Langsam, aber stetig: Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sinken
LINZ. JKU-Ökonom Rene Böheim: "Höhere Lohntransparenz könnte Schlüssel sein".
Sie will einfach nicht zugehen: die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen in Österreich. Dass zumindest die Richtung stimmt, belegt eine kürzlich veröffentlichte Wifo-Studie unter Beteiligung von Rene Böheim, Mitarbeiter des Instituts für Volkswirtschaftslehre an der Johannes-Kepler-Universität.
Lagen 2011 die Durchschnittslöhne für Frauen noch 19,6 Prozent unter dem Lohnniveau von Männern, waren es 2022 "nur" noch 13,5 Prozent. Als Datenquelle nutzten die Autoren erstmalig den Mikrozensus (Stichprobenerhebung bei der Bevölkerungszählung) der Statistik Austria, da in diesem seit 2011 auch die Bruttomonatslöhne angegeben werden. Laut Böheim würden die Mikrozensus-Daten ein "weitaus exakteres Bild der Realität als andere Erhebungsformen" bieten.
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Dass Mann und Frau unterschiedlich gut verdienen, würde sich laut Böheim bereits beim Berufseinstieg zeigen. Frauen würden tendenziell Berufsfelder wählen, in denen der Durchschnittslohn geringer sei. Denn auch wenn sie einen höheren Bildungsabschluss hätten, würden die mit hohem Gehalt assoziierten Technikstudien Männerdomäne bleiben.
Nachwuchs und Teilzeit
Weiter auseinandergehen würde die Gehaltsschere laut Böheim jedoch erst, wenn Frauen wegen dem Nachwuchs eine "Babypause" einlegen und danach Teilzeit arbeiten würden. "Die fehlende Berufserfahrung und die Unterbrechung der Erwerbskarriere machen einen sichtbaren Unterschied", sagt der Ökonom. Beides würde sich letztendlich nämlich auch auf die Aufstiegschancen in einem Betrieb oder Tätigkeitsbereich auswirken. Ein möglicher Hebel wären laut Böheim eine flächendeckende und vor allem längere Kinderbetreuung sowie eine verpflichtende Väterkarenz.
Zu einem Großteil der Lohnunterschiede dürften laut der Studie jedoch "unbeobachtete Merkmale" beitragen, etwa das Verhalten von Frauen in Lohnverhandlungen mit dem Arbeitgeber. "Empirische Studien legen nahe, dass Männer mehr Risikobereitschaft an den Tag legen, alleine dadurch entsteht eine Kluft", sagt Böheim.
Was muss also unternommen werden, um die Gehaltsschere weiter, wenn nicht ganz zu schließen? "Eine höhere Lohntransparenz wäre ein Anfang." Das 2011 in Österreich beschlossene "Entgelttransparenzgesetz" habe bisher jedenfalls keine im Bericht erkennbaren Auswirkungen gezeigt. Derzeit müssen Firmen alle zwei Jahre einen Einkommensbericht ablegen, der Betriebsrat bekommt Einsicht und darf Mitarbeiter informieren. Untereinander dürfen Angestellte jedoch nicht darüber reden. "Auch im Bericht dargestellte Lohnunterschiede haben keine Konsequenzen", sagt der Ökonom, der die Regelung in der Schweiz lobend erwähnt: "Weist ein Betrieb dort unerklärbare Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen auf, kann es dazu führen, dass er bei der Ausschreibung öffentlicher Aufträge nicht mehr berücksichtigt wird."
Öffentlicher Imageverlust
Müssten Firmen zudem die Gehälter ihrer Mitarbeiter öffentlich machen, wären sie auch einem sozialen Druck ausgeliefert. "Beweise von Diskriminierung führen zu einem gesellschaftlichen Imageverlust und in der Folge auch zu weniger Bewerbern."
In Dänemark etwa hätte eine derartige Transparenzregelung die Einkommensunterschiede nachweislich verringert.
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Eine verpflichtende Veröffentlichung von Durchschnittswerten als Beweis für eine Diskriminierung hier darzustellen, ist ziemlich unseriös und unsachlich.
Es zeigt vielmehr logisch Probleme von Fehlinterpretationen.