Die Digitalos-Gewinner 2022
Für die beste Umsetzung von Digitalisierung in Oberösterreich wurde der Digitalos-Award in fünf Kategorien verliehen. Die Gewinner im Porträt.
Für die beste Umsetzung von Digitalisierung in Oberösterreich wurde der Digitalos-Award in fünf Kategorien verliehen. Die Sieger stellen wir hier genauer vor:
Digitales Start-Up: Mit einer Datenplattform im Steigflug gewann Thomas Neubauer
Mit einem lauten und freudigen „Yes!“ reckte Thomas Neubauer seine Faust in die Höhe. Der Altenberger setzte sich in der Kategorie „Digitale Start-ups“ mit seinem Unternehmen Dimetor und der dazugehörigen Plattform Airborne RF durch. „Das werden wir alle brauchen, aber wir wissen es noch nicht“, sagte Neubauer selbstbewusst auf der Bühne.
Mit Airborne RF hat der Mühlviertler eine Plattform entwickelt, um Daten in der Luftfahrt besser analysieren zu können. Mit den eingespeisten Daten hilft die Software bei der Planung, Festlegung und Genehmigung von Routen für kommerzielle Drohnenflüge.
Dabei arbeitet Dimetor an der Schnittstelle zwischen Sicherheitssystemen in der Luftfahrt und Telekommunikation. Mit Daten aus der nationalen Luftraumüberwachung und Mobilfunknetzen wird ein digitaler, dreidimensionaler Korridor aufgebaut, in dem die unbemannte Drohne sicher fliegen kann.
Die innovative Software hat auch bei internationalen Schwergewichten der Telekommunikationsbranche bereits Interesse geweckt. So gebe es bereits Kooperationen mit British Telecom, Vodafone oder Swisscom. Die Schweizer Luftrettung setze schon heute Drohnen ein, um Personen in Not zu finden – ohne direkten Sichtkontakt zur Drohne.
„Hier geht es um einen Milliardenmarkt“, so Neubauer. 2030 würden in Europa alleine acht Millionen kommerzielle Drohnen benötigt werden, die alle auf die Technologie angewiesen wären.
- Das war Digitalos 2022:
Digitale Persönlichkeit: 5 Mütter, 16 Kinder: Einer schreit immer - der Elternblog von Christina Tropper
Die Publikumswahl auf nachrichten.at hat Christina Tropper mit Abstand gewonnen, sie durfte die Digitalos-Trophäe für die „Digitale Persönlichkeit“ in die Höhe stemmen. „Wir freuen uns riesig, sind unglaublich stolz“, sagt Tropper. Das Autoren-Team rund um die 41-jährige Linzerin macht einen der größten Elternblogs im deutschen Sprachraum – mit mehr als 300.000 Seitenaufrufen pro Monat.
Mit ihrem Blog „Einer schreit immer“ rund um das Leben mit Kindern und Zwillingen hat es Tropper auch schon in die „Bild“ und in die „Süddeutsche Zeitung“ geschafft. „Wir sind insgesamt fünf Mütter, alle Social-Media-Expertinnen, und schreiben über unser Leben und den Alltag mit insgesamt 16 Kindern“, so Tropper. Und da schreie tatsächlich einer immer, scherzt sie. Die Kinder sind zwischen vier und 23 Jahren alt. „Wir decken damit so ziemlich alles ab, was für Eltern zum Thema wird.“ Es gehe um hochwertige Inhalte, Interviews mit Experten und nicht darum, wie man Kuchen backe. „Das unterscheidet uns auch von anderen Blogs.“
Schon vor der Pandemie hat sich das Bloggerinnen-Team, das auf Linz, Graz und Deutschland verteilt ist, im Homeoffice digital vernetzt, „die Abstimmung erfolgt über WhatsApp“, erzählt Tropper. Mehr als 900 Blogbeiträge seien es mittlerweile – mit mehr als 17.000 Kommentaren.
