"Warum soll sich die Frau immer um alles kümmern?"
"Crossing Europe“: Die Innviertlerin Isabella Friedl gastiert morgen m it ihrem berührenden Filmdebüt über Pflege, Demenz und Familie beim Linzer Filmfestival.
Als Kind wollte sie wie "Indiana Jones" werden und sich durch den Dschungel schlagen. Mit 29 Jahren ist die Innviertlerin Isabella Friedl nun doch Regisseurin.
Für ihr dokumentarisches Debüt beim Linzer Filmfest (mehr unten) hat die Altheimerin eine Rolle eingenommen, die einer Archäologin nicht unähnlich ist. Für den Dokumentarfilm "Cloudy Memories" grub sie sich tief in die eigene Familiengeschichte von sich und ihrer Schwester (22), ihrer Mama (62) und ihrer an Demenz erkrankten Oma. Die ältere Enkelin hatte – nach zehn Jahren, in denen sie kaum daheim war – große Sehnsucht, "mehr über meine Oma zu erfahren".
"Ich hätte den Film nicht später drehen können, weil man heute kaum mehr ein Wort mit ihr wechseln kann", sagt Friedl. Entstanden ist aus diesen Begegnungen, die Friedl in der Pandemie zwei Monate zurück nach Hause führten, ein Film, "der die Geschichte über drei Generationen und das Ausbrechen aus der Rolle der Kümmerin erzählt, und in dem es um familiäre Muster und Traumata geht, die von Generation zu Generation weitergegeben werden". Die Pflege der Oma prallt dabei als Thema auf den erstarkenden Feminismus und den Wunsch der Enkelinnen, gegen jegliches Schweigen anzugehen, speziell auf dem Land.
Wird Friedl automatisch ihre Mutter pflegen, wie diese es bei der Oma tut und wie ihre Großmutter es bei deren Schwiegermutter tat? Im Film sagt sie zu ihrer Mama: "Ich werde dich nicht pflegen wollen." Aber dabei, sagt sie im Gespräch, schwinge immer ein "Vielleicht doch?" mit. "Viele denken sich sicher, sie wären lieber auf einer Insel, als das zu tun." Aber aus Scham, Verantwortung und auch aus Liebe würde kaum einer darüber sprechen.
Auch Friedls Mutter wollte schon einfach "nur weg" und Freiraum haben. "Sie hat sich eines gefragt: Wieso soll sich die Frau immer um alles kümmern?" In ihrem Fall seien das die Kinder, der Haushalt, das Kochen gewesen, jetzt die Hunde und "die Oma". Die Pflege alternder Angehöriger bleibe halt "meistens an den Frauen hängen", sagt Friedl.
Der Dreh war schmerzhaft für sie, weil es "unglaublich wehtut", zu erleben, wie ein geliebter Mensch verschwinde. In den Interviews mit ihrer Mama habe sie Aufwühlendes über ihre Oma erfahren und erkannt, wie deren Mutter-Kind-Beziehung ihre eigene Erziehung beeinflusste.
Mutter und Oma lernte sie durch den Dreh aber einmal mehr als echte, weil fehlbare Menschen kennen, "die nicht alles können und wissen". Dabei bietet "Cloudy Memories" heitere Momente und Situationskomik.
"Ich wollte den Film gleichermaßen traurig wie lustig machen. Aber so, dass die Menschen mit uns lachen und nie über uns."
Infos
Isabella Friedl zog mit 17 aus und lebte, studierte und arbeitete seitdem u. a. in Wien, der Schweiz, Neuseeland, Belize, wo sie mit den Maya arbeitete, und Italien.
„Cloudy Memories“ feiert heute beim „Crossing Europe“ (14.15, Central) Österreich-Premiere.
Warum sich Frauen immer um alles kümmern, hat meines Erachtens zwei Hauptgründe: 1) können Frauen viel besser organisieren als Männer; und 2) denken Frauen viel umfassender! Es hat schon einen Grund, warum die meisten Sekretärinnen Frauen sind! Ungerecht ist allerdings, dass sie für ihre Fähigkeiten viel zu schlecht entlohnt werden.
Nun, dann passt ja eh alles und jeder ist an dem Platz, den er/sie auch ausfüllen kann. Nur weiter so, meine Damen!