Trauer um Hannes Androsch: "Österreich verliert einen großen Denker"
ALTAUSSEE/WIEN. Der Industrielle und ehemalige SPÖ-Spitzenpolitiker Hannes Androsch ist am Mittwoch im Alter von 86 Jahren gestorben. Die Trauer geht über alle Parteigrenzen hinweg.
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Die Androsch Privatstiftung informierte am späten Mittwochnachmittag über den unerwarteten Todesfall. "Unsere Gedanken sind bei seinen trauernden Angehörigen", hieß es von der Stiftung. Androsch war seinerzeit SPÖ-Finanzminister und galt als "Thronfolger" von SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky, bevor er in Ungnade fiel und als Industrieller eine zweite Karriere begann.
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Androsch wurde vom damaligen SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky 1970 zum bis dahin jüngsten Finanzminister der Republik gekürt und wenige Jahre danach zum Vizekanzler befördert. Er galt als offensichtlicher Nachfolger Kreiskys, bis sich die beiden Politiker überwarfen. Androsch schied Anfang 1981 nach 14 Jahren als Nationalratsabgeordneter aus der Politik aus und wurde zunächst Direktor der Creditanstalt.
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1988 musste er nach einer rechtskräftigen Verurteilung wegen falscher Zeugenaussage aus der Bank ausscheiden. Danach startete er seine Karriere als Industrieller, insbesondere mit einer Beteiligung am Leiterplattenhersteller AT&S und an den Salinen Österreich. Daneben entwickelte er sich zunehmend zur lauten Stimme für mehr Forschung und mehr Bildung in Österreich und blieb ein lautstarker Kritiker der heimischen Politik - unabhängig von Parteizugehörigkeiten. Zuletzt lebte Androsch in Altaussee im steirischen Salzkammergut.
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Trauer über die Parteigrenzen hinweg
Die Trauer um Androsch geht daher auch über alle Parteigrenzen hinweg. "Androsch war als Manager und Unternehmer erfolgreich. In den letzten Jahren war er ein unermüdlicher Mahner für Reformen in der Schul- und Bildungspolitik. Hannes Androsch zeigte Präsenz bis zum letzten Atemzug. Er war eine Persönlichkeit, die fehlen wird. Sein plötzlicher Tod macht mich tief betroffen", so Bundespräsident Alexander van der Bellen.
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"Österreich trauert um Hannes Androsch. Er war langjähriger Finanzminister und ist zeit seines Lebens ein hochpolitischer Mensch und zudem ein höchst erfolgreicher Unternehmer gewesen. Ich werde die Gespräche und den Gedankenaustausch mit ihm vermissen! Ruhe in Frieden!", schreibt Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Abend.
Das Nationalratspräsidium kondolierte in einer gemeinsamen Aussendung. "Der Tod von Hannes Androsch ist ein großer Verlust für Österreich", sagte Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ). Androsch habe sich Androsch habe "stets als Unternehmer und nie als Unterlasser verstanden" und war "für mich ein klassischer 'Homo politicus', der Österreichs Wirtschaftspolitik immer im Fokus hatte", so Zweiter Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP). "Mit Hannes Androsch verliert unser Land einen innovativen Industriellen und einen Sozialdemokraten mit Weitblick und Tiefgang", schreibt Dritte Nationalratspräsidentin Doris Bures.
"Persönlichkeit mit Haus- und Sachverstand"
"Mit Hannes Androsch verliert Österreich eine Persönlichkeit, die unsere Republik entscheidend geprägt hat", schreibt FPÖ-Chef Herbert Kickl. Androsch sei abseits unterschiedlicher politischer Standpunkte eine "Persönlichkeit mit großem Haus- und Sachverstand" und ein "politischer Pragmatiker", der Kritik auch dann nicht scheute, "wenn es seine eigene politische Heimat betraf. Auch das zeichnete den großen Österreicher Hannes Androsch aus."
"Hannes Androsch hat als Bruno Kreiskys Finanzminister das sozialreformerische und wirtschaftspolitische Großprogramm der Sozialdemokratie der 1970er-Jahre maßgeblich geprägt und dazu beigetragen, Österreich zu einem modernen Industriestaat zu machen", sagt SPÖ-Bundesparteivorsitzender Andreas Babler.
"Als Finanzminister in schwierigen Zeiten hat er bewiesen, dass soziales Denken und wirtschaftlicher Pragmatismus keine Gegensätze sein müssen", meint Grünen-Chef Werner Kogler und nannte Androsch "einen der klügsten Köpfe, der unser Land sowohl politisch als auch wirtschaftlich nachhaltig geprägt hat".
