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Kopfhörer #115: Wels, Kopenhagen, Karibik

Von Reinhold Gruber, 07. Juni 2024, 16:04 Uhr
Andy Soda: Ein Oberösterreicher, der "a Wöd Musi" macht. Bild: Werner Dedl

Ein Welser, der in Kopenhagen lebt und chilligen Reggaesound spielt: Das ist Andy Soda.

Freiheit. Das Wort nimmt der Mann, der im bürgerlichen Leben auf den Namen Arno Drugowitsch hört, oft während des Gesprächs in den Mund. Freiheit im Sinn von nicht fremdbestimmt zu sein. Da spricht der Hippie in ihm.

Auf der anderen Seite steht da ein Familienvater, der zwar ausgebildeter Jurist ist, für den das Leben als Rechtsanwalt aber irgendwann nicht einmal mehr eine Denkvariante war. Der Musiker, der stets in ihm war, rief immer lauter nach Verwirklichung.

Kann man das mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern leben? Lässt sich das machen, wenn man in Kopenhagen sitzt, während die musikalischen Mitstreiter, allen voran David Haider (alias Manuel Normal), in der alten Heimat sind? Fragen über Fragen, auf die er sich irgendwann die Antwort gab: „Ich will es einfach probieren.“

Eine neuartige Kombination

Nun steht Andy Soda da, mit seiner ganz eigenen Mischung aus reggaegetränkter Leichtigkeit, die den Urlaubsträumer abholt, in den Flieger setzt und den Himmel aufgehen lässt. Er besingt in „Alles gut“ keine Ferienidylle, sondern das Dilemma eines Gefühlsbetonten, der auch schon erfahren musste, dass das Leben eben an einem seidenen Faden hängt. Aber der Singer-Songwriter versteht es, dem Alltag ein schönes Mascherl zu verleihen, weil doch am Ende des Tages irgendwie alles gut ist. Oder?

„Alles gut“ spinnt weiter, was Andy Soda im Vorjahr mit seinem grandiosen „Coconut Café“ begonnen hat. Chilliger Reggaesound mit intelligenten deutschen Texten, das kennt man so in dieser Art nicht.

Ein Album steht auf der Liste des zu Erledigenden, ist irgendwie fertig, aber wird dann doch noch etwas dauern. Weil ein Perfektionist eben immer ein Haar in der, in diesem Fall musikalischen, Suppe finden kann. „Ich möchte mich mit Worten und Musik der Wirklichkeit annähern“, sagt er. Es gehe um Genuss, auch wenn es das Dunkle braucht, um das Schöne zu sehen.

"Dänemark ist wie Karibik"

Dass es Andy Soda und seine Familie in den Norden, nach Kopenhagen verschlagen hat, lag nicht nur daran, dass seine Frau, Architektin von Beruf, für ein Auslandsjahr die Universität von Kopenhagen auf ihrer Liste hatte, sondern liegt auch am dänischen Blut, das durch die Adern des Welsers fließt.

"Meine Urgroßeltern sind aus Kopenhagen, haben sich später in Norwegen niedergelassen", erzählt der Musiker. "Das Klare, das Pragmatische, das Lockere, freilich weniger Emotion, etwas kühler, aber der große Zusammenhalt - ich habe das immer geliebt." So ging Andy Soda mit seiner Frau mit. Sie sind mit Unterbrechung geblieben.

Heute wohnen sie mit ihren beiden Kindern im Süden von Kopenhagen. "Der Strand ist in der Nähe, da fahren wir mit den Kindern mit den Lastenrädern hin", schwärmt Andy Soda von der Stadt, in der es "im Sommer ausschaut wie in der französischen Karibik".  Das erklärt seinen musikalischen Zugang. Aber es liegt auch am liegen Winter, der langen finsteren Zeit im Norden Europas. "Im Winter, wenn es finster ist, habe ich nur FM Jamaica Radio aus Kingstown Town gehört, damit ich über die Jahreszeit komme." Weitere Erklärungen für seine Musik sind da nicht mehr notwendig. Es ist auch gut so.

Andy Soda "Alles gut" (allesgutmusic)

Diese Woche noch im Kopfhörer

  1. Propaganda „Purveyor of Pleasure“
    Als Synthie-Pop-Bands angesagt waren, waren auch die Düsseldorfer eine große Nummer. Das ist ein paar Jahrzehnte her. Nun kehren Propaganda zurück, immer noch elektronisch bis in die Haarspitzen, aber mit einem souligen Pop-Appeal, der „Purveyor of Pleasure“ auszeichnet. Ein starker Vorbote auf ihr neues Album.

  2.  Meghan Trainor x Niecy Nash „I Wanna Thank Me“
    Ein gehöriger Schuss Motown-Sound, der das Rad der Zeit gefühlsmäßig zurückdreht und doch klarmacht, dass das Gute nie ausgedient hat. Souliger Retro-Charme, der ins Heute gebracht hervorragend zum Tanzen taugt.

    Die 20-jährige Songwriterin schreit es heraus: Ich bin eine Frau. Bild: Denise Perhab


  3. Sodl "I Am A Woman"
    "Ich habe den Song geschrieben, als ich 17 Jahre alt war und ich war es satt, mir harte Schutzpanzer anzuziehen, um ernst genommen zu werden", sagt die mittlerweile 20-jährige Sängerin und Songwriterin aus dem Salzkammergut. "I Am A Woman" beginnt akustisch, lyrisch, fast lieblich, doch ab dem ersten Refrain geht Sodl mit voller Wucht dorthin, wo es nicht mehr überhört werden kann. Die Gitarren sind laut, die Stimme von Sodl so klar und unmissverständlich, dass man sich den Worten nicht verschließen kann. Ein starker Song mit wichtiger Botschaft zur Zeit.
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Autor
Reinhold Gruber
Lokalredakteur Linz
Reinhold Gruber
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