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Bauernsterben: Jeder neunte Landwirt hat seit 2010 zugesperrt

Von nachrichten.at/rom, 12. Juli 2022, 11:43 Uhr
Rund 155.000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe gibt es in Österreich, ihre Zahl sinkt seit Jahren. Bild: Weihbold

WIEN. Der Strukturwandel in der heimischen Land- und Forstwirtschaft setzt sich fort: Die Zahl der bäuerlichen Betriebe sinkt, die bewirtschafteten Flächen werden größer. Das geht aus der heute, Dienstag, veröffentlichten Agrarstrukturerhebung der Statistik Austria hervor. 

154.593 land- und forstwirtschaftliche Betriebe gab es 2020 in Österreich. Das bedeutete gegenüber 2010 ein Minus von fast 19.000 oder elf Prozent. Im gleichen Zeitraum ist die Fläche, die jeder Landwirt im Durchschnitt in Österreich nutzt, von 42,6 auf 44,9 Hektar gestiegen. Diese Zahlen präsentierten Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bei einem Pressegespräch. Zum Vergleich: Bei Österreichs EU-Beitritt 1995 gab es 239.099 Betriebe.

„Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort“, sagte Thomas. Die so genannte Agrarstrukturerhebung findet alle zehn Jahre statt. Im internationalen Vergleich sei die österreichische Landwirtschaft nach wie vor klein strukturiert, sagte Totschnig und verwies auf Agrarbetriebe in Deutschland, den Niederlanden oder den USA, die über deutlich mehr Nutzfläche verfügten. 

Die Tendenz zu weniger, dafür aber größeren Betrieben spiegelt sich auch in der Tierhaltung: Hielt ein heimischer Bauer vor zehn Jahren 28 Rinder, so waren es im Jahr 2020 im Durchschnitt 34 Rinder. Bei den Schweinen stieg der Bestand von 85 auf 112 Tiere, bei den Schafen von 27 auf 33, bei den Ziegen von acht auf zwölf. 

93 Prozent der Betriebe in der heimischen Land- und Forstwirtschaft sind in Familienhand. 36 Prozent werden im Haupterwerb geführt, 57 Prozent im Nebenerwerb. Bei den restlichen sieben Prozent handelt es sich um Personengemeinschaften und juristische Personen. Die Zahl der Bio-Bauern legte seit 2010 von 21.180 auf 24.809 zu. 

Laut Statistik Austria generierte die heimische Landwirtschaft im Vorjahr einen Gesamtproduktionswert von rund 8,5 Milliarden Euro, wovon 47 Prozent auf pflanzliche Erzeugung entfielen. Der Wert der tierischen Erzeugung entsprach 44 Prozent, die restlichen neun Prozent sind landwirtschaftliche Dienstleistungen und Nebentätigkeiten. 

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15  Kommentare
15  Kommentare
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moarli35 (2.645 Kommentare)
am 12.07.2022 19:43

Wer braucht den Bauer wenn wir einen guten hofladen haben

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azways (6.353 Kommentare)
am 12.07.2022 19:28

Na ja, bei den Förderungen und Subventionen in Österreich ist auch Verpachten eine gute Einnahmequelle.

Als Alternative bleibt immer noch eine Biogasanlage, bei der auch der Steuerzahler endlos dazuzahlen darf.

Solange Bauer und Landwirtschaft nicht getrennt gesehen werden, wird sich am System nichts ändern.

Ich kennen keine andere Berufsgruppe, die
- nicht die tatsächlichen Einnahmen versteuern muss
- die eigene Produkte ohne Rechnung (und USt.) verkaufen darf
- die ohne Gewerbeberechtigung eine Handelsladen führen darf
- per Gesetz vom Konkurs geschützt ist.

Ist da Jammern wirklich angesagt.

Wenn man die Förderungen miteinbezieht, haben wir die teuersten Lebensmittelproduzenten der gesamten EU - mit den niedrigsten Standards.

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tine468 (644 Kommentare)
am 12.07.2022 20:46

Und weil's so ein toller Beruf ist mit außergewöhnlich gutem Verdienst hören laufend welche auf...
Einfach selber machen wenn's so leiwand is, gibt genügend Höfe ohne Nachfolge - los los...

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StefanieSuper (5.513 Kommentare)
am 12.07.2022 15:05

Das ist wohl so wie das Greisslersterben. Die kleinen Händler nebenan sterben, weil die Leute lieber in einem Einkaufszentrum alles für eine Woche einkaufen, als öfter ein Geschäft zu suchen, das einerseits offen hat und ein aktuelles Angebot bieten kann. Die Haushaltstechnik bietet alles, um Nahrungsmittel für 1 Woche und auch länger perfekt zu lagern. Auch in der Landwirtschaft muss man mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit. Was die Opas machten passt wohl heute nicht mehr. Das ist das größte Problem der Bauern. Die Alten sagen - das haben wir schon immer so gemacht - und die Jungen, die auch einen anderen Beruf erlernt haben, wollen so einfach nicht mehr weiter tun. Dazu kommt, dass man viel Geld durch den Verkauf von Grund verdienen kann - aber eben nur einmal. Die Welt ändert sich rasant - auch in der Landwirtschaft die bisherige Landwirtschaftsministerin hat das nicht gesehen - sie wollte einfach alle Problem weglächeln. Geht leider nicht!!

