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Von Zapfen, Löchern und einem geschickten Norweger

Von Markus Prinz, 16. Jänner 2024, 18:00 Uhr
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Bild: ICE Hockey League

Nach der 2:3-Overtime-Niederlage der Black Wings in Graz gingen die Wogen hoch. Wir klären den Sachverhalt.

Von "Frechheit" und "Sauerei" bis hin zur Unterstellung der Spielmanipulation reichte am Sonntagabend und Montag die Palette an Kommentaren zuden zwei aberkannten Toren der Steinbach Black Wings beim Gastspiel in Graz. Wir haben mit Regelexperten gesprochen und herausgefunden, wie es zu dieser Situation kommen konnte. 

  • Wann gilt ein Tor als verschoben? Die Regel 78.4 des IIHF-Regelbuch besagt, dass ein Tor erst dann als verschoben gilt, wenn der Zapfen, also das Verbindungsstück zwischen Torgestänge und Eis keinen Kontakt mehr mit dem Loch im Torgestänge hat. "Der Torrahmen kann an einem Pfosten (oder an beiden) etwas angehoben sein, aber solange die flexiblen Zapfen noch in den Löchern im Eis und den Torpfosten strecken, gilt der Torrahmen als nicht verschoben", sagt das Regelwerk. "Relevant ist dabei der Zeitpunkt der Puckabgabe beim Torschuss. Also wenn der Puck unterwegs ist und das Tor währenddessen herausgestoßen wird, zählt der Treffer", sagt Referee in Chief (ÖEHV-Schiedsrichterchef) Gerhard Schiffauer.
  • Warum wurden die Tore also aberkannt? Weil bei uns diese Regel nur in manchen Hallen angewendet werden kann. Nicht aber in Graz, Villach, Salzburg, Feldkirch und Linz. "Das ist unser Problem Nummer eins. Fünf Hallen in der Liga haben eine Regel, die im Dezember 2022 beschlossen und in dieser Saison eingeführt wurde, nicht befolgt. Das IIHF-Regelwerk spricht von flexiblen Zapfen, den sogenannten Goal Pegs. Die sind normalerweise acht Zentimeter lang. In den erwähnten Hallen herrscht aber ein Infrastrukturproblem. Dort können nur kürzere Zapfen und seichtere Löcher verwendet werden, weil unter den Löchern die Kühlschläuche liegen. Logischerweise geraten Tore mit kurzen Zapfen deutlich einfacher aus der - deutlich seichteren - Verankerung", sagt der Director of Hockey Operations, also dem obersten Regelhüter der ICE Hockey Leauge, Lyle Seitz, im OÖN-Telefonat. 

Die Stellungnahme der ICE Hockey League im Video:

  • Hätte im Zweifel nicht die ursprüngliche Entscheidung "Good Goal" beibehalten werden müssen? Der "Call On The Ice", also die ursprüngliche Entscheidung der Referees vor der Sichtung der Videobilder, lautete "Good Goal", also Tor für Linz. Aber: Weil die kurzen Zapfen nicht als flexibel gelten, gibt es in der ICE Hockey League im Gegensatz zum IIHF-Regelbuch keine Grauzonen. In der heimischen Liga gilt also entweder "Tor in der Verankerung" oder "Tor verschoben". Und in beiden Fällen war zu sehen, dass das Tor zumindest auf einer Seite angehoben war und die Querlatte aus der Über-Tor-Perspektive nicht parallel zur Torlinie stand. Aber: 
  • Wenn man die Tore nicht gibt, müsste man dann nicht wenigstens eine Strafe gegen den Goalie aussprechen? Nein. Denn für eine Strafe gegen den Torhüter für das Herausreißen des Tores aus der Verankerung braucht es eine absichtliche Bewegung. In beiden Situationen muss die Bewegung von Graz-Goalie Lars Volden als normal und unabsichtlich eingestuft werden. Wenn es der Norweger absichtlich gemacht hätte, hat er sich sehr geschickt angestellt.

Zur (sehenswerten) Pressekonferenz nach dem Spiel

  • Müssten die Referees in diesem Fall die Zeit auf der Uhr nicht zurücksetzen zu dem Zeitpunkt, an dem das Tor aus der Verankerung gerissen wurde? Nein. "Das IIHF-Regelbuch nennt einige Fälle, in denen die Uhr zurückgesetzt werden muss. Und dieser Fall, wenn ein Tor verschoben wurde, ist keiner davon", sagt Seitz.
  • Haben geschickte Goalies in diesen Hallen jetzt Narrenfreiheit? Wird der Sonntagabend zu einem Präzedenzfall? Wohl nicht. Denn bereits morgen trifft sich das Goalie-Komitee der Liga, um über eine Anpassung der Regeln zu beraten. Auch Jürgen Penker ist Mitglied in diesem Liga-Komitee.
  • Schadet dieser Fall nicht dem Ansehen der Liga? Lyle Seitz beantwortet diese Frage so: "Es ist gut, wenn jetzt aufgezeigt wird, dass die langen Zapfen Sinn ergeben würden. Vielleicht ändert sich dadurch an den fünf Standorten etwas. Denn wer eine professionelle Liga haben möchte, sollte auch professionell in der Umsetzung der gemeinsam beschlossenen Vorgaben handeln."

Fazit: Die Liga - und in diesem Fall Lyle Seitz - hebt die Causa zu einer Generaldiskussion über die mangelnde Umsetzung der langen Torzapfen und nimmt seine Schiedsrichter in Schutz. Bei einem WM-Spiel wären die Treffer laut IIHF-Auslegung aber zu geben gewesen. 

Linz habe laut Seitz professionell reagiert, auch wenn anfangs die Emotionen mitgespielt haben. Deshalb hat er heute ein längeres Gespräch mit Trainer Philipp Lukas geführt.

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Autor
Markus Prinz
Online-Redakteur
Markus Prinz
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2  Kommentare
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lanciadeltaintegrale (112 Kommentare)
am 16.01.2024 22:03

Pemperl-Liga...

Die DEL macht einiges besser...

-Livestream von jedem Spiel kostengünstig im Abo mit professionellen Kommentatoren
-Schnelleres Eishockey
-Ordentlich geschulte Schiedsrichter
-Chip im Puck (für bessere Statistiken)
-etc..

Braucht man nur mal nach Straubing fahren... (absolute Empfehlung für Eishockeyfans)

Aber sind wir froh, dass wir überhaupt Eishockey in Oberösterreich haben (Danke Black Wings)
Nur ligatechnisch sehe ich leider einen Rückschritt

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ChrisLeonding (240 Kommentare)
am 16.01.2024 19:30

Es war zu befürchten: wir haben eine Liga, die leider in den letzten Jahren schwächer wird und die Infrastruktur flächendeckend nicht verbessern kann. Und dass die geltenden Regeln nicht mal allen Trainern und Funktionären klar sind, ist auch kein Ruhmesblatt. Schön wäre es wenn die Black Wings endlich wieder überzeugend spielen würden, statt nicht einmal gegen die Schlusslichter effektiv auftreten zu können.

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