Kopfhörer #114: Ziemlich smooth, die Operators
Nicht am Reißbrett entworfen, sondern aus Sessions entstanden: The Smooth Operators spielen am 31. Mai in Linz.
Vieles im Musikgeschäft ist geplant, das Ergebnis geschickter Marktstrategien. Dass etwas einfach so passiert, ist eher die Ausnahme. The Smooth Operators sind also nicht die ehemalige Begleitband von Sade, deren (fast) gleichlautender Hit durchaus bis heute Zugkraft hat und nicht überraschend als Pate für den Bandnamen stehen könnte.
Dahinter verbergen sich vielmehr fünf Oberösterreicher, die das Glück haben, dass Frank Folgmann einer von ihnen ist. Der Gitarrist, der seit Jahrzehnten in Linz lebt, hat im „Cafe Museum“ in Passau eine feine Konzertreihe etabliert. „Blues & Beyond“ nennt sie sich. Eingeladen werden Musikerinnen und Musiker aus dem vielfältigen Kosmos von Blues, Soul und Jazz. Die Güte der Darbietungen hat sich mittlerweile herumgesprochen. Wie auch die Qualität der Begleitband.
Was als reine Session begonnen hat, wuchs sich aus. „Die Band hat sich so ergeben, ohne dass ich das erwartet hätte“, sagt Folgmann. Authentisch und mitreißend ist der Sound, den Folgmann mit Helmar Hill, Christian Steiner, Daniel Stockhammer und Martin Obereder prägt. Letzterer wurde dann auch zum Namensgeber der Band, weil er aufgrund seiner stimmlichen Qualitäten den Spitznamen „Smooth“ trägt. Aus „Smooth“ Obereder wurde bei Vorstellungen auf Englisch phonetisch ein „Operator“. So war der Name der
Band aufgelegt. Nach Linz (31. Mai, 20 Uhr, Kultur Hof Linz) spielen sie im Sommer beim Jazzfestival Passau.
Weiters aktuell im Kopfhörer
Eve Kind „Luft nach oben“:
Wenn dich das Leben prügelt, bis man am Boden liegt, dann bedarf es noch mehr Überzeugung und Kraft, wieder aufzustehen. Eve Kind hat eine harte Zeit hinter sich, in der ihr Körper so gar nicht mehr tun wollte, was er in ihrem Alter eigentlich tun sollte. So entstand aus der körperlichen Leidenszeit auch eine seelische Krise, in der die gebürtige Linzerin sich selbst am Schopf packen musste, um dem Strudel, der nach unten zieht, wieder zu entkommen. „Luft nach oben“ ist weit mehr als „nur“ ein Song mit starkem Text und einem großartigen Beat (Fabian Frischmann hat ganze Arbeit geleistet), der einen durch die Sommer-Sonne-Fröhlichzeit tänzeln lässt, sondern einen auch nachdenklich machen sollte, dass das Leben ganz schnell eine Spur nehmen kann, auf der man sich überrollt fühlt.
Charlotte Cardin „A Week in Nashville“:
Wenn man eine Woche in Nashville ist, dann erwartet man sich musikalisch etwas anderes als das, was Charlotte Cardin mit ihrer einmaligen, sanft-energischen Stimme hier auf eine EP gezaubert hat. Es sind drei Songs, in denen es um das Lieben, das Zweifeln, die Einsamkeit, das Brauchen, das Sehnen, das Hoffen, das Bangen, das Leben geht. Wunderbar intensive Songs, aus denen das intime „I Came Here to Leave You“ noch heraussticht. So kann Liebe sein, so ist Liebe.
Zelda Weber "Crude":
Das Album ist zwar schon ein Jahr alt, aber aus gutem Grund wieder in den aktuellen Kopfhörer zurückgekehrt. Denn am 1. Juni startet Zelda Weber den Clubhofsamstag im Kulturclub Lembach im Mühlkreis. Die junge Songwriterin und Sängerin ist eine Naturerscheinung, die die alte Schule pflegt und doch sehr heutig klingt. Blues, Soul und feinsinnige Rocksongs findet man auf ihrem Album "Crude" zur Genüge. Live ist ihre Energie noch intensiver spürbar. Also Hingehen, Anschauen, Zuhören.
The Base „Waiting for June“:
Der Abgesang auf eine verlorene Liebe hat reichlich Melancholie, aber doch auch die schöne Seite von dem, was war, nicht ausgeblendet. So taugt der Vorbote für das neue Album von The Base, das im Herbst erscheint, als Soundtrack zum sommerlichen Chillen. Einfach schön.
The Pinpricks „Sugar K“:
Manchmal ist es ganz einfach. Den Blick geradeaus gerichtet, die Gitarren lustvoll ins Szene gesetzt und eine Frauenstimme (Ronja Kaminsky) ergeben im Fall des Kieler Duos eine erfrischende Brise Garagenrock. Inhaltlich geht es darum, mit unerlaubten Mitteln der Realität entfliehen zu wollen. Ernstes Thema, fetziger Song.