FACC-Chef: "Luftfahrt erholt sich schneller als erwartet"
RIED IM INNKREIS. 70 Prozent des Vorkrisenniveaus erreicht – Kosten bremsen Innviertler
Drei Jahre Pandemie und ein Jahr Krieg haben die Flugzeugindustrie gebeutelt. Hersteller und Zulieferer schüttelten die Folgen der Krisen jedoch schneller als erwartet ab, sagt FACC-Chef Robert Machtlinger – wenngleich Preissteigerungen das Geschäft der Innviertler belasten.
"Global gesehen sind 70 Prozent des Vorkrisenniveaus in der Luftfahrt erreicht", sagt Machtlinger den OÖN. Wie berichtet, erwartet FACC nach vorläufigen Zahlen fürs Vorjahr 600 Millionen Euro Umsatz und ein Betriebsergebnis (Ebit) von fünf Millionen Euro.
Letzteres liege wegen steigender Material- und Energiekosten und Verschärfungen in der Lieferkette hinter den eigenen Erwartungen. Das bekam FACC vor allem in der zweiten Jahreshälfte zu spüren. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 lag das Ebit noch bei 6,1 Millionen Euro. Beim Jahreserlös war 2019 von einer Milliarde Euro als mittelfristiges Ziel die Rede. 2021 waren es 500, vor Corona 653 Millionen Euro.
Details, auch zur Dividende, präsentiert der Leitbetrieb mit chinesischen Eigentümern am 29. März bei Vorlage der endgültigen Zahlen für 2022. Seit Juli 2019 hat FACC keine Gewinnbeteiligung an die Aktionäre ausgeschüttet.
Generell sei die Luftfahrt aber im Aufwind, betont Machtlinger. 2024 soll das Vorkrisenniveau erreicht sein. In Europa und den USA sei das bereits zu 90 Prozent der Fall, in Asien dauere es länger, weil China im Vorjahr Lockdowns gehabt habe. Die Bücher bei FACC seien für die nächsten fünf Jahre voll. Zuletzt lag der Auftragsstand bei 5,5 Milliarden US-Dollar.
Die Innviertler fertigen Landeklappen, Gepäckablagen und Schubumkehrgehäuse. Das Unternehmen wurde 1989 als Tochter des Skiherstellers Fischer gegründet, der Name ist daran angelehnt (Fischer Advanced Composite Components).
Im Kurz- und Mittelstreckensegment sei der Bedarf der Hersteller größer als auf der Langstrecke, sagt der FACC-Chef. Abnehmer der Teile sind Airbus, Boeing, Bombardier und Embraer. Bei Flugzeugen bis zu 400 Sitzplätzen (Airbus A350, Boeing 787) sind die Abrufe laut Machtlinger geringer. Auf Lieferketten sei nach wie vor Druck, zumal bei Kabelbäumen.
"Raumfahrt noch in der Nische"
Abseits des Kerngeschäfts ist FACC auch in der Raumfahrt tätig und fertigt zudem Flugtaxis und Drohnen. "Da sind wir aber noch in der Nische. Im Vorjahr waren das rund zwei Prozent des Gesamtgeschäfts", sagt Machtlinger. Es gebe aber Potenzial, bis 2025 über diese Sparten zusätzlich 150 Millionen Euro zu erlösen. Der chinesische Partner EHang werde noch heuer in China die Zulassung für Flugtaxis in Städten erhalten.
Bei der Energieversorgung sei FACC trotz hoher Kosten auf dem richtigen Weg. Seien Werke 2006 noch gänzlich mit Gas versorgt worden, sei der Anteil nun auf 18 Prozent geschrumpft. Man nutze vermehrt Geothermie, Prozesswärme und Photovoltaik.