Aufgedeckt: Nostalgie in Sonnberg
In Steinbach am Ziehberg taucht man im Gasthaus Krapfenmühle in die Kindheit ein
Es ist kein Geheimnis, dass Gastronomen etwas schnaufen müssen. Speziell am Land herrscht unter der Woche Flaute, und am Wochenende weht ein Orkan an Gästen durch die Gaststuben. Das Ergebnis ist oft bitter – viele Wirte legen aufgrund der dünnen Personaldecke und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen den Kochlöffel zur Seite.
Es gibt aber auch Dorfwirtshäuser, die sich dagegenstellen, und Gemeinden, in denen es mit der Gastronomie funktioniert. Wie im schmucken Steinbach am Ziehberg, das von prächtigen Almen und idyllischen Wanderwegen umgeben ist. Zwei Wirtshäuser gibt es, und das unverändert seit 30 Jahren.
Eines davon ist die Krapfenmühle, die an sechs Tagen in der Woche warme Speisen zu Mittag offeriert. Am Abend darf kalt gejausnet werden, außer man kündigt vorher eine Gruppe an, was von Wanderern gerne in Anspruch genommen wird.
Im Gasthaus läuft es beschaulich und verschlafen ab, einzig ein blonder Knirps saust fidel durch die nostalgische Stube, die an die 80er Jahre erinnert: Bänke mit rot gestreiftem Stoff bezogen, gelbe Vorhänge und dunkle Holztramdecken.
"Sicher sind auch die Stammtische weniger geworden", erzählt Katrin Ratzinger, die mit ihrem Mann Wolfgang das Wirtshaus führt. Der steht mit seiner Mutter in der Küche und bewirtschaftet zusätzlich eine Landwirtschaft, aus der Fleisch für die Küche verwendet wird. Dazu bereichert Wild aus Eigenjagd die Speisekarte.
Schon beim Eintritt ins Wirtshaus nimmt man genüsslich Bratenduft wahr. Statt einer Karte werden die Tagesgerichte von Wirtin Katrin erklärt: Suppen gibt es, mit drei Einlagen zur Auswahl, dann Knödel mit lauwarmem Krautsalat, Filetspieß und Schnitzel. Am Sonntag wird frischer Schweinsbraten aus dem Rohr gezogen.
Die Rindssuppe ist dicht im Geschmack, liebevoll gewürzt, in der Essenz schwimmt ein Butternockerl (2,80 Euro) von wohliger Konsistenz und edlem buttrigen Geschmack.
Der Filetspieß vom Schwein (12,50 Euro) ist eine Reminiszenz an frühere Zeiten. Dazu Cocktailsauce, Bratkartoffeln und Kräuterbutter. Das Fleisch ist zart und angenehm gewürzt.
Die Knödel (9 Euro) können wahlweise mit Grammeln oder Selchfleisch bestellt werden. Beide Füllungen sind sehr gut, der Teig ist kompakt, der lauwarme Krautsalat ein Gedicht.
Nachspeisen stehen zwei zur Auswahl: Sachertorte und Streuselkuchen mit Zwetschken (2,80 Euro). Warm, flaumig, mit einer schönen Säure versehen. Schmeckt gut, wie damals. Da ist sie wieder – "die gute alte Zeit".
Krapfenmühle:
Kategorie: Gasthaus
Sonnberg 1, 4562 Steinbach/Ziehberg, 07582/7203, Ruhetag: Montag