170 Millionen Euro: Spatenstich für die neue Justizanstalt in Klagenfurt
KLAGENFURT. Das Objekt nördlich des Flughafens ersetzt das veraltete Gefängnis in der Innenstadt
Kärnten bekommt eine neue Justizanstalt. Im Auftrag des Ministeriums errichtet die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) in Klagenfurt nahe dem Flughafen einen Neubau. Rund 170 Millionen Euro fließen. Kürzlich erfolgte der Spatenstich, 425 Häftlinge sollen Platz finden, die Fertigstellung ist Ende 2027 geplant.
Das neue Gebäude mit rund 24.400 Quadratmetern Nettoraumfläche ist sternenförmig mit fünf "Armen" angelegt. In vier Armen sind die Häftlinge untergebracht, der fünfte beherbergt einen Mehrzwecksaal, die Krankenstation, die Großküche und eine Bibliothek. Die Räume für die Häftlinge sind jeweils nur an einer Fassadenseite angesiedelt, damit keine Sichtverbindung zwischen den verschiedenen Teilen möglich ist. Jeder Arm verfüge zudem über dieselben allgemeinen Bereiche wie Schulungsräume, Teeküchen und Freizeiträume, heißt es.
Planerische Herausforderungen
"Dieses große Bauvorhaben ist ein bedeutender Konjunkturimpuls, durch den zahlreiche Arbeitsplätze gesichert werden, und ein Großbauprojekt, das die BIG mit ihrer Expertise umsetzen kann. Es ist ein richtungweisender Bau, bei dem besonderer Wert auf architektonische und auf ökologische-nachhaltige Qualität gelegt wird", sagt Gerald Beck, Geschäftsführer der BIG. Für die Realisierung des Projekts erhielt das Grazer Architekturbüro Zinterl ZT GmbH den Zuschlag. Das Großbauvorhaben bringe technische und planerische Herausforderungen mit sich. So werde man 100 Tiefenbohrungen vornehmen, um die Erdwärme zu nutzen. Langfristiges Ziel sei die autarke Versorgung ohne fossile Energieträger. Dazu soll in Klagenfurt auch eine 750 Kilowattpeak-Photovoltaikanlage beitragen.
Justizministerin Alma Zadic von den Grünen sagte, der Neubau werde hinsichtlich Energieeffizienz, Sicherheit und Arbeitsplatzqualität neue Standards für Justizanstalten in Österreich setzen.
Die neue Justizanstalt stehe Beck zufolge für eine "nachhaltige Verbesserung unserer Gesellschaft", sie sei ein "sicherer, modernerer, an den Menschenrechten orientierter Bau". Die alte in der Klagenfurter Innenstadt werde dann mehr Platz für Landesgericht und Staatsanwaltschaft bieten. Dass die neue Justizanstalt sternförmig sei, entspreche einer Neuinterpretation des pennsylvanischen Haftsystems, sagt Friedrich König, Generaldirektor für Straf- und Maßnahmenvollzug. "Viele kennen das vielleicht aus Film und Fernsehen, wie früher, nicht nur in den Vereinigten Staaten Pennsylvania, aber auch in Europa ein Gefängnis sternförmig errichtet wurde. Hier haben wir eine Neuinterpretation dieses Systems: Die ,Finger‘ ermöglichen uns in vielerlei Hinsicht ideale Voraussetzungen, um das Personal optimal einzusetzen und gleichzeitig pro ,Finger‘ unterschiedliche Vollzugsformen zu etablieren und von der Mitte zentral auch alles überwachen zu können." Das ergebe Vorteile auf allen Ebenen.