Die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft legt den Fokus auf die Praxis
Im Zentrum des ersten Nachhaltigkeitssymposiums standen Lösungsansätze und Forderungen an Gesellschaft und Politik in den Bereichen Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung.
Im Festsaal der Wiener Hofburg begrüßten Moderatorin Mari Lang, ÖGNI-Präsident Andreas Köttl und ÖGNI-Geschäftsführer Peter Engert die Gäste.
Walter Senk erwähnte bei der Präsentation der ersten Arbeitsgruppe den Namen Kodak, das Unternehmen, das eigentlich in der Poleposition gewesen wäre und doch den Schritt von der Analogfotografie hin zur Digitalisierung verpasst hat. Das dürfe der Immobilienbranche nicht passieren: "Heute können wir gestalten. Morgen müssen wir Entscheidungen treffen, damit wir übermorgen davon profitieren können", stellte die Arbeitsgruppenteilnehmerin und Co-Präsentatorin Sarah Dungs fest. "Wir wissen, dass unsere Ressourcen zur Neige gehen, wir kennen sogar unser CO2-Budget und doch beharren noch viele auf veralteten Strategien." Ein staatliches Regulatorium sei unumgänglich. Es müsse die gesamte Wertschöpfungskette neu gedacht und Produkte und Prozesse geschaffen werden, die kreislauffähig sind.
"Unsere Wirtschaft ist zu kleinteilig", so das Urteil. Ansprechen muss man einerseits den Nachwuchs, weswegen das Denken in Kreisläufen dringend in Aus- und Weiterbildungsangeboten verankert werden muss, andererseits gilt es nun, die Ent- scheidungsträger und Führungsebenen ins Boot zu holen.
Arbeitsgruppenleiter Heimo Rollett: "Die Digitalisierung müssen wir als Tool begreifen und nicht als Selbstzweck." Valide Daten seien die Grundlage für die Umsetzung nachhaltiger Immobilienprojekte, sowohl im Bau, im Betrieb als auch bei der Nutzung von Gebäuden als Ressourcen- und Materiallager. Voraussetzung dafür sind Standardisierung und Kategorisierung von Daten.
Co-Präsentator und Arbeitsgruppenteilnehmer Michael Haugeneder vergleicht es mit dem Straßenverkehr: "Damit wir alle sinnvoll und sicher darin agieren können, braucht es bestimmte Voraussetzungen und ein einheitliches Regelwerk." Nur mit klaren Spielregeln, auch was die Datensicherheit angeht, kann die noch immer große Technologieskepsis überwunden werden. Teil solcher Spielregeln sei es, auch einen Mehrwert für Datenlieferanten zu schaffen, ebenso wie eine rechtssichere Datengrundlage, so Rollett. "Die Datengeber müssen die Qualität sicherstellen, damit aber auch das Recht erwirken, Informationen zu erhalten und Lehren aus den gesammelten Daten zu ziehen."
Auf nachhaltigem Boden
Nicht nur sind Extremwetterereignisse Folgen des Klimawandels, ihre extremen Auswirkungen sind eng verbunden mit der Bodenversiegelung, erklären Michael Neubauer und Silke Thor bei der Präsentation der dritten Arbeitsgruppenergebnisse. "Österreich ist Europameister im Verbrauch von fruchtbarem Grund und Boden", so Neubauer und Thor setzt fort: "Dabei sind unsere Böden unsere Lebensgrundlage, sie sind Retentionsraum und Versickerungsflächen. Sie sind wesentlich für unsere Ernährungssicherheit und fungieren außerdem als CO2-Speicher." Einerseits muss man ein nationales Raumplanungsgesetz schaffen, andererseits die Städte und Gemeinden in die Pflicht nehmen, den Bodenverbrauch zu steuern.
Stargast Cate Blanchett setzte ebenfalls einen eindeutigen Fokus auf Lösungen anstatt auf Probleme. Für mindestens drei Staffeln ihres neuen Audible-Podcasts Climate of Change hätte sie genügend Material, so viele Ideen und Ansätze gebe es, erzählt die gebürtige Australierin. Darunter sind Lösungen für Probleme, die uns oftmals gar nicht bewusst seien, so Blanchett und gibt ein Beispiel: "Wenn wir über Elektromobilität sprechen, denken wir bei den Herausforderungen meist an die Batterien. Aber auch der Abrieb von Reifen ist ein riesiges Problem, dabei entsteht ein feiner Staub aus Mikroplastikpartikeln, den wir einatmen, und der Luft und Wasser verschmutzt. Nun hat ein Unternehmen einen Reifen entwickelt, der wesentlich länger hält und viel weniger Abrieb hat. Leider sind Regulatorien und Gesetzgebungen immer hinterher, aber wir als Konsumenten haben über unser Konsumverhalten Einfluss."
Ein naheliegendes Beispiel ist die Modeindustrie, aber auch der Gebäudesektor: "Ich selbst lebe in Großbritannien, dort hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan und ich glaube, ein wesentlicher Einfluss dafür sind die europäischen Standards. Viele Freunde von mir orientieren sich an der EU, wenn es um den Bau von Häusern geht."