Lebensmittelnachfrage: "Wir können uns nur mit Qualität behaupten"
TRAGWEIN/LINZ. Landwirte sind an Investitionen im Bereich Tierwohl interessiert. Diese Produkte weisen einen höheren Standard auf als konventionelle Ware, nur 20 Prozent der Kunden sind auch bereit, auch wirklich mehr dafür zu zahlen
"Hühnerhaltung hat mich schon immer interessiert", sagt Stefan Brandstötter: Das war schon so, als er Vollzeit in der Metallbranche arbeitete. 2017 begann der heute 44-Jährige mit landwirtschaftlichem Hintergrund mit einem Masthuhnbetrieb, aber mit keinem gewöhnlichen: Der 20.000 Hühner und Hähne umfassende Stall in Tragwein ist ein "Tierwohl"-Betrieb: Die Rasse ist "langsam wachsend", die Tiere werden bis zu sieben Wochen gefüttert, ehe sie von Hubers Landhendl geschlachtet und vom Lebensmittelhändler Hofer unter der Marke "Fairhof" verkauft werden:
Um als Tierwohlbetrieb zu gelten (und dafür einen Aufschlag zu bekommen), müssen Landwirte Auflagen erfüllen, die regelmäßig kontrolliert werden: Zehn Prozent der Stallfläche müssen Tageslichtfläche, zehn Prozent erhöhte Sitzfläche sein. Es gibt einen Wintergarten, zudem Beschäftigungsmaterial. Rund eine Million Euro hat der Mühlviertler Landwirt investiert, bereut hat er den Schritt nie: "Im konventionellen Bereich überholt uns der Welthandel, Österreich kann sich nur mit Qualität behaupten. Tierwohl ist die Zukunft." Der Stall ist 20.000 Quadratmeter groß, eine Verdoppelung ist geplant.
Bei Tierwohl-Produkten handelt es sich um Fleisch, Milch und Eier, deren Produktionsstandards (Herkunft, Fütterung, Haltung, Eingriffe am Tier) über den gesetzlichen Bestimmungen liegen, die aber nicht bio sind. Der Handel hat damit eine Zwischenebene zwischen konventionell und bio geschaffen, auch preislich. Hofer hat "Fairhof" 2017 ins Leben gerufen und 150 Partnerbetriebe. Nachhaltigkeit sei den Kunden trotz hoher Inflation wichtig, die Nachfrage nach Tierwohlprodukten sehr gut, heißt es.
Seit 2022 gibt es das Tierwohl-Programm "Fair zum Tier" bei Billa: Tierwohl sei längst keine Nische mehr, heißt es. Im Bereich Schwein erzielten diese Produkte einen Umsatzanteil von 20 Prozent, bis Ende 2024 soll eine Verdoppelung geschafft werden. Speziell im Rinderbereich sei man auf der Suche nach weiteren Betrieben. Bei Billa spielen oberösterreichische Betriebe vor allem im Schweinebereich eine wesentliche Rolle: Zuschläge werden je Kilo Schlachtgewicht gezahlt, 2023 waren es 600.000 Euro.
Gütesiegel überarbeiten
Der Bio- und Tierwohl-Anteil in Österreichs Schweineproduktion liegt laut Schweinebörsen-Chef Johann Schlederer bei sechs Prozent. In zehn Jahren sollen es bis zu 25 Prozent sein, so das ambitionierte Ziel. "Das kann aber nur funktionieren, wenn Angebot und Nachfrage zueinander passen": Rund 20 Prozent der Konsumenten seien bereit, Mehrleistungen auch abzugelten. Ihnen müsste das Angebot transparent aufgezeigt werden, etwa in Form einer Überarbeitung des AMA-Gütesiegels. Bund und Land müssten die Beschaffung für Großküchen anpassen.
Tierwohl-Fleisch koste zwar mehr als konventionelle Ware, es bleibe aber im Rahmen. Das Interesse gerade junger Landwirte an Umbaumaßnahmen sei trotz hoher Investitionskosten da. In der Praxis würden sich fehlende Bewilligungen und Bürgerinitiativen zum Teil als Hindernisse erweisen.
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Mit vielen Förderungen und Subventionen der arbeitenden Bevölkerung werden sie es schon schaffen.
naja, 2.000 m2 sind auch schon ausreichend, 2 ha ist ein bissl arg viel.
Das ist sicher der richtige Weg, dem immer größer werdenden Bedarf für Hühnerfleisch in Österreich zu decken - aber beim Masthuhn noch relativ einfach. Bei Schweinen ist er Unterschied zwischen einem konventionellen Stall und einem Tierwohlstall, der den Namen einigermaßen verdient, um einiges größer und und der Betrieb in Errichtung und Betrieb um einiges teuer. Hier wird es sehr schwierig und Gütesiegelschmähs werden nach hinten losgehen und können das Thema ruinieren. Aber vielleicht wollen das eh gewisse Marktteilnehmer.