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„Nichts ist selbstverständlich“ - das ist unsere Leitlinie“

Von Roland Vielhaber, 11. November 2017, 00:05 Uhr
Bild 1 von 13
Bildergalerie Mit den Starhembergs zur Burgruine Schaunberg
Bild: Maringer

EFERDING. Vom Berg schauen – davon leitet sich der Name der Ruine Schaunberg ab. Hier, wo der Blick ins Eferdinger Landl so großartig ist, gaben uns Georg Starhemberg und Tochter Kalina Einblicke in das Leben einer der ältesten Adelsfamilien im Lande.

„Halt dich fest. Es regnet, die Holzbrücke ist dadurch sehr rutschig.“ Georg Starhemberg reicht seiner Tochter Kalina die Hand, als wir die Burgruine Schaunberg betreten. Eine Burg, die vor rund 900 Jahren gebaut worden und die seit dem 16. Jahrhundert im Besitz der Starhemberger ist. Von der einst größten Burganlage Oberösterreichs genießen wir wenig später den Blick ins Eferdinger Landl. Sehen das Kloster Pupping, Ausgangspunkt unserer Wanderung. Eine Wanderung, die wir trotz Nieselregens und Kälte unternommen haben und die uns deshalb nicht über einen steilen Waldweg, sondern über kleine Landstraßen ans Ziel führt: den 32 Meter hohen Bergfried, 189 Stufen sind es bis ganz nach oben. Spätestens hier wird einem bewusst, dass sich der Burgname von den Worten „vom Berg schauen“ herleitet. Hier gewähren Starhemberg (56) und seine Tochter (26), eine Musikerin, die gerade ein neues Album produziert hat, Einblicke in das Leben einer Familie, deren Geschichte bis in das zwölfte Jahrhundert zurückreicht.

OÖN: Welche Gedanken kommen Ihnen, wenn man hier oben steht und ins Landl schaut? Ist man da heimatverbunden oder packt einen das Fernweh?

Georg Starhemberg: Das Fernweh packt mich gar nicht, sondern eher eine innere Rührung, dass man hier leben darf. Es ist klein, es ist fein, es ist schön, und es ist alles da. So kommt in mir in erster Linie Dankbarkeit auf, dass es so sein darf, wie es ist, und auch dafür, dass man in der Verantwortung sein darf, so etwas zu verwalten.

Kalina Starhemberg: Ich bin schon eine Person, die beides braucht, das Fernweh und die Heimatverbundenheit. Das ist für mich immer schon so gewesen. Nach Hause zu kommen ist etwas, bei dem ich mich aufladen kann. Die schönen Erinnerungen liebe ich. Ich muss aber auch immer wieder weg. Das eine geht ohne das andere nicht.
Kalina lebte fünf Jahre in London, ihre drei Geschwister sind in Wien. Wie schwierig ist es, die Kinder ziehen zu lassen?

Georg Starhemberg: Freilich lässt man sie nur ungern gehen. Aber ich glaube, dass die Kinder nie eine Bremse gespürt haben, sondern Unterstützung. Am Ende überwiegt die Freude, dass sie ihren Weg gefunden haben. Für die Mutter ist es vielleicht anders, vor allem, wenn das letzte Kind geht. Aber jetzt kommen schon Enkelkinder (Larissa ist schwanger) und damit neue Aufgaben.

Sie sind 1993 nach Eferding gekommen, geboren wurde Kalina noch in Madrid. Wann wurde Ihnen bewusst, dass Sie einen bekannten Namen tragen?

Kalina Starhemberg: Als Kind habe ich das gar nicht registriert. Erst in der Schule wurde ich darauf gestoßen. So haben Mitschüler einmal zu meinem Bruder gesagt: „Und du, du wohnst im Schloss.“ Zur Verteidigung hat er gesagt, wir hätten im Schloss nur eine Wohnung gemietet ... Natürlich ist Starhemberg ein bekannter Name. Das spielt in meinem Leben aber nicht die große Rolle. Ich habe fünf Jahre lang in London gelebt. Als Künstlerin bist du dort eine von Tausenden. Nur weil du ein Netzwerk hast, hilft dir das auf diesem Gebiet nicht.

Georg Starhemberg: Wir sind da hineingeboren, wir dürfen es erleben. Das hat sehr viele schöne, sehr viele angenehme Seiten. Es bedeutet aber auch viel Verantwortung und Verpflichtung. Wir geben dem trotzdem keinen besonderen Stellenwert. Wir sind, wie wir sind. Meine Frau hat uns eine Leitlinie mitgegeben: dass nichts selbstverständlich ist. Wirklich nichts. Wir sind dankbar, dass es jetzt so ist, wie es ist. Und wie es morgen ausschaut, wissen wir nicht.