Tropper: „Wir freuen uns sehr, dass das so gut ankommt. Der Digitalos ist nun eine echte Wertschätzung unserer Arbeit.“
Digitale Transformation: Den Holzbau auf ein neues Level heben will Marc Simmel
„Holz und Wasser sind Erzfeinde“, sagt Marc Simmer, Geschäftsführer des Unternehmens Sihga, das auf Befestigungstechnik für Holzbau (zum Beispiel Schrauben) spezialisiert ist. Um den Holzbau noch sicherer zu machen und ihn zu forcieren, hat Sihga gemeinsam mit der Vöcklabrucker Firma Tagtron ein Feuchte-Monitoringsystem entwickelt.
Bauten werden flächendeckend überwacht, Sensor-Daten in Echtzeit in einer Cloud gesammelt. Im Problemfall werden Techniker automatisch informiert, um die Stelle auszubessern und Holz nicht morsch werden zu lassen. Nach acht Jahren Entwicklungszeit („wir wollten es erst ausrollen, wenn es ganz sicher pfeift“) wurde das System im Juni auf den Markt gebracht. Schon bei 20 Kunden haben es die Ohlsdorfer seither eingebaut – etwa bei der ersten Asfinag-Verkehrszeichenbrücke aus Holz in Völkermarkt, in der kurz vor der Fertigstellung stehenden Team-7-Welt in Ried und in einem mehrgeschoßigen Wohnbau in Wolfurt. Kommende Woche wird es in einem Hotel in Lissabon installiert.
„Wir wollen den Holzbau auf ein neues Level heben“, sagt Simmer. Mit dem nachhaltigen Rohstoff könne man zum Klimaschutz beitragen, denn weltweit stehe der Bausektor für rund 40 Prozent der CO2-Emissionen, betont der 27-Jährige.
Sihga wurde 2003 von seiner Mutter Jane-Beryl Simmer gegründet, hat rund 100 Mitarbeiter und einen weiteren Standort im deutschen Olsberg.
- Die Preisträger:
Digitales Engagement: Expertinnen für künstliche Intelligenz - Verena Stanzl will Mut machen
Für das Siegerfoto holte Verena Stanzl aus Attnang-Puchheim ihre zwei Kolleginnen Katrin Strasser und Kathrin Kefer auf die Bühne. Women in AI hat den Digitalos für „Digitales Engagement“ gewonnen, der heuer zum ersten Mal vergeben wurde. „Wir waren zuerst überrascht und haben uns dann sehr gefreut“, sagt Verena Stanzl, die als Data Scientist beim Unternehmen Fill im Innviertel arbeitet.
Sie engagiert sich mit Women in AI dafür, Frauen und junge Mädchen dazu zu ermutigen, Expertinnen für Daten und Künstliche Intelligenz (KI, englisch AI) zu werden. „Es geht auch um einen ethischen und verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz.“ Women in AI Upper Austria ist Teil des globalen „Women in AI“-Netzwerkes, das Diversität bei neuen Technologien fördern will. 2018 waren nur 20 Prozent aller KI-Experten weltweit weiblich – diese Rollenbilder sollen sich ändern. Verena Stanzl und ihre Mitstreiterinnen wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Sie organisieren Veranstaltungen und Vorträge, um den Expertinnen und ihrer Arbeit eine Bühne zu bieten. Es wurden Online-Veranstaltungen wie etwa „Mit künstlicher Intelligenz Brustkrebs besiegen“ ins Leben gerufen oder Online-Podiumsdiskussionen, bei denen mehr als 600 Gäste teilnahmen. „Gleichzeitig wollen wir Aufklärung über KI und ihre Anwendungsmöglichkeiten leisten“, sagt Stanzl. Der Digitalos sei „eine große Auszeichnung und Ansporn, den Weg weiter zu gehen.“
- Als Digitaler Pionier wurde Sepp Hochreiter geehrt:
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