Wenn sich der OP-Saal in eine digitale Welt verwandelt
LINZ. Linzer Start-up hilft Patienten und erleichtert Ärzten das Operieren.
Querschnittslähmung, ALS, Locked-in-Syndrom: Bei all diesen Krankheiten kommt es zu einer starken Einschränkung der Bewegungsfähigkeit. Die Ursache liegt im zentralen Nervensystem, die Folgen wiegen für Betroffene oft schwer.
Stefan Schaffelhofer will diesen Patienten helfen, ihre Bewegungsfähigkeit zurückzugewinnen. Der aus Unterweitersdorf im Mühlviertel stammende Neurowissenschafter ist Chef des Start-ups cortEXplore mit Sitz im Linzer Techcenter. Am Linzer Hafen gebe es viele technologische Start-ups und Gründer, sagt der Linzer Vizebürgermeister und Wirtschaftsreferent Bernhard Baier (VP).
Schaffelhofer hat ein System entwickelt, das es ermöglicht, Sensoren, sogenannte Elektrodenchips, in Gehirne zu implantieren. Es gehe um eine Schnittstelle zwischen Computer und Gehirn, sagt der 35-Jährige. Signale hunderter Gehirnzellen, die normal Muskeln steuern, können mit diesen Sensoren ausgelesen werden, um so Handprothesen zu steuern. Diese Technologie wird derzeit in Forschungsanwendungen getestet.
Das Einsetzen von Elektroden ist jedoch nur eine Anwendung des Systems: Hauptsächlich soll es Ärzte bei Operationen unterstützen. Planung und Durchführung von Eingriffen werden laut Schaffelhofer erleichtert. Dafür setzt eine Software Daten aus der Computertomografie und der Magnetresonanztomografie zusammen. So entstehen 3D-Rekonstruktionen, etwa der Haut oder des Gehirns. "Dadurch lässt sich eine Operation im Vorhinein genau planen, ohne die Gefahr, später Gefäße des Patienten zu verletzen", sagt Schaffelhofer.
Im OP-Saal installierte Kameras erfassen den Raum und chirurgische Instrumente und senden Live-Bilder an Ärzte – geht es nach dem Gründer, dann bald auch über Mixed-Reality-Brillen, die in Zusammenarbeit mit Microsoft-Entwicklern an das System angebunden werden.
Fünf Unis setzen System ein
2016 begann Schaffelhofer mit der Entwicklung der Idee. In diesen Tagen soll die Firmengründung mit zwei weiteren Gründern und deren Mentor, dem Linzer Radiologen Josef Kramer, erfolgen. Das Startkapital beträgt 400.000 Euro und besteht aus öffentlichen Förderungen und Eigenmitteln. Geld verdienen will cortEXplore mit dem Verkauf von Kameras, Elektrodenchips, Brillen und der Software.
Zu den Kunden zählen bereits fünf internationale Universitäten und neurowissenschaftliche Forschungseinrichtungen, die das System ab 2020 für Forschungszwecke einsetzen. "Spätestens in fünf Jahren wollen wir unser Produkt zur Zulassung am Patienten anmelden", sagt Schaffelhofer. Dabei helfen soll eine Zusammenarbeit mit dem Neuromed-Campus des Universitätsklinikums und dem RISC-Institut der JKU, die ebenfalls mit an Bord sind.
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Hoffentlich steht die ganze Super-Technik auch allen, die sie brauchen, zur Verfügung. Ich zweifle daran. In "fortschrittlichen" Staaten wie den USA muss man sich die modernste Technik schon auch leisten können, entweder durch Privatvermögen oder eine teure Versicherung. Wer beides nicht hat und auch keine Spender findet, hat halt ein stark verkürztes Leben.