Welche Werte versuchen Sie Ihren Kindern mit auf den Weg zu geben?

Georg Starhemberg: Werte muss man benennen. Man muss versuchen, sie zu leben und begreifbar zu machen. Das ist nicht immer leicht. Wir haben eher traditionelle, christliche Werte in die Wiege gelegt bekommen. Und die versucht man zeitgemäß weiterzugeben. Was angenommen wird, wird angenommen. Und was nicht, eben nicht. Wir haben aber auch versucht, den Kindern Freiheiten zu lassen, damit sie ihre Talente entsprechend entwickeln können.

Video

Was offensichtlich funktioniert. Kalina hat soeben ein Album veröffentlicht. Kultur lag Ihrer Familie immer schon am Herzen.

Georg Starhemberg: Im Laufe der Jahrhunderte hat die Familie vieles im Bereich der Kunst und vor allem in der Musik gefördert. Bis hin zu Mozart, der in einem Haus der Familie in Wien gearbeitet hat. Mozart hat dort die „Zauberflöte“ geschrieben und uraufgeführt. Der Tisch, auf dem er das Werk niedergeschrieben hat, steht bei uns im Schlossmuseum.

Die Latte liegt also hoch ...

Kalina Starhemberg: (lacht) Vielleicht steht auch einmal ein Tisch von mir im Museum...

Wie würden Sie Ihre Musik beschreiben?

Kalina Starhemberg: Ich schreibe Lieder über Themen, die mich bewegen. Es geht um Liebe, aber auch um gesellschaftliche, soziale Themen, vieles ist zweideutig. Ich mag es gerne, wenn es ein Mysterium gibt. Und ich will berühren und meine Musik nie verbiegen lassen.

Georg Starhemberg: Kalina stellt Fragen, sie geht in die Tiefe, und sie schreibt schöne Melodien. Wobei Kalina lange gebraucht hat, bis sie sich auf die Bühne getraut hat. Aufgetreten ist sie erst mit 16.

Mit den Starhembergs zur Burgruine Schaunberg
Bild: Maringer

Kalina Starhemberg: Das war in der Schule in Dachsberg. Eine Sängerin für das Lied „Think“ von Aretha Franklin wurde gesucht. Ich war beim Vorsingen so nervös wie nie. Am Ende hatte ich meinen ersten Auftritt. Lustig ist, dass sich mein Vater nicht vorstellen konnte, dass wir Kinder uns Richtungen auswählen, die er sich erst aneignen muss. Philosophie, Kunstwelt, Musik – und er versucht, sich in allem gut auszukennen. Dabei waren das alles Sachen, die fremd für ihn waren. Aber es ist schön, wie er sich für jeden von uns interessiert.

Und er kennt sich als glühender LASK-Fan im Fußball aus.

Kalina Starhemberg (lacht): Ich mag den Fußball auch gerne, vor allem die Stimmung im Stadion.

Georg Starhemberg: Es hat auch so begonnen. Ich bin mit den Kindern ins Stadion gegangen, in den Familiensektor. Auf den Stehplatz. Die Kinder liebten es. Von Anfang an.

 

Georg Starhemberg

Auch wenn es in Österreich keine Adelstitel mehr gibt, so gilt Georg Adam Starhemberg (geboren 7. April 1961) als neunter Fürst von Starhemberg. Verheiratet ist der LASK-Anhänger mit Nedejda, geborene Gräfin Abensperg und Traun. Die beiden haben vier Kinder (Larissa, 27, wird demnächst Mutter, Kalina, 26, Constantin, 24, und Ernst-Ferdinand, 22), die in Wien bzw. in Barcelona leben. Der Manager der Starhemberg’schen Familienstiftung sieht sich als Substanzerhalter.

 

Kalina Starhemberg

Die 26-Jährige wurde in Madrid geboren, und zog 1993 mit der Familie nach Eferding ins Schloss Starhemberg. Sie spricht drei Sprachen (Spanisch, Deutsch, Englisch). Fünf Jahre lang lebte die Absolventin des Gymnasiums Dachsberg in London, als Musikerin hat die Songwriterin und Sängerin gerade ein neues Album veröffentlicht. Ihre Musik wurde schon bei diversen TV-Serien in den USA und in Deutschland gespielt. Zuletzt erschien ein mehrseitiger Bericht in der spanischen Ausgabe des „Vanity Fair“. Mehr im Internet auf
kalinamusic.com

 

Die Route: Ein Wahrzeichen im Eferdinger Landl

Sie zählt mit zu den beliebtesten Ausflugszielen in Oberösterreich: Selbst bei schlechtem Wetter, wie wir es bei unserer Wanderung hatten, zieht es Ausflügler auf die Burgruine Schaunberg. Von hier aus hat man einen großartigen Blick auf das Eferdinger Landl und das Donautal. Die Burg wurde um 1150 gebaut, seit dem 16. Jahrhundert ist sie im Besitz der Starhemberger.

