Oberösterreichs Beitrag zur Erkundung des Weltraums
Raumfahrt: Vom Leichtmetall über die Schwerkraft bis zur Simulation einer Mars-Mission in der Wüste
Fast genau 50 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung strahlt Gernot Grömer Optimismus aus. "Die Aktivitäten in der internationalen Raumfahrt, vor allem im Bereich der bemannten Raumfahrt, nehmen wieder zu. Es gibt eine Aufbruchstimmung", sagt der oberösterreichische Astrophysiker im Gespräch mit den OÖNachrichten. Nicht nur weil prominente Milliardäre wie Elon Musk, Jeff Bezos oder Richard Branson die Eroberung des Alls und dessen kommerzielle Nutzung für sich entdeckt haben.
Davon profitieren nicht nur große Konzerne, sondern auch Nischenanbieter und Firmen aus Österreich bzw. Oberösterreich. Grömer nennt als Beispiele die Linzer Softwarefirma Catalysts, die sich mit Erdbeobachtung und Big Data befasse, oder die Wiener Firma Liquifer, die sich im Bereich der Weltraum-Architektur, also dem Design von Weltraum-Habitaten, einen Namen gemacht hat.
Rund 50 Firmen sind in Österreich in der Luft- und Raumfahrt tätig, heißt es in einem Papier der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Die Produkte reichen von Tieftemperatur-Treibstoffleitungen für die europäische Trägerrakete Ariane 5, die etwa von Magna kommen, Systemteilen für Temperaturregelung, Satellitenmechanismen, der Isolation zum thermischen Schutz von Satelliten bis zu Kommunikationssystemen. Für Letztere zeichnet etwa Frequentis verantwortlich, das kürzlich an die Börse ging.
Wer ist aktiv?
Weltraumtechnik eröffne nicht nur neue Geschäftsmöglichkeiten im engeren Sinn, sondern auch neue Anwendungen im Alltag. Das reiche von der Navigation bis zur Breitbandkommunikation. Zehn Industriebetriebe sowie 20 wissenschaftliche Institute würden in diesem Bereich hochaktiv sein, heißt es bei der FFG.
Zu den wissenschaftlichen Einrichtungen, die in der Raumfahrt aktiv sind, zählt das Leichtmetallkompetenzzentrum in Ranshofen, das naturgemäß im Bereich der Materialentwicklung für den Weltraum aktiv ist. "Die langen Träger von Satelliten müssen zum einen sehr leicht, zum anderen sehr fest und widerstandsfähig sein", sagt Hubert Grün-Lutterotti. Für solche Träger würden spezielle Legierungen entwickelt. "Wobei man besonders berücksichtigen muss, dass Legierungen, die für die Autoindustrie hervorragend geeignet sind, noch lange nicht für Satelliten im All passen, die in einer ganz anderen Umgebung widerstandsfähig sein müssen", sagt der Assistent der Centerleitung zu den OÖNachrichten.
Innviertler Spezialisten
In der Nachbarschaft des Leichtmetallbauzentrums befindet sich mit der AMST ein Spezialist für Luft- und Raumfahrt, der schon seit Jahrzehnten gut im Geschäft ist. Das Unternehmen mit 160 Mitarbeitern, das seinerzeit aus der Amag hervorgegangen ist, ist unter anderem Spezialist für Humanzentrifugen. Erst vor wenigen Monaten wurde eine sogenannte G-Force-Zentrifuge an die Royal Air Force nach England geliefert. Dabei werden Piloten auf Zentrifugalkräfte von acht bis neun G vorbereitet. Etwas, das bei Raumflügen vorkommt und enorme Ansprüche an die betroffenen Personen stellt.
"Wir haben aber auch Kurzarmzentrifugen. Damit können wir mithelfen, Muskel- und Knochenschwund auf langen Reisen durch das All zu verhindern. Denn die mangelnde Schwerkraft und Bewegung im Raumschiff sind eine der größten Herausforderungen für die Crew", sagt Co-Geschäftsführer Manfred Bauer.
100 Prozent der Produkte von AMST gehen ins Ausland. Auch Bauer bestätigt, dass die Nachfrage nach Weltraumtechnologie zuletzt wieder deutlich zugenommen hat. "Auch wir haben kürzlich an einen Privaten geliefert. Außerdem ist von der NASA, die lange nicht so aktiv war, jetzt wieder mehr zu hören."
Mars-Experte Grömer wiederum ist mit dem Österreichischen Weltraum Forum (ÖWF) seit mehr als 20 Jahren in der Marsforschung tätig. Alle zwei bis drei Jahre werden an exponierten Orten der Erde Mars-Simulationen durchgeführt, darunter im Tiroler Kaunertal, zuletzt mit 200 Leuten aus 25 Nationen im Oman und 2020 in der israelischen Wüste.
Und wer investiert in den Weltraum? "Wenn es um direkte Anwendungen beim Kunden geht, finden sich Firmen. Wenn es um Grundlagenforschung geht, ist die öffentliche Hand gefragt. Und wenn es um jenen Bereich geht, der abseits der Erdumlaufbahn liegt", sagt Grömer.
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