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Zeitungstudierer (6.409 Kommentare)
am 12.07.2022 12:13

Auf gut deutsch heißt das:
Immer weniger Bauern müssen immer mehr arbeiten, damit die Menschen jeden Tag ihre billigen Lebensmittel in den Supermärkten kaufen können!

Dafür werden die Bauern regelmäßig von den NGO durch den medialen Dreck gezogen, weil angeblich nichts passt, wie die Bauern ihre tägliche Arbeit machen!
Auflagen und Vorschriften bis zum Absurden und eigentlich fern jeder Realität gibt es dann von der Politik noch oben drauf!

Die Bergbauern können sich neben ihrer schweren und gefährlichen täglichen Arbeit auch noch mit Wölfen und Bären herumschlagen und zusehen wie ihre Tiere elendig zugrunde gehen, weil die Menschen in der Stadt diese Tiere unbedingt schützen wollen!
Sie sind ja nicht betroffen von diesen Beutegreifern!
Mich wundert das nicht, das die Kinder der Bauern keine Lust haben, so zu leben!

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allesistmOOEglich (5.672 Kommentare)
am 12.07.2022 14:40

Nein, nicht "weniger Bauern müssen mehr arbeiten" (wie soll das gehen, außer die Bauern wären früher faul gewesen, was wohl nicht der Fall ist), sondern eine immer mehr rationalisierte, immer mehr auf Produktivität hin orientierte, eine immer auf den Profit hin und nicht auf die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen der Produktionsweise hin orientierte, eine immer stärker kapitalisierte und monopolisierte Landwirtschaft geht den Weg, den ihr die EU mit ihrem Wirtschaftssystem zwingend vorgibt.
In diesem Wettbewerbsrahmen hat der kleine Bauer mit Standardprodukten keine Chance.

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Zeitungstudierer (6.409 Kommentare)
am 12.07.2022 15:55

Wann haben die Bauern früher in der Nacht gearbeitet, so wie jetzt!
Ebenso wurde früher selten an Sonntagen oder Feiertagen gearbeitet!
Karfreitag zum Beispiel hat kein Bauer den Boden bearbeitet.
Heute wird schon oft rund um die Uhr gearbeitet!

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kronikarl (897 Kommentare)
am 12.07.2022 19:09

Hinzufügen will ich noch, dass die bäuerliche Vertretung nicht imstande ist/war, die Preise für ihre Produkte aus dem Diktat der Lagerhäuser, der Supermärkte etc zu befreien! Jeder Produzent verkauft seine Erzeugnisse zu von ihm festgesetzten Preis und muss nicht warten, wieviel Geld er bekommt und wann er es bekommt!
Die Rabattaktionen der Supermärkte gehen mE. auch zu Lasten der Bauern.
Den Landwirten empfehle ich, nur solche Leute in die Gremien zu entsenden, wo auch richtig vertreten...

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was_bisher_geschah (1.178 Kommentare)
am 12.07.2022 12:13

Könnten die OÖN mal etwas über die Bauernproteste in den Niederlanden (und Polen) schreiben? Dort wehren sich die Bauern (übrigens schon seit Jahren) gegen Pläne der Regierung, die eine radikale Reduktion des Stickstoffausstoßes vorsehen, wodurch bis zu 50% der Bauern aufgeben müssten.

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xerMandi (2.165 Kommentare)
am 12.07.2022 17:21

Ich unterstütze dieses Anliegen.
Ich habe selbiges auch schon verlangt, bisher vergeblich. Passt wohl nicht ins gewünschte Narrativ...

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tine468 (644 Kommentare)
am 12.07.2022 20:52

Das Problem dort ist, dass scheinbar sogar mit Berufsverbot und Zwangsenteignung seitens Regierung gedroht wird. Und zwar weil sie das was die EU jahrzehntelang gefordert und gefördert hat (Quantität vor Qualität) perfektioniert haben, was aber natürlich zu Lasten der Böden geht. Jetzt geht man mit der Brechstange vor...

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allesistmOOEglich (5.672 Kommentare)
am 12.07.2022 11:57

"Die Bourgeoisie hat das Land der Herrschaft der Städte unterworfen. Sie hat enorme Städte geschaffen, sie hat die Zahl der städtischen Bevölkerung gegenüber der ländlichen in hohem Grade vermehrt und so einen bedeutenden Teil der Bevölkerung dem Idiotismus des Landlebens entrissen."

(Kommunistisches Manifest, 1848, Kap. I.)

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reibungslos (15.277 Kommentare)
am 12.07.2022 12:22

Und die reichen Bürger haben sich dann Landhäuser gebaut, um sich zumindest zeitweise zur Erholung dem "Idiotismus des Landlebens" hinzugeben.

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allesistmOOEglich (5.672 Kommentare)
am 12.07.2022 14:45

Richtig. Die kaufen dann teure unpraktische Lederhosen, teure unpraktische genagelte Schuhe, lächerliche Melcherhüte (ziehen das tatsächlich an!), und missverstehen das auch noch als Eintrittskarte in den Zoo, dessen temporäre Mitbewohner sie werden wollen. Aber wer hat die Affen gefragt, ob sie im Käfig Zuzug wollen?

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allesistmOOEglich (5.672 Kommentare)
am 12.07.2022 14:47

Geld macht auch nicht klug, oft dürfte das Gegenteil der Fall sein.

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