Wiesner: Vereint gewachsen, getrennt stark
Eine der ältesten und erfolgreichsten Industriellenfamilien Oberösterreichs sind die Wiesners in Altheim. Bereits in fünfter Generation führen sie die Innviertler Unternehmensgruppe, denn die Wurzeln pflanzte im Jahr 1849 der Zimmermeister Josef Wiesner.
Eine der ältesten und erfolgreichsten Industriellenfamilien Oberösterreichs sind die Wiesners in Altheim. Bereits in fünfter Generation führen sie die Innviertler Unternehmensgruppe, denn die Wurzeln pflanzte im Jahr 1849 der Zimmermeister Josef Wiesner.
Sohn Franz stieg in die Bautischlerei ein und gründete 1911 ein Sägewerk, dessen Sohn Rudolf Wiesner und Halbbruder Sebastian Hager führten einen Baubetrieb und starteten die Holzindustrie. Sie legten 1923 den Grundstein für die später größte Sesselfabrik Österreichs. 1930 wurden 275 Mitarbeiter beschäftigt; ein Exportauftrag nach England umfasste an die 150.000 Liegestühle, Gartensessel und Hocker.
Mit Kinos groß geworden
Nach dem Krieg startete der Wiederaufbau mit 150 Mitarbeitern. Zehn Jahre später waren es schon 600. Die Innviertler stießen in ein boomendes Geschäft vor, das sie schon vor dem Krieg gestartet hatten: die Fertigung von Kinobestuhlungen.
Das Sortiment und der Betriebsumfang wuchsen rapid. Bald gab es in Österreich keine Oper, kein Festspielhaus und kein Theater, bei dem die Stühle nicht das Firmenschild „Wiesner-Hager“ getragen hätten. Der Export gewann an Umfang. Gleichzeitig wurde schon in den Fünfzigerjahren ein zweiter zukunftsträchtiger Geschäftszweig gestartet, der 50 Jahre später zur Existenzgrundlage werden sollte: Hallen- und Dachkonstruktionen aus Holzleimbindern. Daneben wurde weiterhin das klassische Baugeschäft betrieben. Der Konzern wuchs auf bis zu 1200 Mitarbeiter. Ein Motor war der Kaufmann Laurenz Reinthaler, den die beiden gleichberechtigten Familien schließlich mit 20 Prozent beteiligten.
Um 1975, im Gefolge der Ölkrise, erfuhr die Wachstumskurve erste Dellen. Das Baugeschäft lahmte, in der Objekteinrichtung machte sich Billigkonkurrenz aus dem Ausland breit. Die Wiesners übernahmen das Zepter, weil in der Familie Hager kein männlicher Erbe da war. Zwischen den Erben der vierten Generation, Erich und Rudolf Wiesner, gab es Auffassungsunterschiede über die weitere Strategie.
Als sie 1991 das Unternehmen an ihre Söhne Erich und Markus, die bereits in Leitungsfunktionen tätig waren, übergaben, wurde ein radikaler Schnitt gemacht: Erich erhielt die Baugruppe, Markus die Sesselsparte. Bei beiden wurden die Erben der Familie Hager Minderheitsgesellschafter. Die Familie Reinthaler wurde ausgezahlt.
Gelungene Trennung
„Ich glaube, dass die Trennung eines solchen Familienunternehmens schwierig ist; bei uns war sie erfolgreich“, sagt Erich Wiesner heute. Er entwickelte sein Erbe zu einem erfolgreichen Spezialisten für Holzbaukonstruktionen, der in ganz Europa und sogar in Übersee erfolgreich ist.
Sein Cousin Markus spezialisierte sich 1997 auf Büroausstattung, da das Sitzmöbelgeschäft wenig Perspektiven bot. Er ist ebenfalls international erfolgreich, bis nach Japan. Außerdem stattet er Kommunikationsräume und Sozialeinrichtungen aus.
Tradition hat in der Familie das Interesse an Standesvertretung. Schon 1849 war Josef Wiesner Zunftvorsteher. Rudolf und Erich Wiesner sen. waren politisch aktiv. Erich jun. steht in der Bundeskammer seit 15 Jahren der Holzindustrie vor und ist Vizepräsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich. Cousin Markus war jahrelang Bundesobmann der Möbelindustrie.
Wiesner: Zwei Firmen
• Wiehag Holzbau Altheim: 2010 ca. 70 Millionen Euro Umsatz, 360 Mitarbeiter
• Wiesner-Hager Büromöbel Altheim: 39 Mio. Euro Umsatz, ca. 290 Mitarbeiter