Tatort: Der Tod der "Spermaschlampe"
Vorab: In der Episode "Hardcore" (20.15 Uhr, ORF2) gilt es, den Mordfall an einer Pornodarstellerin zu lösen. Ein Spiel mit moralischer Empörung beginnt, das nicht tiefer geht, als das Planschbecken, das neben ihrem toten Körper gefunden wird.
Wo spielt der Tatort?
In München. Es ermitteln natürlich Miroslav Nemec als Ivo Batic und Udo Wachtveitl als Franz Leitmayr.
Die Auffindungssituation
Marie Wagner (Helen Barke) wird tot in einem leeren Veranstaltungssaal eines Münchner Kaufhauses gefunden. Sie trägt, passend zu ihrem Künstlernamen Luna Pink, einen schreiend rosafarbenen Hauch von Nichts.
Neben ihr ist ein Kinderplanschbecken, das einen Geruch verströmt – „wie bei uns am Herrenklo“ (Zitat: Batic).
Die Sekrete, die darin im Wasser schwimmen: Urin und Sperma.
Luna Pink war eine Pornodarstellerin, die sich und ihr Gesicht zur Befriedung einer Gruppe maskierter Männer zur Verfügung gestellt hat.
Was dann passiert
Das Ermittler-Duo erkundet auf unaufgeregt-analytische Weise das schrille, abgefuckte Pornomilieu Münchens im 21. Jahrhundert. Sie treffen auf den unbeholfenen Pornofilm-Produzenten Sam Jordan (Markus Hering), der spricht, als würde ein Buchhalter mit Ausdrücken einer abgebrühten Puff-Mutti den Niedergang einer einst so florierenden Branche beklagen. Luna Pink war sein DVD-Star „Spermaschlampe“.
Hat dieser Fall Tiefschürfendes?
Nein, nicht wirklich. In erster Linie baut dieser äußerst unblutige Fall auf dem Witz auf, der sich durch die Lässigkeit der Alt-Ermittler gegenüber der Routine der Pornobranche auftut. Batic und Leitmayr sind reich an Dienstjahren, aber arm an Hardcore-Porno-Wissen.
Deshalb gibt es viele spritzige Dialoge – und ja, das ist doppeldeutig gemeint –, aber irgendwann laufen sie sich tot und die Derbheit der Sager, die im Prinzip kleine „Tabubrücherl“ sind, hat keine Schlagkraft mehr.
Szenen einer Ehe
Wie meist bei moralisierenden Diskussionen über sexuelle Freiheit gibt es jemanden, der einen liberalen Standpunkt vertritt, und einen, der Vieles nicht nachvollziehen kann oder als abartig empfindet.
Leitmayr ist hier der Offene, Batic der Hadernde.
Dialog-Gustostückerl
Leitmayr: "Habt’s a Gaudi g‘habt gestern. Was war’n das?"
Pornoproduzent Olli Hauer: "Ein Filmdreh"
Leitmayr: "Experimentalfilm?"
Hauer: "Pornofilm"
Leitmayr: "Und das Planschbecken da drinnen voller Sperma und Pisse ist bei Ihnen ein normaler Bestandteil von einem Porno, oder was?"
Hauer: "Haben Sie bis jetzt noch keinen guten gesehen oder was?"
Leitmayr: "Doch. Deshalb frag' ich."
*****
Im Auto.
Nachdem Batic die Freundin der Ermordeten gefragt hat, ob Luna Pink freiwillig Pornos gedreht hat.
Batic: "Wieso fragt die mich, ob ich freiwillig Bulle bin?"
Leitmayr: "Na, weil sie halt wissen will, ob du freiwillig Polizeibeamter bist oder genötigt wirst –
von mir zum Beispiel."
Batic: "Vielleicht hatte sie Geldprobleme. Was verdient man bei sowas überhaupt?"
Leitmayr: "Es passt jetzt möglicherweise nicht in dein Weltbild, Ivo.
Aber vielleicht kann es sein, dass sie einfach Lust darauf hatte.“
Batic: "Lust, sich anpissen zu lassen?"
Leitmayr: "Du, es gibt alles auf der Welt. Du schaust dir freiwillig Leichen an."
Am Ende…
Je länger „Hardcore“ dauert, umso zahmer wird der Fall, den ein seltsames, dem Thema über angepasstes
Motiv ausgelöst hat.
Man erkennt, dass diese Episode kein höheres Ziel erreichen kann und will, als eine Mords-Unterhaltung, die mit der Lust an moralischer Empörung spielt – und dem Schmunzeln über das, was Pubertierende kichern und Prüde aufschreien lässt. Den gebotenen Ernst löst der trauernde Vater und Oberstaatsanwalt (Götz Schulte) ein.
zum Thema Spermaschlampe liefert die Google Bildersuche bessere Ergebnisse als den obigen Film oder diese Rezension
WAS - heute kein Politiker-Gesudere? ... das ist schon eine Meldung wert!
seicht - seichter - Zwangsgebühren-Abzocke.
ORF-Niveau.
Mir graust beim Lesen!