Teenager in der Alko-Falle
Immer mehr Kinder und Jugendliche landen mit der Diagnose „Alkoholintoxikation“ im Krankenhaus. Am Osterwochenende waren es alleine in der Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz acht schwer alkoholisierte Burschen und Mädchen.
„In der Hälfte der Fälle verhalten sich Eltern allerdings gleichgültig oder meinen, dass es ihrem Kind recht geschieht“, sagt Oberarzt Rudolf Schwarz von der Landes-Frauen- und Kinderklinik (LFKK). Der Kinderarzt wirkt betroffen: Am Osterwochenende mussten acht Kinder und Jugendliche aufgenommen werden. „Früher hatten wir das nur in den Ferien oder zur Zeugniszeit. Jetzt ist das jedes Wochenende so. Die Situation ist heute so dramatisch, wie sie die Medien in den letzten Jahren dargestellt haben. Da muss sich dringend etwas ändern“, sagt Schwarz. Denn gerade den ganz Jungen fällt es schwer, Gefahren richtig einzuschätzen:
1 Unfallgefahr: Bereits ab 0,4 Promille leidet die Bewegungskoordination, sind vor allem Zweiradlenker nicht mehr fahrtüchtig. Selbstkritik und Urteilsvermögen sinken. Ab 0,6 bis 0,7 Promille sind Nacht-sehfähigkeit und optische Reaktion stark beeinträchtigt.
2 Vergewaltigungsgefahr: Alkohol enthemmt (bereits ab 0,5 Promille). Viele Vergewaltigungen passieren unter Alkoholeinfluss – der Täter und/oder der Opfer. Auch Gewaltdelikte wie Schlägereien stehen oft in Zusammenhang mit übermäßigem Trinken.
3 Sturzgefahr: Im Rauschzustand (ab ein Promille) ist nur noch unsicheres Gehen und Stehen möglich. Weil die Schutzreflexe (zum Beispiel Abstützen beim Sturz) versagen, können sich sogar junge Menschen beim Sturz lebensbedrohliche Verletzungen zuziehen.
4 Erstickungsgefahr: Der Körper reagiert als Schutzmechanismus gegen das Nervengift Alkohol mit Erbrechen. Der Betroffene kann jedoch an Erbrochenem ersticken. (In stabile Seitenlage bringen!)
5 Erfrierungsgefahr: Bereits ab zwei Promille können Verwirrtheit, Gedächtnis- und Bewusstseinsstörungen, Erbrechen, Muskelerschlaffung und erste Anzeichen von Atembeschwerden auftreten. Wer bei tiefen Temperaturen so liegenbleibt, muss mit Unterkühlung und im schlimmsten Fall sogar mit Erfrieren rechnen.
6 Koma-Gefahr: Ab drei Promille drohen tiefe Lähmung, flache Atmung, Übergang ins Koma (tiefe Bewusstlosigkeit). Es kann passieren, dass ein Patient, der ins Koma fällt, nicht mehr aufwacht, im schlimmsten Fall drohen Atemlähmung und Tod. Dieses Stadium wird vor allem erreicht, wenn sehr schnell Hochprozentiges „hinuntergestürzt“ wird und der Körper nicht rechtzeitig zum Schutz mit Übelkeit, Erbrechen und Einschlafen reagiert.
7 Suchtgefahr: Bereits der erste Kontakt mit Alkohol kann süchtig machen. Bedenklich ist, wenn Betroffene ein starkes Bedürfnis nach Alkohol verspüren, immer mehr trinken, um die erwünschte Wirkung zu erzielen und wenn sie mehr Alkohol konsumieren, als sie eigentlich vorhatten.
Eine Studie der Grazer Uni-Kinderklinik zeigt, dass auch immer mehr Mädchen und schon 11-Jährige vom Trend des Komasaufens betroffen sind. Der durchschnittliche Alkoholspiegel lag dort bei Eingelieferten zirka bei zwei Promille.
Bis zu 3,3 Promille AlkoholIn Oberösterreich ist die Situation ähnlich. In der LFKK lag der Höchstwert heuer bei 3,3 Promille – bei einer erst 15-jährigen Patientin. Das Land Oberösterreich ließ in den vergangenen Monaten junge Patienten mit Alkoholintoxikation in Krankenhäusern über ihre Beweggründe befragen. Die Daten fließen in eine noch in Arbeit befindliche Studie ein. Sie soll klären, warum es bei Teenagern immer öfter zu Alkoholexzessen kommt.
Die Gebietskrankenkasse Oberösterreich befragt Jugendliche, woher sie den Alkohol haben, um schwarzen Schafen aus Gastronomie und Einzelhandel auf die Schliche zu kommen. „Billigangebote in Lokalen, bei denen zum Beispiel um einen Euro beliebige Mengen Alkoholika getrunken werden können, dienen oft als Einstieg. Das muss verboten werden“, sagt Schwarz.
Info: Institut Suchtprävention, pro mente OÖ: „Über Alkohol reden. Was Eltern wissen sollten.“, www.praevention.at