Strom aus der Donau
Kraftwerk Jochenstein: Im Sommer 1956 ging mit dem Kraftwerk an der bayerisch-oberösterreichischen Grenze das erste Donaukraftwerk ans Netz; neun weitere folgten und bilden jetzt das Rückgrat der Stromversorgung.
- Kraftwerk Jochenstein: Im Sommer 1956 ging mit dem Kraftwerk an der bayerisch-oberösterreichischen Grenze das erste Donaukraftwerk ans Netz
- Neun weitere folgten und bilden jetzt das Rückgrat der Stromversorgung
Es war nicht nur eine technische Herausforderung, auch das politische Umfeld für den Bau dieses Kraftwerkes war eine Herausforderung. Österreich war noch von den Alliierten besetzt, die Not war groß, aber offenbar war die Aufbruchstimmung nach dem Krieg stark genug, um alle Widerstände zu überwinden.
Die politische Situation war auch der Grund, dass Jochenstein das bereits seit 1938 in Bau befindliche Kraftwerk Ybbs-Persenbeug „überholte“. Dieses lag in der russischen Besatzungszone und wurde erst 1959 fertig gebaut. Außerdem hatten die Russen viel mehr Interesse am Baumaterial und an der technischen Ausrüstung als daran, dass Österreich mit der Kraft der Donau Strom erzeugen konnte.
Jochenstein hatte den Vorteil, dass auf beiden Seiten der Donau die Amerikaner standen. Deshalb wurde dieses deutsch-österreichische Gemeinschaftsprojekt vorgezogen. Die Grenzlage erforderte es aber, dass das gesamte Baugelände als Enklave eingerichtet werden musste, um die Souveränität der beiden Staaten gewährleistet blieb.
Bemerkenswert ist aus heutiger Sicht auch, dass zwischen der Beschlussfassung Anfang 1952 und vollständigen Inbetriebnahme im August 1956 nur gut vier Jahre lagen. Dabei war der Bau nicht einfach. Das Kraftwerk musste in der sogenannten Nassbauweise errichtet werden (siehe Foto aus dem Jahr 1955). Die Hochwasserkatastrophe im Jahr 1954 richtete entsprechende Schäden an der Baustelle an. Laut einem OÖNachrichten-Bericht betrug die Verzögerung aber nur 50 Tage. In rascher Folge kamen neun weitere Donaukraftwerke dazu. Das jüngste ist jenes in der Wiener Freudenau, das 1998 fertig wurde. Zwei weitere waren noch geplant, scheiterten aber am Widerstand der Bevölkerung: eines in der Wachau und jenes in Hainburg östlich der Donau.
Die zehn Kraftwerke, die tatsächlich gebaut wurden, bilden das Rückgrat der österreichischen Stromversorgung. Ein Fünftel des in Österreich verbrauchten Stromes kommt aus den zehn Anlagen. „Das würde reichen, um alle Haushalte in Österreich zu versorgen“, sagt Verbund-Sprecher Florian Seidl. Dass die Donaukraftwerke „Goldgruben“ sind, will Seidl nicht hören. Sie seien die „Dauerläufer“ unter den Kraftwerken und lieferten kostengünstig die Grundlast für das heimische Stromnetz.
Was Jochenstein angeht, ist auch noch interessant, dass damals auch ein Pumpspeicherkraftwerk quasi als „Schwester“ des Laufkraftwerkes geplant war. Das soll jetzt entstehen. Der Pumpspeicher Riedl ist in der Genehmigungsphase. Ob die Anlage tatsächlich gebaut wird, ist wegen der Situation auf dem Strommarkt nicht sicher.
Nachgefragt bei Karl Maresch, Betriebsleiter
- Das Kraftwerk Jochenstein ist jetzt knapp 70 Jahre alt. Hat es ein Ablaufdatum?
Eigentlich nicht. Es hat noch die Originalausrüstung aus den 1950er-Jahren. Das waren damals moderne Maschinen. Man rechnet bei den Hauptkomponenten mit 100 Jahren Lebensdauer. - Könnte man mit einem Austausch den Wirkungsgrad des Kraftwerkes steigern?
Es würde sich nicht rechnen. Auch mit neuer Technik wäre der Wirkungsgrad kaum höher. - Ein Laufkraftwerk läuft praktisch von selbst. Was muss ein Betriebsleiter machen?
Das Kraftwerk muss selbstverständlich ständig gewartet werden. Rund 30 Mitarbeiter kümmern sich ständig um die Anlagen. Dazu gibt es natürlich auch administrative Aufgaben, wie etwa Berichte schreiben und Ähnliches. - Oberhalb von Jochenstein soll ein Pumpspeicherkraftwerk in Riedl entstehen. Was hat dieses Werk mit dem Donaukraftwerk zu tun?
Sehr viel. Dieses Pumpspeicherwerk war schon 1952 im Staatsvertrag zwischen Österreich und Deutschland enthalten. Damals glaubte man, dass der Strom aus dem Laufkraftwerk gar nicht verbraucht werden könnte. Der überschüssige Strom hätte dann zum Pumpen verwendet werden sollen. Das war dann aber lange kein Thema mehr. Jetzt soll der Pumpspeicher dazu dienen, Überschuss-Strom aus erneuerbaren Quellen zu speichern. Derzeit ist das aber nicht wirtschaftlich.