Die Zukunft im Blick
"Finde es sehr traurig, dass Hannes Androsch gestorben ist. Bis zum Schluss hat er immer die Zukunft Österreichs im Blick gehabt. Egal ob Bildung, Forschung oder Infrastruktur: er hat nach vorne geschaut. Seinen Rat werde ich vermissen", schreibt Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Für die NEOS kommentierte Sepp Schellhorn auf X launig: "Ich habe ihn sehr geschätzt und gemocht! Auf a Glaserl und a Hühnersuppe dann drüben, lieber Hannes".
"Mit Hannes Androsch ist heute ein bedeutender österreichischer Unternehmer und Vordenker verstorben. Neben vielen anderen Funktionen war er zuletzt vor allem als Unternehmer und Investor eine prägende Kraft für die heimische Wirtschaft. Sein unermüdliches Engagement und sein Gespür für Innovation haben nicht nur zahlreiche Projekte und Unternehmen, sondern auch den Standort Österreich nachhaltig positiv beeinflusst", schreibt Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP).
Engagement für Wahlheimat Ausseerland
"Hannes Androsch war ein ganz großer Österreicher, der als Wahlsteirer unglaublich viel für unser Land getan hat. Von der Salinen Austria AG über den Leitbetrieb AT&S bis hin zu den Loser Bergbahnen hat er mit seinem Engagement ganze Regionen der Steiermark und insbesondere das Ausseerland geprägt. Ich bin Hannes Androsch unendlich dankbar für all seine Leistungen für die Steiermark und für viele freundschaftliche Begegnungen und Gespräche", schreibt der scheidende steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP).
"Mit Hannes Androsch ist einer der letzten Politiker des 'alten Schlages' von uns gegangen. Seine Weltsicht und sein Bemühen um das heimische Bildungssystem sowie sein einzigartiges wirtschaftliches Gespür hinterließen auch in der Steiermark viele positive Spuren. Insbesondere seine wirtschaftlichen Erfolge haben in der Grünen Mark viele Arbeitsplätze gesichert und geschaffen. Seine scharfsinnigen und teils kritischen Beiträge zum tagespolitischen Geschehen werden zweifelsohne fehlen", schreibt FPÖ-Steiermark-Chef Mario Kunasek über den in Wien aufgewachsenen "Wahl-Steirer" Androsch.
"Er war ein Mann, dem die Zukunft seiner Heimat ein Herzensanliegen war. Er hat sich bis zuletzt mit den großen Zukunftsthemen unseres Landes beschäftigt - immer leidenschaftlich und kritisch, immer reflektiert und mit viel Weitblick. Hannes Androsch war ein ganz Großer. Er wird dieser Republik fehlen", schreibt Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
Freund und Förderer des Landes Oberösterreich
"Österreich verliert mit ihm eine der herausragendsten Persönlichkeiten seiner politischen und wirtschaftlichen Geschichte. Sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Bildung und Chancengerechtigkeit bleibt unvergessen und wird über Generationen hinweg nachwirken", so Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).
"Hannes Androsch war eine der prägendsten Persönlichkeiten der österreichischen Politik und Wirtschaft, ein großer Sozialdemokrat. Als Finanzminister und Vizekanzler trug er maßgeblich zur Modernisierung des Landes bei. Besonders seine Initiativen zur Förderung der Wissenschaft und Forschung sowie sein Engagement für ein starkes, zukunftsfähiges Österreich bleiben unvergessen", schreibt Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).
"Hannes Androsch war ein großer Freund und Förderer des Landes Oberösterreich. Mit seinem Tod verliert Österreich einen großen Denker und eine der herausragenden Politik-Persönlichkeiten der Zweiten Republik", schreibt Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).
Kämpfer für Bildung, Forschung, Innovation
"Mit Hannes Androsch verliert Österreich eine große Persönlichkeit der Zweiten Republik – ob als Politiker, bedeutender Industrieller oder unermüdlicher Vorkämpfer für Bildung, Forschung und Innovation. Mit seinem Weitblick, seiner Tatkraft und seiner Leidenschaft hat er nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft positiv geprägt und gestaltet", so Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Karlheinz Kopf, Generalsekretär der WKÖ (beide ÖVP).
"Mit großem Respekt verabschieden wir uns von einem außergewöhnlichen Menschen, Politiker und Unternehmer. Er verstand es wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen auf kluge Weise zu verbinden. Als Kämpfer für Bildung und Forschung in Österreich erkannte er früh, dass die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes von der Qualifikation seiner Menschen abhängt. Besonders seine Verdienste um das AIT werden unvergessen bleiben und wirken noch lange nach", heißt es in einer Aussendung der Industriellenvereinigung.
"Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs (ASBÖ) trauert um seinen langjährigen Präsidenten und Ehrenpräsidenten. Mit seinem Tod verliert nicht nur der Samariterbund, sondern die gesamte Gesellschaft eine herausragende Persönlichkeit, deren Wirken in vielen Bereichen tiefe Spuren hinterlassen hat", schreibt der Samariterbund.