Mit den Starhembergs zur Burgruine Schaunberg
Bild: Maringer

Pkw-Anreise: Von Linz kommend: B127 bis Ottensheim, dann B131 bis Hartkirchen oder B130 über Wilhering, Eferding – Pupping bis Hartkirchen; von Wels kommend: Richtung Eferding über Breitenaich– Eferding–Pupping–Hartkirchen.

Die „Schaunberg-Runde“: Viele Wege führen auf die Schaunberg. Ausgeschildert ist etwa die „Schaunberg-Runde“, die nicht ganz elf Kilometer lang ist und die in drei Stunden leicht zu gehen ist – wenn man nicht zu sehr am Kulturleben teilnimmt. So lohnt sich ein Blick in die Pfarrkirche Hartkirchen, ein Abstecher zum Kriegerfriedhof in Deinham und in das 1477 gegründete Kloster in Pupping. Dort begannen wir auch unsere Tour.

Kinderfreundlich: Die einst größte Burganlage Oberösterreichs weckt bei jungen Besuchern so manche Träume vom Ritterdasein. Auch gibt es nahe der Burgruine Parkplätze.

Die Burg „Schaunberg“ wurde 1161 erstmals urkundlich erwähnt. Nach dem Tod des letzten „Schaunbergers“ gelangte die Burg in den Besitz der „Starhemberger“. Die Gesamtfläche der Burganlage beträgt 17.500 Quadratmeter, somit ist sie die größte Burgruine Oberösterreichs. Wer schon im „Landl“ ist, sollte auch in das Eferdinger Stadtzentrum fahren und sich Schloss Starhemberg anschauen. Alleine der Blick auf die Südfassade ist beeindruckend.

Einkehren: Das fruchtbare Eferdinger Becken ist auch ein fruchtbarer Boden für alle, die gut und gerne essen. Wir haben unsere Wanderung beim Kloster in Pupping begonnen, gleich gegenüber befindet sich das Klinglmayr´s,
ein wunderbarer Landgasthof mit angeschlossener Vinothek und damit großer Weinauswahl. Wer auf Süßes steht, nimmt die kurze Fahrt ins Eferdinger Stadtzentrum gerne in Kauf, bei der Konditorei Vogl gibt’s herrliche Desserts.

 

 

 

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5  Kommentare
5  Kommentare
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beppogrillo (2.507 Kommentare)
am 12.11.2017 15:27

Beim Namen Starhemberg kommt unweigerlich die Erinnerung an die eigene Schulzeit in den 1960iger-Jahren hoch. In Bad Ischl gab es eine "Starhemberg-Villa" mit einem riesigen Park als herrlicher "Natur"-Sportplatz, darin war das damalige "Privatrealgymnasium mit Öffentlichkeitsrecht" untergebracht. Einige Jahre mußten die Eltern noch happiges Schulgeld bezahlen, bis es dann doch einmal vom Bund übernommen wurde.
Später wurde die Villa abgerissen und das Areal mit einem "Bundesschulzentrum" zubetoniert.
http://landstuhl.info/PCs/URH05538

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tacitus (4.799 Kommentare)
am 12.11.2017 11:02

Den Starhemberg gehörte auch das Schloss Hartheim, das 1898 dem Landeswohltätigkeits geschenkt wurde zur Errichtung eines Heims für geistig beeeinträchtigte Erwachsene.Von 1941 bis 1945 war im Schloss die grösste NS Euthanasieanstalt mit 30 000 Ermordeten, darunter viele Kinder. Heute ist das Schloss Hartheim ein Lern/Gednekort für die Opfer. Georg starhemberg ist im Vorstand.

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Gugelbua (33.012 Kommentare)
am 11.11.2017 17:41

es ist heute kein Privileg mehr, auch Adelsfamilien haben dunkle Schatten zwinkern

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haliblau (3.764 Kommentare)
am 11.11.2017 15:09

Alles schön und gut. Es spricht auch kein Neid aus mir. Äber ich finde es eine gute unbezahlte Werbung für die ķünstlerin. Es gibt sicher unbedarftere Künstler im Bezirk die solche vlt auch benötigen. Vor allem wäre es vom Autor dieses Beitrages vlt besser gewesen mehr als 2 Gastronomiebetriebe zu erwähnen. Schade das dies nicht gelungen ist.

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( Kommentare)
am 12.11.2017 18:34

Mich stört eher, dass der Anreisetipp nur mit dem KFZ gegeben wird. Da eine Aufnahme auch an der LILO stattfand, hätten die OÖN auch mal über ihren individual-motoristischen Schatten springen können...

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