voestalpine: Hochspannung vor der Hauptversammlung
LINZ. Die Hauptversammlung des börsenotierten Linzer Stahlkonzerns voestalpine am Mittwoch im Linzer Design Center verspricht spannend zu werden: Bilanzschönung, neuer Aufsichtsrat und ein schmerzhafter Gewinneinbruch dürften die großen Themenlinien der Aktionäre sein.
Die um 10 Uhr startende, traditionell sehr gut von hunderten Kleinaktionären besuchte Versammlung dürfte kontrovers werden, nicht nur wegen des stark geschrumpften Gewinns durch Firmenwertabschreibungen, sondern vor allem wegen mutmaßlicher Bilanzschönung. Die OÖNachrichten haben Anfang Juni exklusiv darüber berichtetet.
Ein ehemaliger Manager und ein Buchhalter einer deutschen Tochtergesellschaft sollen die Bilanz über gut zehn Jahre geschönt haben. Es geht um Fehlbuchungen von rund 100 Millionen Euro. Das Eigenkapital wurde bereits um diesen Betrag auf 7,5 Milliarden Euro reduziert. Die internen Untersuchungen der Hintergründe laufen und könnten bis August oder September dauern.
Die voestalpine hat bekanntlich keine sofortige Informationspflicht für die Aktionäre aus den Vorkommnissen abgeleitet, die dem internen Controlling im Februar 2024 bekannt wurden. Es gab diesbezüglich keine Ad-hoc-Meldung. Die Finanzmarktaufsicht hat deshalb eine Sonderuntersuchung rund um die Bilanzschönung eingeleitet.
Debatte um Ad-Hoc-Pflicht
Der Linzer Jurist Meinhard Lukas kommt "nach ausführlicher Diskussion mit Kapitalmarktrechtsexperten" zu dem Schluss, dass tatsächlich keine Ad-hoc-Pflicht bestanden habe. Er begründet das im Gespräch mit den OÖNachrichten so: Zum ersten müssten Vorkommnisse das Potenzial haben, "erhebliche Kursbewegungen" der Aktie zu bewirken. Das hätten sie, so Lukas, nicht gehabt, da die mutmaßlichen Fehlbuchungen nicht in der Muttergesellschaft (mit 16,7 Milliarden Euro Umsatz 2023/24) passiert seien, sondern in einer von hunderten Töchtern. Hier sind die Größenverhältnisse für die Kursbeeinflussung relevant, die 100 Millionen Euro über zehn Jahre ein kleiner Hebel.
Zweitens habe es bereits im März eine Gewinnwarnung gegeben, weshalb die Information über die Malversationen für die Aktionäre nicht mehr so kursrelevant gewesen sein dürfte. Es gab tatsächlich nach Bekanntwerden des Vorfalls keine Kursausschläge. Lukas: "Das kann laut bisheriger Rechtsprechung aber höchstens als Indiz, nicht als Beweis gewertet werden." Davon unberührt sei der Eindruck der mangelnden Transparenz. "Das ist eine ganz andere Sache."
Das sieht Kleinanlegervertreter Florian Beckermann (IVA) ähnlich. "Es stellt sich in solchen Fällen die Frage nach Transparenz, Verantwortung und Ethik. Vor allem die Frage der Kommunikation wird in der HV beleuchtet werden."
Der ehemalige Geschäftsführer der deutschen voestalpine-Tochter Automotive Components Dettingen weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück, er hatte der voestalpine mit rechtlichen Schritten gedroht. Über seinen Anwalt sagte er den OÖNachrichten am Dienstag: Die voestalpine habe mitgeteilt, "dass sie in keinem Zusammenhang behauptet hat, dass mein Mandant für ergebnisverbessernde Fehlbuchungen von 100 Millionen Euro verantwortlich wäre. Das Schreiben wird derzeit rechtlich geprüft."
Weitere spannende HV-Themen werden die Aufsichtsratswahl und die hohen Nebenkosten sowie die Dividende. Beckermann: "Diese geht sich betriebswirtschaftlich nämlich nicht aus."
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Interne Kontrolle gibt es bei denen nicht? Und falls (unerwartet) ja, was hat die gemacht? Immer wieder liest man von Fehlern der oberen Führungsebene und die Folgen sind: ... Bonuszahlungen!
"Interne Kontrolle gibt es bei denen nicht?"
Woher stammt dieser Verdacht?
Nicht alles kann man eben sofort finden, manches taucht erst etwas später auf.