Crossing Europe: Protest gegen Atomkraft, bewegender Schrott, Streuobst in der Tankstelle
Noch bis 30. April feiert das Festival "Crossing Europe" in Linz Film und (Multi)Kultur, hier Tipps aus der OÖN-Kulturredaktion
„Bewegungen eines nahen Berges“
Regisseur Sebastian Brameshuber aus Gmunden ist mit diesem Werk, angesiedelt zwischen Dokumentarischem und spielerischer Authentizität, ein prächtiger Film gelungen, der durch seine Ruhe beinahe wie aus der hektischen Zeit gefallen wirkt. In schöner Langsamkeit zieht er in die Welt von Cliff. Der Nigerianer nimmt nahe dem Erzberg in einer offenen Halle alte Auto aus, verkauft Alteisen nach Afrika. Er baut sein Leben aus dem, was für andere Schrott ist. Ein Kreislauf, den Brameshuber auch gekonnt ins Stottern bringt.
26. April, 21 Uhr, Movie 2
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„Nowhere“
Die Linzerin Natalie Halla verbindet als Filmemacherin unbändigen Mut mit viel Feinsinn dafür, scheinbar Fremdes so inszenieren, dass man sich darin wieder erkennt. Ihr zweiter Crossing-Europe-Film (nach „Separated“) heißt „Nowhere“ und ist wie viele ihrer bisherigen Arbeiten von ihrer Biographie geprägt. „Er handelt von der Überlebens- und Integrationsgeschichte meines Bruders Noc“, ließ sie die OÖN wissen. Dank der Menschlichkeit eines malayischen Fischers überlebte er als Achtjähriger nur knapp eine dreiwöchige Bootsfahrt auf der Flucht aus Vietnam, heute ist er TCM-Mediziner. Halla: „Es ist vielleicht mein persönlichster und ergreifendster Film.“
28. April, 20 Uhr, Ursulinensaal
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Dok.at KONTROVERSIELL!
Um ein herausforderndes Thema dreht sich die von der Hagenberger Produzentin Daniela Praher moderierte Diskussion: "Filming Politicians" („Politiker Filmen“). Mit ihr sprechen die Regisseurinnen Ingeborg Jansen und Eszter Hajdu. 28. April, 14 Uhr, OK Deck
Jansen zeigt beim Crossing Europe ihr Werk „Sylvana, Demon Or Diva“ (27. April, 18.30; 28. April, 16 Uhr), das von Sylvana Hildegard Simons handelt – einer niederländischen Politikerin, geboren Surinam, einem kleinem Staat an der Nordküste Südamerikas, einst von den Niederlanden kolonialisiert.
Hajdu präsentiert ihre Arbeit „Hungary 2018“, die sich dem Wahlkampf von Viktor Obans Fidesz-Partei widmet (26. April, 11 Uhr; 28. April, 18.30 Uhr).
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„Atomlos durch die Nacht“
Markus Kaiser-Mühlecker ist als selbständiger Filmer ständig auf Achse, hoch interessiert und nicht selten selbst Gast in den OÖN-Filmnächten. Nach ein paar Jährchen Abstinenz von der großen Leinwand legt er mit „Atomlos durch die Nacht“ eine eigene, für das Kino prädestinierte Arbeit vor, angesiedelt in seinem Spezialgebiet, dem Dokumentarischen.
Sie handelt von der Bürgerbewegung, die zum Verbot von Atomkraft in Österreich führte und gibt Ausblick auf alternative und erneuerbare Formen der Energieproduktion. Am stark mit Oberösterreich verbundenen Werk lobte Crossing-Europa-Chefin Christine Dollerhofer im OÖN-Gespräch die intensive,bestens verdichtete Recherche- und Quellenarbeit.
30. April, 18 Uhr, Ursulinenhof
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Urbane Streuobstwiese dank Installation und Film in der Kulturtankstelle
Mit der Installation urbane "StreuObstWiese" von Ton Matton verwandelt sich das ehemalige Tankstellenareal (Dametzstraße 4) in eine Oase für Fußgeher und Fahrradfahrer. Das Tempo wird automatisch langsamer, der Verbleib länger. Unter einem schattenspendenden Apfelbaum kann ein Film gesehen werden und darüber nachgedacht werden, ob diese Streubostwiese die Zukunft sein könnte. Im Schaufenster ist der belgische Kurzfilm "Floureja" (2017) von Pablo Heuson zu sehen, in der Reifenbox täglich um 16 Uhr "Natura urbana - The Brachen of Berlin" (2017) von Matthew Gandy. www.kulturtankstelle.at
Täglich von 10 bis 20 Uhr während des Festivals (30. April)