und Ursa Bogataj sowie die Deutsche Katharina Althaus werden kaum zu schlagen sein. Vielleicht erfüllt sich ja auch Sara Takanashi heute ihren Traum von der Olympia-Goldmedaille – das wäre die verdiente Krönung ihrer großartigen und langjährigen Karriere.

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Alexander Pointner
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