Indischer Tycoon Adani wegen Korruption in den USA angeklagt
NEW YORK. Anklageschrift: Milliardenschweres Schmiergeld- und Betrugssystem in der Solarbranche
Der indische Milliardär Gautam Adani ist in den USA wegen seiner Rolle in einem mutmaßlichen milliardenschweren Schmiergeld- und Betrugssystem angeklagt worden. Der Vorsitzende des Adani-Konzerns soll zusammen mit sieben weiteren Beschuldigten rund 265 Millionen Dollar (250 Mio. Euro) an indische Regierungsbeamte gezahlt haben, um an lukrative Aufträge zu kommen, wie die US-Staatsanwaltschaft am Mittwoch in New York mitteilte.
Gegen Adani und seinen Neffen Sagar Adani wurde Haftbefehl erlassen. Wie aus Gerichtsunterlagen hervorging, will die Staatsanwaltschaft diese Haftbefehle an ausländische Strafverfolgungsbehörden weiterleiten.
Keiner der Angeklagten befinde sich in Haft, sagte ein Sprecher des US-Staatsanwalts Breon Peace in Brooklyn. Gautam Adani - mit einem Vermögen von knapp 70 Milliarden Dollar zweitreichster Mann Indiens - hält sich vermutlich in Indien auf. Die USA und Indien haben ein Auslieferungsabkommen. "Da ein Haftbefehl ausgestellt wurde, werden sich die US-Behörden über die indische Botschaft an die indische Regierung wenden müssen, um den Haftbefehl in Indien zu vollstrecken", sagte Debopriyo Moullik, ein in Neu-Delhi ansässiger Strafverteidiger. Er rechne damit, dass die Adani-Gruppe eine Abweisung der Anklage beantragen werde.
Adani Group wies Vorwürfe zurück
In einer Mitteilung wies die Adani Group die Vorwürfe zurück und bezeichnete sie als unbegründet. Man werde alle möglichen Rechtsmittel einlegen. Sagar Adani ist ein führender Manager bei Adani Green und derzeit dort zuständig für Strategie und Finanzen.
An der Börse reagierten die Anleger entsetzt: Die Aktien der Firmengruppe gingen auf Talfahrt, ein geplanter Anleihen-Verkauf der Tochter Adani Green Energy wurde abgesagt. Die Aktien des Flaggschiffunternehmens Adani Enterprises rutschten um 18 Prozent, Adani Green um 16 Prozent, Adani Ports um zwölf Prozent. Die zehn gelisteten Firmen der Adani-Gruppe kamen am Donnerstagmorgen auf eine Marktkapitalisierung von rund 141 Milliarden Dollar nach 169 Milliarden Dollar am Dienstag.
Die US-Strafverfolger werfen den Angeklagten vor, Schmiergelder bezahlt zu haben, um Projekte mit einem erwarteten Gewinn von rund zwei Milliarden Dollar über 20 Jahre zu ergattern. Zudem seien sie auf den Zuschlag für das größte indische Solarprojekt aus gewesen. Laut Anklageschrift bezeichneten einige Mitangeklagte Adani intern als "Numero uno" und "the big man".
Die US-Börsenaufsicht (SEC) knöpft sich die Adanis in einem parallelen Zivilverfahren vor. Gautam und Sagar Adani seien in Bestechungen bei der Begebung einer Anleihe in Höhe von 750 Millionen Dollar verwickelt gewesen, teilte die SEC mit. Rund 175 Millionen davon seien von US-Anlegern gekommen.
Vor knapp zwei Jahren war die Adani Group bereits ins Taumeln geraten, nachdem sich der US-Leerverkäufer Hindenburg Research kritisch zu dem Firmen-Konglomerat geäußert hatte. Er hatte in einem Bericht Zweifel an Zahlen zur Verschuldung und zu Vermögenswerten des Konglomerats geäußert. Zudem warf er Adani vor, Firmen aus Offshore-Steueroasen wie Mauritius und den karibischen Inseln missbräuchlich genutzt zu haben. Das hatte der Konzern zurückgewiesen.