Tabula rasa bei Abschreibungen beschert Lenzing 600 Millionen Verlust
LENZING. Alle Pilotanlagen für Faserinnovationen in Lenzing wurden abgeschrieben, das gerade umgebaute Viskosewerk in Indonesien, dazu Fundamente für Investitionsprojekte, die auf Eis liegen, und Wertberichtigungen in mehreren Werken: Der Vorstand der Lenzing AG hat Sonderabschreibungen im Ausmaß von 465 Millionen Euro vorgenommen und bei der gestrigen Bilanzpräsentation auch erstmals erklärt.
Das Jahr 2023 endet mit einem Verlust von fast 600 Millionen Euro bei einem Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. "Das ist ein unbefriedigendes Ergebnis, aber wir haben das Unternehmen rasch auf Kurs gebracht", sagt Vorstandschef Stephan Sielaff. Der Fokus sei darauf ausgerichtet, Kosten zu sparen (100 Millionen ab Ende 2025) und neue Absatzmärkte aufzutun. So werden im Vertrieb Mitarbeiter gesucht, obwohl konzernweit rund 500 Vollzeitstellen (bei 7900 Beschäftigten) eingespart werden.
In Lenzing sollen die Kosten von 80 Mitarbeitern (bei 3300 Jobs) eingespart werden. Das ist weniger als ursprünglich angekündigt. Jobs fallen in sogenannten indirekten Bereichen weg, also überall abseits der direkten Produktion. Zu den Aussichten äußerten sich Sielaff und Finanzvorstand Nico Reiner sehr zurückhaltend. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen werde höher ausfallen, ob sich schwarze Zahlen ausgehen könnten, dazu wollte das Management nichts sagen.
Hoffnungsvoll stimme die steigende Auslastung in den ersten beiden Monaten des Jahres. Die Preise für die Fasern seien noch schwach, die steigende Nachfrage sollte aber auch hier positiv wirken. Zwei Drittel des Lenzing-Geschäfts hängt an der Entwicklung der Modeindustrie, ein Drittel sind Fasern für Kosmetik- oder Industrieanwendungen. Dieser Zweig entwickle sich auch positiv. Im Vorjahr wurden unterm Strich 840.000 Tonnen an Fasern verkauft – bei einer Anlagenkapazität von rund einer Million Tonnen.
Seit dem Sommer kommt zumindest wieder mehr Geld in die Kasse als ausgegeben wird. Auch der hohe Schuldenstand wurde nach einer Kapitalerhöhung von fast 400 Millionen Euro etwas gedrückt auf gut 1,5 Milliarden Euro.
Eine Dividende gab es zuletzt 2022. Mehrheitseigentümer ist die B&C Holding.
Lesen Sie auch ein Porträt über Stephan Sielaff auf Seite 5
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