Schäxpir weckt Theaterlust
Mit "Freiheit" wird das Festival im Theater des Kindes eröffnet.
"Ich kenne keinen, der so einen Freiheitsdrang hat wie Hans Söllner", sagt Andreas Baumgartner, Leiter des Theaters des Kindes in Linz. Deshalb hat er sich für die Eigenproduktion unter dem Titel "Freiheit", die heuer am 24. Juni das "Schäxpir", Theaterfestival für junges Publikum, eröffnet, kurzerhand den bayerischen Liedermacher an Bord geholt.
In Videosequenzen umreißt er so wie andere Menschen aus der ganzen Welt, was Freiheit bedeuten kann. Von Schauspielern gesungene Söllner-Lieder sprechen verschiedene Aspekte des Themas an, "sodass jeder weiterdenken kann", sagt Baumgartner. Grenzen aufzubrechen, nicht nur geografische, sondern auch die der Sehgewohnheiten, ist überhaupt eines der Ziele von Schäxpir, das heuer bereits zum zehnten Mal Linz belebt.
Blind im Kino
"Multiversum. Alles ist echt" lautet das Motto des diesjährigen Festivals. "Ein Aspekt davon ist, dass man sagt, es gibt unterschiedliche Lebensrealitäten, die alle in einem Festival repräsentiert werden", sagt die künstlerische Leiterin Sara Ostertag. Kollegin Julia Ransmayr führt fort: "Multiversum steht für die Vielfalt an Formensprachen, an Genres, an Theatergattungen und an Kunst, die immer mehr auszuloten versuchen, wo die Grenzen von Aufführungsräumen sind."
So wird zum Beispiel ein "Blind Cinema" aufgeführt, bei dem die Zuschauer dem Geschehen mit verbundenen Augen folgen und lediglich von Kindern ins Ohr geflüstert bekommen, was passiert.
"Bei einigen Produktionen sitzt man als Rezipientin im Publikum und wird plötzlich zum Teil des Geschehens", kündigt Festivalleiterin Cornelia Lehner an. "Viele Leute haben eine Virtual-Reality-Brille oder nützen so etwas mit Smartphones. Man kann erleben, dass das nicht nur ein Spielzeug ist, sondern etwas, mit dem man Welten kreieren kann, etwas, das ein Kunst-Erlebnismoment sein kann", sagt Ostertag.
Theater für Einjährige
Schon für Einjährige werden Stücke aufgeführt. "Da geht es ganz viel darum, dass man das eigene Kind in einer Situation beobachtet, in der man es noch nicht gesehen hat. Es kommt zu extrem spannenden Momenten, wie das Kind auf Musik und Licht reagiert – es geht um Wahrnehmung", sagt Ostertag. In seinen ersten Ausgaben erstreckte sich das Festival über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus, mittlerweile bleibt es auf Linz beschränkt. Eine Fahrtkostenförderung und ein Schulprojekt sollen das Festival dennoch zugänglich machen.
Beispielgebend finden die Festivalleiterinnen den Umgang der Niederländer mit Kindertheater. Dort wäre es selbstverständlich, dass Menschen, die für Kinder produzieren, das auch für Erwachsene tun, und zwar auf demselben Gehaltsniveau.
Info: www.schaexpir.at, Tel: 0732 / 7720 - 15 691, Kartenpreise zwischen 4 und 7 Euro, Ermäßigung mit OÖNcard
Vier Tipps zum Schäxpir-Festival
1. Paradise Now (1968– 2018): „Ein ikonisches Tanzbilderstück, das auf unfassbar eindrückliche Weise durch einen Blick in die Vergangenheit zeigt, wo es in der Zukunft hingehen kann“, sagt die künstlerische Leiterin Julia Ransmayr.
2. The Only Way Is Up: Der Tipp der künstlerischen Leiterin Sara Ostertag für Menschen ab 14 Jahren wird von den beiden belgischen Musikern Boris Van Severen und Jonas Vermeulen auf die Bühne gebracht. Musik fungiert als Soundtrack für Schlüsselmomente im Leben.
3. Big Bears Cry Too: Der Tipp von Festivalleiterin Cornelia Lehner ist ein belgisches Dada-Spektakel für Kindsköpfe ab sechs Jahren, das ein Vorurteil zerpflückt: „Oft glaubt man, dass Größere in einer Clique oder Erwachsene, die sich sehr stark präsentieren, keine Ängste haben. Das ist ein visuell ganz starkes Stück, das Sehgewohnheiten neu definiert und mit lustvoller Zerstörung arbeitet.“
4. Freiheit: Eröffnet wird das Festival mit „Freiheit“ im Theater des Kindes. Am 24. 6. gibt Hans Söllner um 21 Uhr nach der Vorstellung ein Konzert. Die OÖNachrichten verlosen Karten für die Schäxpir-Eröffnung: